PSA-Werke sind bewegliche Ziele

Beschäftigungsgarantien für Opel enden vor Ablauf einer Integration - Vauxhall-Belegschaft verunsichert

PSA-Werke sind bewegliche Ziele

Der französische Autobauer Peugeot Citroën hat Mitarbeitern der übernommenen GM-Tochter Opel/Vauxhall zwar bereits personelle Einsparungen abgetrotzt. Durch den angedachten Zusammenschluss mit Fiat Chrysler droht aber womöglich die nächste Kürzungsrunde – trotz Beschäftigungsgarantie.scd/hip Frankfurt/London – Die IG-Metall will sich eindeutig nicht an Spekulationen beteiligen, betont ein Sprecher vor dem Wochenende. Der Chef des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger, hatte Mutmaßungen über mögliche negative Folgen für die deutschen Opel-Standorte sogar “kontraproduktiv und schädlich” genannt. Die Gewerkschaft zieht sich auf die mit dem PSA- und Opel-Management ausgehandelte Jobgarantie bis Mitte 2023 zurück, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Doch garantiert die Vereinbarung nicht, dass im Zuge einer Fusion der französischen Mutter PSA Group mit Fiat Chrysler Automobiles (FCA) nicht auch deutsche Jobs bei Opel wieder auf dem Verhandlungstisch landen. Obwohl beide Unternehmen betonten, die Synergien von bis zu 3,7 Mrd. Euro jährlich seien ohne Fabrikschließungen erzielbar, halten sie sich ein Hintertürchen offen.Garantien werden für die immerhin 28 europäischen Werke nämlich keine gegeben. Zudem sollen vier Fünftel der Synergien erst im vierten Jahr erzielt werden – also nachdem die nun von der IG Metall hervorgehobenen Beschäftigungsgarantien ausgelaufen sind. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass sich die Synergien in der Autobranche auch auf der Einkaufsseite nicht sofort realisieren lassen. Auch Lieferverträge sind langfristiger Natur, ein Wechsel oft erst bei Modellwechseln auf gemeinsame Plattformen sinnvoll. Reichlich EinsparpotenzialEinsparpotenzial ist laut einer Studie von Analysten der UBS auch in den Werken reichlich vorhanden. Die Branchenexperten der Bank hatten bereits im Sommer die Logik eines Zusammenschlusses von PSA und FCA in einer umfangreichen Studie unter die Lupe genommen und waren zu dem Schluss gekommen, dass allein in Europa neun von 28 Werken geschlossen werden könnten. In Südamerika könne die Zahl der Produktionsstätten von fünf auf drei zurückgefahren werden.Insgesamt bezifferte die Bank das Einsparpotenzial in der Produktion auf 1,0 Mrd. bis 1,7 Mrd. Euro. Mit Einsparungen bei Einkauf, Administration sowie Forschung und Entwicklung kommt die UBS auf bis zu 6,6 Mrd. Euro jährliche Kostensenkungen.Dabei scheinen sich PSA und Fiat Chrysler deutlich mehr Effizienzverbesserungschancen zu bieten als vielen Wettbewerbern. Laut UBS hat FCA die niedrigste Werksauslastung aller Autohersteller in Europa und PSA die zweitniedrigste (siehe Grafik). Auch ohne Opel, deren Auslastung 2021 leicht steigen dürfte, wenn das Rüsselsheimer Werk den neuen Astra produziert, liegt PSA kaum besser. Dennoch kommen Wettbewerber wie Volkswagen, Hyundai und Renault/Nissan allesamt auf eine höhere Auslastung. Bei Vauxhall gilt das Werk Ellesmere Port als gefährdet. Branchenexperten fürchten, dass sich die französische und die italienische Regierung zulasten Vauxhalls für Werke in ihren Ländern starkmachen werden.”Übernahmegespräche sind in Verbindung mit der Brexit-Ungewissheit für die Belegschaft von Vauxhall zutiefst beunruhigend”, sagte Des Quinn, der für die Gewerkschaft Unite spricht. “Fusion oder nicht – Tatsache bleibt, dass PSA in Großbritannien produzieren muss, wenn sie eine große britische Marke wie Vauxhall benutzen wollen, um Autos und Lieferwagen hier zu verkaufen.” Vauxhall beschäftigt im Vereinigten Königreich 3 000 Mitarbeiter. Die Wahrscheinlichkeit, dass PSA-CEO Carlos Tavares, der auch Chef des neu fusionierten Konzerns werden soll, in einer fortgesetzt schwachen Autokonjunktur die Werksstruktur unangetastet lässt, ist eher gering. Dass diese gleich zu Beginn umfassend adressiert werden kann, ist indes auch unwahrscheinlich – schon weil ihm dann deutlich weniger Optionen offenstehen. Die deutschen Standorte müssen dabei aber nicht zu den Verlierern zählen. Die UBS erwartet, dass neun kleinere Werke in Europa geschlossen und die Produktion auf die größeren verteilt werden könnten. Eisenach ist die elftkleinste Produktionsstätte und könnte damit sogar zu den Gewinnern der Neuaufstellung zählen.