Produktionsengpass bremst Swatch

Verzögerungen in der Fertigung von Uhrgehäusen belasten - Personal aufgestockt

Produktionsengpass bremst Swatch

dz Zürich – Die Swatch Group ist 2018 an einem Rekordjahr vorbeigeschlittert. Zwar gelang es dem weltgrößten Uhrenhersteller, den Umsatz um gut 6 % auf über 8,4 Mrd. sfr zu steigern, doch damit verfehlte er das bisherige Spitzenergebnis aus dem Jahr 2014 um 234 Mill. sfr.Konzernchef Nick Hayek klagte auf der Pressekonferenz im neuen Hauptsitz in Biel über schwere Lieferengpässe in der Eigenfertigung von Gehäusen, Zifferblättern und Zeigern im Segment der Luxusmarken Omega, Blancpain und Longines. Die teilweise mehrmonatigen Lieferrückstände hätten das Unternehmen einen Umsatzbeitrag in dreistelliger Millionenhöhe gekostet, heißt es im Geschäftsbericht. Am Rande der Pressekonferenz war von 300 Mill. sfr die Rede.Die Engpässe sind laut Hayek in der vertikal integrierten Produktionskette entstanden, die ganz auf die Strategie des “Swiss Made” ausgelegt ist. Unter den neuen, 2017 in Kraft getretenen Schweizer Ursprungsregeln, dem sogenannten “Swissness-Gesetz”, müssen die Herstellungskosten einer Uhr nachweislich zu 60 % schweizerischen Ursprungs sein. Zuvor genügten schon ein inländischer Wertanteil von 50 % am Uhrwerk sowie die Uhrenmontage und die Schlusskontrolle in der Schweiz. Die Swatch Group gehörte zu den härtesten Verfechterinnen der verschärften Ursprungsregeln. Hayek sagte, dass die Probleme bis zur Jahresmitte weitgehend behoben werden könnten. Kunden habe man durch diese Schwierigkeiten kaum verloren, meinte der CEO, dessen Familie zusammen mit einigen ihr nahestehenden Personen knapp 40 % der stimmberechtigten Aktien kontrolliert.Von einer Änderung der Produktionsstrategie will Hayek nichts wissen. Stattdessen kündigte er an, dass man die selbst gefertigten Komponenten in Zukunft noch viel stärker für den Eigengebrauch nutzen werde. Der große Mitbewerber Richemont werde in Zukunft keine Uhrwerke mehr von der Swatch Group beziehen können, sagte Hayek. Unter Verweis auf den Eigenbedarf wollte die Swatch Group die Lieferungen an Dritte schon vor einigen Jahren einstellen oder deutlich einschränken. Die Eidgenössische Wettbewerbskommission hatte den Konzern aber darauf verpflichtet, die Lieferungen für eine Übergangszeit fortzusetzen. Diese Frist geht im laufenden Jahr zu Ende. Ergebnis sinktEs sei zwingend nötig, dass auch andere Uhrenhersteller mehr in die Herstellung von Komponenten und Uhrwerken investierten, sagte der Patron mit einem unüberhörbaren Seitenhieb an die lokale Konkurrenz. 2018 investierte die Swatch Group 504 Mill. sfr in den Betrieb, darunter fielen laut Geschäftsbericht auch “massive Investitionen” in die Produktion in der Schweiz. Ein Hinweis darauf liefert auch die kräftige Zunahme des Personalbestandes um gut 1 760 Mitarbeiter. Allein in der Schweiz wurde um 1 350 auf 18 055 Beschäftigte aufgestockt.In Anbetracht der Produktionsprobleme zeigte sich Hayek zufrieden mit der im Berichtsjahr gezeigten Leistung, obschon der Gewinn von 845 Mill. sfr deutlich hinter dem Rekordjahr 2014 (1 416 Mill. sfr) zurückblieb. Unter den neuen Produkten hob der Konzern die im Januar mit großem Erfolg in der Schweiz in den Handel eingeführte Bezahluhr “Swatch Pay” hervor. Die Uhr kommt verspätet, aber offenbar nicht zu spät. Das erhofft sich Hayek auch von der neuartigen Batterie, an der die Tochtergesellschaft Belanos schon seit mehreren Jahren laboriert und die dereinst in Automobilen eingesetzt werden soll. Die Versuche mit den ersten Prototypen hätten aber gezeigt, dass der Vorsprung zu Konkurrenzprodukten noch nicht groß genug sei. Deshalb habe man sich nun entschieden, ein aufwendigeres und wohl auch teureres Verfahren einzusetzen. Hayek hofft, in ein bis zwei Jahren gute Ergebnisse zeigen zu können.