Procter & Gamble kündigt Preiserhöhungen in USA an
Procter & Gamble kündigt Preiserhöhungen in USA an
800 Mill. Dollar Kosten durch Zölle im Geschäftsjahr erwartet
md Frankfurt
Procter & Gamble rechnet mit Kosten von jährlich bis zu 1 Mrd. Dollar vor Steuern durch die von den USA abgeschlossenen Zollabkommen. Die Belastungen im angelaufenen Geschäftsjahr 2025/26 (30. Juni) dürften sich auf etwa 800 Mill. Dollar nach Steuern belaufen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Gegenwind gebe es zudem durch höhere Rohstoffpreise sowie Zinskosten. Insgesamt rechnet der US-Konsumgüterkonzern mit Belastungen von 39 Cent für das bereinigte Ergebnis je Aktie.
P&G kündigte an, als Reaktion auf die durch Zölle anfallenden Mehrkosten die Preise für rund ein Viertel seiner Produkte auf dem Heimatmarkt und in Kanada noch in diesem Quartal zu erhöhen – laut Finanzvorstand Andre Schulten um einen mittleren einstelligen Prozentsatz. Betroffen seien Produkte mit Inhaltsstoffen, die nicht lokal bezogen werden können. Große US-Supermarktketten wie Walmart und Target seien bereits über die Pläne informiert. Neben Preiserhöhungen werde daran gearbeitet, die höheren Kostensteigerungen durch Produktivitätssteigerungen, eine Verlagerung der Warenbeschaffung und veränderte Rezepturen auszugleichen.
Der Markengigant Procter & Gamble:
Procter & Gamble gehört sowohl nach Umsatz als auch nach Marktkapitalisierung zu den größten Konsumgüterkonzernen der Welt. Zum umfangreichen Markenportfolio zählen u.a. Wasch- und Reinigungsmittel (Ariel, Dash, Lenor, Meister Proper, Swiffer, Vizir), Hygieneartikel (Always, Pampers) und Körperpflege- und Schönheitsprodukte (Braun, Gillette, Head & Shoulders, Olaz, Pantene).
Zahlen übertreffen Schätzungen
Im frühen Handel an Wall Street tendierte die P&G-Aktie mit rund 157 Dollar seitwärts. Die Marktkapitalisierung liegt umgerechnet bei knapp 320 Mrd. Euro. Unterstützung für den Kurs brachten die am Dienstag veröffentlichten Zahlen für das vierte Geschäftsquartal (30. Juni), denn sie lagen leicht über den Markterwartungen: Der Umsatz wurde im Vergleich zum Vorjahreswert um 2% auf 20,89 Mrd. Dollar gesteigert. Analysten hatten im Schnitt mit 20,82 Mrd. Dollar gerechnet. Der verwässerte Gewinn von 1,48 Dollar pro Aktie – ein Plus von 17% – lag ebenfalls über der Konsenserwartung.
Verhaltene Umsatzprognose
Für 2025/26 rechnet das Unternehmen mit einem stagnierenden bis 4% höheren bereinigten Ergebnis je Aktie von 6,83 bis 7,09 Dollar. In der Mitte der Spanne würde das 6,96 Dollar entsprechen. Analysten hatten bislang 6,99 Dollar je Aktie auf dem Zettel. Auch beim Umsatz erwartet das Unternehmen keine großen Sprünge und geht von einem organischen Wachstum von 0 bis 4% aus; dabei wird um Wechselkurseffekte sowie Käufe und Verkäufe von Unternehmensteilen bereinigt. Wie beim Gewinn je Aktie erwarteten die Research-Häuser mit 2,55% im Schnitt etwas mehr als den Mittelwert. Mit der breiten Zielspanne für den Jahresumsatz unterstreicht P&G auch die Volatilität und die Unsicherheit, denen US-Unternehmen – gerade im Konsumgüterbereich – unter US-Präsident Donald Trump ausgesetzt sind.
Im vergangenen Geschäftsjahr stagnierte der berichtete Umsatz bei 84,3 Mrd. Dollar. Organisch legte er den Angaben zufolge um 2% zu. Im vierten Quartal stiegen die Erlöse aus eigener Kraft ebenfalls um 2% und fielen damit etwas höher aus als die durchschnittliche Analystenschätzung. Unter dem Strich verdiente P&G 2024/25 mit 15,97 Mrd. Dollar 7% mehr als ein Jahr zuvor. Das bereinigte Ergebnis je Aktie fiel mit 6,51 Dollar (+8%) höher aus als vom Markt geschätzt. Das Unternehmen hatte Ende April wegen der US-Zollpolitik seine Prognosen gesenkt.
Der zuletzt wachstumsschwache Konzern legte im Juni ein Restrukturierungsprogramm auf, um die Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Auch das Portfolio soll durchforstet werden. Insgesamt sollen 7.000 Stellen gestrichen werden. P&G rechnet mit Umbaukosten von bis zu 1,6 Mrd. Dollar in den nächsten zwei Jahren.
An der Spitze von P&G kommt es zu wichtigen Veränderungen: COO Shailesh Jejurikar wird zum Jahreswechsel CEO, während Amtsinhaber Jon Moeller auf den Stuhl des Chairman wechselt.