PSA und Fiat Chrysler besiegeln Fusion
Für die französische Opel-Mutter PSA ist die Stärke von Fiat Chrysler auf dem nordamerikanischen Markt ein wichtiger Grund für den geplanten Zusammenschluss. Opel und italienische Werke könnten die Verlierer der Fusion sein, die die Stellung der deutschen Marke in dem neuen Konzern schwächt, bl/wü Mailand/ Paris – Die am Mittwoch offiziell besiegelte Fusion von PSA und Fiat Chrysler (FCA) wird von der Politik in Frankreich und Italien begrüßt, doch Gewerkschaften und Branchenexperten befürchten negative Auswirkungen für Standorte in Deutschland und Italien. Der Zusammenschluss sei eine sehr gute Nachricht, erklärte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Frankreich hält über die staatliche Investmentbank Bpifrance 12,23 % des PSA-Kapitals, genau wie die Familie Peugeot und Dongfeng aus China. Dongfeng will vor Abschluss der Fusion 30,7 Millionen PSA-Aktien an die Opel-Mutter verkaufen, die dann annulliert werden, so dass sich ihr Anteil an der fusionierten Gruppe auf 4,5 % belaufen wird. Die Regierung von Donald Trump in den USA, wo FCA eine starke Stellung hat, begrüßt den Zusammenschluss grundsätzlich, will die Dongfeng-Rolle aber “sorgfältig” beobachten.Exor, die Holding der Fiat-Erben Agnelli, hält 28,7 % an FCA und soll 1,6 Mrd. Euro der von FCA vor der Fusion geplanten Sonderdividende von 5,5 Mrd. Euro sowie einen entsprechenden Anteil an der für 2019 geplanten Dividende von 1,1 Mrd. Euro bekommen. PSA will die 46-prozentige Beteiligung an dem Zulieferer Faurecia an ihre Anteilseigner weitergeben.Für die vier Großaktionäre des neuen Autoriesen soll nach Abschluss der Fusion ein Stillhalteabkommen von sieben Jahren gelten. Die Peugeots erhalten aber die Möglichkeit, ihre Beteiligung an der neuen Gruppe um 2,5 % durch Kauf von Aktien von Bpifrance, Dongfeng oder am Markt zu erhöhen. Die Beteiligungen der Peugeots, der Agnellis und von Bpifrance dürfen drei Jahre lang nicht übertragen werden. Die staatliche französische Investmentbank erhält jedoch die Erlaubnis, ihre Anteile zu verringern – auf 5 % an PSA oder 2,5 % an der neuen Gruppe.In Italien wird die Einigung auf den Zusammenschluss ebenfalls begrüßt, sowohl von Analysten als auch von der Politik. Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri erklärte, die Regierung sehe das Vorhaben positiv. Ein großer Konzern könne die Herausforderungen der Zukunft besser meistern. Nicht überraschend sieht FCA-CEO Mike Manley darin die Chance, “noch besser zu werden”. Zuletzt hatte es Befürchtungen gegeben, die US-Klage von General Motors gegen FCA wegen der angeblichen Bestechung von Gewerkschaftsmitgliedern sowie eine Milliardennachforderung des italienischen Finanzamts könnten die Fusion gefährden. “Letzte Chance für Fiat”Experten wie Giuseppe Berta, Professor an der Mailänder Bocconi-Universität, betrachten den Zusammenschluss mit PSA “als letzte Chance für Fiat Chrysler”. FCA profitiere vor allem bei Hybrid- und Elektroantrieben, wo der Rückstand gegenüber der Konkurrenz groß sei, vom neuen Partner, meint Analyst Andrea Balloni von der Mediobanca. Er erwartet deutliche Kosteneinsparungen, rechnet aber damit, dass es zur Schließung von Fertigungsstätten in Italien kommt. Dies haben die beiden Fusionspartner zumindest kurzfristig ausgeschlossen.Auch Gewerkschaftsvertreter fürchten Werksschließungen und verlangen eine Bestätigung der bisherigen Investitionspläne. In allen FCA-Werken in Italien wird kurzgearbeitet, der Gewinn wird fast ausschließlich in Nordamerika erzielt. Die starke Stellung von FCA in Nordamerika ist für den französischen Fusionspartner, der dort nicht mehr präsent ist, aber wieder zurückkehren will, ein wichtiger Grund für die Fusion. FCA verfügt über ein gut ausgebautes Vertriebsnetz in den USA. In Europa dagegen verliert der Konzern seit Jahren Marktanteile – auf zuletzt 6 % – und schreibt rote Zahlen. Asien trägt nur 1 % zum Umsatz bei. Vor allem die Premium- und Luxusmarken Alfa Romeo und Maserati sind nur noch Schatten früherer Zeiten. Berta hofft, dass der neue Partner endlich in die beiden Marken investiert.”Opel ist der Verlierer bei der Fusion”, urteilt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. “Kein Mensch braucht Entwicklungszentren in den USA, Turin, Paris und Rüsselsheim.” PSA-Chef Tavares sei dafür bekannt, dass er hart und gnadenlos an die Sache gehe. “Nach meiner Einschätzung sind von den etwa 40 000 Mitarbeitern in den Entwicklungszentren der neuen Gruppe ein Drittel zu viel an Bord”, meint Dudenhöffer. Aber auch in den Werken werde es weiteren Personalabbau geben, fürchtet er. So geht der Experte davon aus, dass die fusionierte Gruppe mehrere Tausend Mitarbeiter in Europa zu viel habe. Zusätzlich werde die Rolle von Opel im neuen Konzern geschwächt, wo der deutsche Autobauer dann im Massenmarkt mit Fiat, Citroën, Peugeot um die gleichen Kunden kämpfe.