Probleme beim A320 reißen für Airbus nicht ab
Probleme beim A320 reißen für Airbus nicht ab
Mängel bei Rumpfverkleidungen könnten Auslieferungsziel von Airbus für 2025 gefährden
Probleme beim A320 reißen nicht ab
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Kaum hatte Airbus vermeldet, ein Softwareproblem bei rund 6.000 Mittelstreckenjets der A320-Familie weitestgehend in den Griff bekommen zu haben, musste der europäische Flugzeugbauer neue Probleme bei seinem mit Abstand wichtigsten Programm einräumen. Dabei gehe es um eine begrenzte Anzahl von einem Zulieferer stammende metallene A320-Rumpfverkleidungen, erklärte ein Airbus-Sprecher in einer Stellungnahme und bestätigte damit einen Bericht von „Reuters“. Der Ursprung des Problems sei identifiziert und behoben.
Investoren reagierten dennoch verschreckt, so dass die Airbus-Aktie Montag an der Börse von Paris um zeitweise mehr als 10% nachgab, bevor sie sich wieder erholte. Dennoch wies sie den größten Kursverlust innerhalb des CAC 40 aus. Airbus hatte auch mitgeteilt, wie immer bei Problemen der Zulieferkette einen konservativen Ansatz zu verfolgen und deshalb alle Maschinen zu inspizieren, die potentiell betroffen sein könnten, auch wenn dann nur bei einem Teil von ihnen weitere Arbeiten notwendig sein dürften. Die Probleme betreffen nur einen der beiden Zulieferer, von denen Airbus die A320-Rumpfverkleidungen bezieht. Das Unternehmen selber hat den Flugzeugbauer über den Mangel informiert, der die Sicherheit der Flugzeuge laut Airbus nicht beeinträchtigt.
Ungünstiger Zeitpunkt
Doch Branchenkenner fürchten, dass es wegen den neuen Problemen zu Verspätungen bei den Auslieferungen kommen könnte, deren Löwenanteil die A320-Familie ausmacht. Neue Verzögerungen kämen für den Boeing-Rivalen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, da er sich mitten im Endspurt befindet, um das selbstgesteckte Ziel erreichen zu können, 2025 rund 820 Flugzeuge auszuliefern, 7% mehr als 2024. Im Oktober hatte Airbus jedoch nur 78 Jets an Kunden übergeben, so dass sich die Auslieferungen Ende Oktober auf 585 beliefen.
Die Zahlen für November wird der Flugzeugbauer am 5. Dezember veröffentlichen. Die Auslieferungen beliefen sich letzten Monat gerade mal auf 74, berichtet „Reuters“ unter Berufung auf Industriequellen. Die Probleme mit fehlenden Triebwerken sind dem Vernehmen nach noch nicht komplett behoben, so dass Airbus noch immer in der Branche als Segelflugzeuge bezeichnete Jets bei sich stehen hat, die mangels Triebwerken nicht ausgeliefert werden können. Der Flugzeugbauer will die A320-Produktion bis 2027 auf 75 Exemplare pro Monat steigern. Derzeit dürfte sie schätzungsweise bei rund 60 liegen.
Kaum Belastungen
Analysten reagierten recht gelassen auf die A320-Probleme. Airbus hatte Freitagabend mitgeteilt, dass es durch intensive, von der Sonne ausgelöste Partikelströme zu einer fehlerhaften Datenverarbeitung im A320 kommen könne, was für die Steuerung entscheidend sei. Der Flugzeugbauer hatte Kunden aufgefordert, sofort Maßnahmen zu ergreifen. Auslöser für die Lufttüchtigkeitsanweisung war ein Zwischenfall bei Jetblue im Oktober. Die Anweisung habe vielleicht zunächst dramatisch geklungen, dürfte den Konzern aber letztlich kaum belasten, meint Analyst Charles Armitage von Citigroup. Er kalkuliert die Kosten für die A320-Softwareprobleme auf weniger als 0,1% des Börsenwerts des Konzerns.
