Trotz schwierigem Fundraising-Markt

EQT startet einen der größten Buy-out-Fonds aller Zeiten

Die Private-Equity-Branche als Ganzes tut sich schwer mit dem Einwerben neuer Kapitalzusagen. Doch EQT hat jetzt für den neuen Fonds 22 Mrd. Euro eingesammelt. Es handelt sich damit um einen der größten Buy-out-Fonds aller Zeiten.

EQT startet einen der größten Buy-out-Fonds aller Zeiten

EQT legt Megafonds für Buy-outs auf

Ausstieg des schwedischen Finanzinvestors beim familiengeführten Medizintechnikkonzern Ottobock steht kurz bevor

Die Private-Equity-Branche als Ganzes tut sich schwer mit dem Einwerben neuer Kapitalzusagen. Großinvestoren haben oft schon die gesetzlich vorgeschriebenen oder selbst gesetzten Obergrenzen für den Anteil von Private Equity erreicht. Doch EQT hat jetzt für den neuen Fonds 22 Mrd. Euro eingesammelt.

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Der schwedische Finanzinvestor EQT hat für seinen bisher größten Private-Equity-Fonds 22 Mrd. Euro (24 Mrd. Dollar) eingeworben und sich damit in einem für die gesamte Branche schwierigen Fundraising-Markt im Vergleich zur Konkurrenz besser geschlagen. Allerdings musste auch EQT um einen Aufschub von sechs Monaten bitten. „Es gibt eine brutale Auswahl durch die Investoren, von denen viele auch die Zahl der Fonds reduzieren, in die sie überhaupt noch investieren“, sagte Johannes Reichel, EQT-Deutschlandchef und Head Central & Southern Europe, der Börsen-Zeitung. „Deshalb sind wir sehr froh und stolz über das hervorragende Ergebnis und konzentrieren uns nun auf gute Investments.“ 70% der Investoren waren schon im Vorgängerfonds dabei. Der neue Fonds konzentriert sich auf Europa und Nordamerika. Für Asien hatte EQT vor einiger Zeit Barings dazugekauft.

Der neue Fonds ist bereits zu rund einem Drittel investiert und hat unter anderem das schwedische Unternehmen für medizinische Fracht Envirotainer und den britischen Hersteller von Tierarzneimitteln Dechra Pharmaceuticals erworben. „Investiert wird vom neuen Fonds vor allem in Healthcare, Technologie, Tech Enabled Services und Industrietechnologie“, erklärte Reichel.

Die Bahn-Logistik-Tochter Schenker, der Heizungsableser Techem oder die Datenzentren des Regionalversorgers Mainova, die gerade in Deutschland zum Verkauf stehen, passen in diese Kategorien nicht so gut. Interessiert sein könnte EQT grundsätzlich an der Enterprise-Management-Softwarefirma SER Group aus dem Portfolio des Konkurrenten Carlyle, für die in Kürze unverbindliche Offerten abgegeben werden sollen.

In Deutschland ist EQT für die Investments in die Linux-Softwarefirma Suse, den Medizintechnikkonzern Ottobock und die Deutsche Glasfaser bekannt. „Bei Suse haben wir das Take Private im November hinter uns gebracht und werden erst in ein oder zwei Jahren wieder über einen Exit nachdenken“, sagte Reichel. „Suse hat seit unserem Einstieg Umsatz und Gewinn verdoppelt, und es eröffnen sich jetzt neue Wachstumschancen, weil Konkurrenten wie IBM Red Hat von Open Source auf Closed Source umstellen.“

Galderma-IPO folgt Douglas

Auch bei der Familienfirma Ottobock, die lange Zeit an die Börse bringen wollte, zeigt sich Reichel guter Dinge: Familienpatriarch Hans Georg Näder will EQT die Anteile abkaufen, damit Ottobock wieder zum reinen Familienunternehmen wird – ähnlich wie vor einigen Monaten die Familie Messer den Finanzinvestor CVC bei dem Industriegasekonzern wieder herauskaufte. „Es schmerzt uns zwar, dass in den vergangenen zwei Jahren wegen des Ukraine-Kriegs und wegen der Zinserhöhungen kein Ottobock-Börsengang möglich war“, sagte Reichel. „Wir haben jetzt eine gute Lösung für unsere Partnerschaft und arbeiten gemeinsam daran, diese erfolgreich abzuschließen.“

Zudem steht der Exit bei der ehemaligen Nestlé-Hautpflegesparte Galderma bevor. „Bei Galderma ist ein Börsengang nur eine von mehreren möglichen Exit-Optionen“, betonte Reichel. Vermutlich hängen die IPO-Pläne für Galderma auch stark davon ab, ob sich die deutsche Parfümeriekette Douglas aus dem Bestand von CVC mit der „Intention to float“ aus der Deckung wagt.

In jedem Fall soll der neue EQT-Fonds nicht dazu dienen, solche Unternehmensbeteiligungen, bei denen der Exit nicht gelungen ist, in das Portfolio aufzunehmen. „Continuation Funds sind ein Werkzeug, das in Einzelsituationen interessant sein kann für die Private-Equity-Branche“, sagte Reichel. „Bei Investoren darf aber auf keinen Fall der Eindruck aufkommen, dass es sich da um eine Resterampe handelt, um schwache Fund-Performance zu kaschieren.“