ProSiebenSat.1 gewinnt ZDF für Online-Plattform
jh München – Für sein Vorhaben, ein Gegengewicht zu Netflix und Amazon Prime Video aufzubauen, hat der Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat.1, Max Conze, das ZDF gewonnen. Auf dem Kapitalmarkttag in Unterföhring bei München berichtete Conze, gerade eine Vereinbarung mit der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt geschlossen zu haben. “Das ist ein guter und ermutigender Schritt”, sagte Conze.Das ZDF wird sein Programm in die Online-Plattform einbringen, die noch 7TV heißt. Um eine Partnerschaft im engeren Sinne handelt es sich nach Worten einer Sprecherin von ProSiebenSat.1 nicht. Für eine solche Erweiterung bräuchte 7TV eine Genehmigung des Bundeskartellamts. Die Wettbewerbsaufsicht hatte im Juli dem Gemeinschaftsunternehmen von ProSiebenSat.1 und dem US-amerikanischen Medienkonzern Discovery die Freigabe erteilt. Beide bieten seit einem Jahr gemeinsam Inhalte an und erweitern ihr Programm um Maxdome, das Video-on-Demand-Angebot von ProSiebenSat.1, und den Streaming-Dienst Eurosport Player von Discovery, der unter anderem Spiele der Fußball-Bundesliga zeigt. Zudem sind der Axel Springer Verlag mit dem Nachrichtensender Welt und N24 Doku dabei sowie Constantin Medien mit Sport 1. Einen Teil der Inhalte müssen Nutzer bezahlen.Bisher nutzen nach Conzes Angaben 2,5 Millionen Zuschauer die Plattform. Zwei Jahre nach dem Start mit dem vergrößerten Angebot, der nun für Mitte 2019 vorgesehen ist, sollen es 10 Millionen sein. “Wir arbeiten daran, mehr Partner hereinzuholen”, sagte Conze. Gespräche würden mit allen geführt. Kräfte zu bündeln sei ein kluger Weg, eine Alternative zu Netflix und Amazon zu schaffen.ARD und RTL reagierten bisher reserviert auf Conzes Idee. RTL ist dabei, das eigene Video-on-Demand-Angebot “TV Now” auszubauen. Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm verfolgt den Plan einer europäischen Plattform, an der sich neben Fernsehsendern Verlage und Institutionen aus Kultur und Wissenschaft beteiligen. Conze ist der Ansicht, man müsse jetzt handeln und im ersten Schritt ein Angebot für Deutschland aufbauen. Danach könne über Europa nachgedacht werden, indem etwa mit britischen und französischen Plattformen Synergien gehoben würden.Auf dem Kapitalmarkttag erläuterten Conze und andere Vorstände die veränderte Unternehmensstrategie, die er vor knapp einer Woche vorgestellt hatte (vgl. BZ vom 9. November). Unter anderem soll mehr in lokale Inhalte des Unterhaltungsprogramms investiert werden. Die Aktionäre erhalten deshalb künftig nur noch die Hälfte des Jahresgewinns.—– Wertberichtigt Seite 8