Private Equity

Private Equity zapft Privatanleger an

Für Private-Equity-Firmen war das Fundraising bei institutionellen Investoren zuletzt schwierig. Jetzt wenden sich die Finanzinvestoren den Privatanlegern zu, um die Lücke auszugleichen. Das Mittel dazu sind die neuen Eltif-Fonds.

Private Equity zapft Privatanleger an

Private Equity zapft Privatanleger an

Eltif-Fonds gleichen Schwäche im Fundraising aus – Fintech Moonfare aus Berlin setzt auf die neuen Vehikel – Rothschild skeptisch

cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Dass Private Equity den Reichen vorbehalten ist, hat sich spätestens Anfang 2024 mit der Einführung einer modernisierten Variante der Eltif-Fonds geändert. Für die Private-Equity-Branche kommen die „European Long-Term Investment Funds“ zum richtigen Zeitpunkt, um die Schwäche beim Fundraising auszugleichen. Institutionelle Investoren zögern mit neuen Investments, weil sie die selbst gesetzten oder vom Gesetz vorgegebenen Obergrenzen für den Anteil von Private Equity in ihrem Portfolio schon erreicht oder überschritten haben – und weil ihnen Rückflüsse aus ihren Investments fehlen, da die Finanzinvestoren ihre Beteiligungen zurzeit bei hohen Zinsen nicht zu den bilanzierten Bewertungen losbekommen.

Moonfare startet eigene Eltif-Strategie

Das Berliner Start-up Moonfare beispielsweise – eine digitale Private-Equity-Investorenplattform, die rund 2,7 Mrd. Euro Vermögen von Kleinanlegern in den Fonds von Branchenriesen wie KKR untergebracht hat – startet eine eigene Eltif-Strategie in Erwartung der starken Nachfrage nach Inkrafttreten der neuen Eltif-Verordnung im Januar. „Die Eltif-Strategie von Moonfare ist eines der ersten auf Private Equity basierenden Eltif-Programme im Rahmen der neuen EU-Vorschriften und soll Privatanlegern unter bestimmten Voraussetzungen Zugang zu erstklassigen globalen Private-Equity-Anlagen bieten“, sagt Moonfare-Gründer Steffen Pauls. „Die Strategie umfasst Investitionen in Private-Equity-Fonds von Drittanbietern sowie Co-Investitionen in profitable Unternehmen.“ Der Mindestanlagebetrag werde für Deutschland bei 10.000 Euro liegen. Vor der Gründung von Moonfare im Jahr 2016 war Pauls als Managing Director bei KKR für den deutschen Markt verantwortlich. Vergleichbare Konkurrenten von Moonfare sind die digitalen Vermögensverwalter iCapital aus der Schweiz und Liqid aus Berlin.

50 Prozent Wachstum

Laut einer Studie der Fondsratingagentur Scope ist der Eltif-Markt im Jahr 2022 um 50% gewachsen. Ende 2022 lag das Volumen bei 11,3 Mrd. Euro, nachdem 4 Mrd. Euro zugeflossen waren. Das Kapital war gleichgewichtig verteilt auf Private Equity, Infrastruktur und Private Debt. Ende 2022 standen den Anlegern insgesamt 77 Eltifs zur Verfügung, 23 mehr als im Jahr 2021, darunter sieben neue Anbieter. Assetmanager, die viele Eltifs bereitstellen, waren Amundi, Azimut, Blackrock, Commerz Real, Generali Investments, Eurazeo und Muzinich.

Die Änderungen der EU-Gesetzgebung, die unter anderem den Mindestanlagebetrag für Eltifs abgeschafft haben, dürften dem Markt laut Scope weiteren Schwung verleihen. Bei manchen Branchenexperten trifft die Öffnung von Private Equity für jedermann jedoch auf Skepsis. „Es wird viel über eine Demokratisierung von Private Equity gesprochen“, sagte Markus Rohn, Leiter Private Investment Office im Rothschild & Co Wealth Management, der Börsen-Zeitung. „Dabei ist es ein möglicher Weg, es General Partnern mit Eltif-Fondsstrukturen zu überlassen, Privatanleger in den Markt zu holen.“ Private könnten aber schwer mit dem Illiquiditätsrisiko und dem Selektionsrisiko von Private Equity umgehen. „Nach Gebühren wird nicht viel von der risikoadjustierten Rendite übrigbleiben.“ Besser noch wäre nach Einschätzung Rohns eine echte Demokratisierung der Privatmarktanlagen. „Das würde bedeuten, dass man institutionellen Anlegern wie Versicherern oder Pensionsfonds höhere Private-Equity-Quoten erlaubt oder die Begrenzungen sogar ganz aufhebt, damit die großen Kapitalsammelstellen das von ihnen verwaltete Altersvorsorgevermögen besser diversifizieren und potenziell ertragreicher gestalten können als bisher“, sagt Rohn.

"Sinnvoller Bestandteil"

Sein Kollege Andreas Möller, Managing Director Rothschild & Co Wealth Management, glaubt, dass Privatmarktanlagen „auch für Privatanleger ein sinnvoller Bestandteil“ sein können. „Unsere Kunden fragen Private-Equity-Strategien auch zunehmend nach, um ihr Risiko zu streuen und zusätzlich eine ansehnliche Rendite zu erzielen“, sagt Möller. „Anleger sollten bei der Auswahl eines Fonds allerdings beachten, dass vor allem eine Investition in Fonds mit Renditen im oberen Quartil die gewünschte Kontribution auf Risiko- und Performanceseite erbringt.“ Neben diesem Kriterium sollten Anleger sich die entscheidende Frage stellen, zu welchen Privatmarktanlagen sie Zugang haben und wer ihnen als Partner zur Seite steht.

Rothschild & Co hat seit 2009 die Privatmarktanlagen der Familie Rothschild auch für andere Investoren geöffnet, darunter viele Family Offices von Unternehmern. Über eigene Fonds investiert Rothschild & Co als General Partner rund 24,5 Mrd. Euro Vermögen in Private Assets abseits der Börsen. Rund 14 Mrd. Euro gehen in Private-Equity-Investments, der Rest fließt in Private Debt.

Für Private-Equity-Firmen war das Fundraising bei institutionellen Investoren zuletzt schwierig. Jetzt wenden sich die Finanzinvestoren den Privatanlegern zu, um die Lücke auszugleichen. Das Mittel dazu sind die neuen Eltif-Fonds. Angeboten werden sie unter anderem vom digitalen Berliner Start-up Moonfare.

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