Puma trauert Kering nicht hinterher

Vorstandschef Gulden: Künftig attraktiver für Investoren und schnellere Entscheidungen

Puma trauert Kering nicht hinterher

Mehr Freiheit für Puma: Mit dem Rückzug von Kering auf einen Minderheitsanteil kann das Sportartikelunternehmen schneller agieren. Für den französischen Konzern ist die Strategie mit den Säulen Luxus und Sport-Lifestyle nicht aufgegangen.jh/wü München/Paris – Die Entscheidung des französischen Luxusgüterkonzerns Kering, die Mehrheit an Puma abzugeben, freut den Vorstand des Sportartikelkonzerns und enttäuschte zum Wochenschluss die Aktionäre. Er sehe in dem Plan von Kering keine Nachteile, sagte Bjørn Gulden, der Vorstandsvorsitzende von Puma. Auf der einen Seite blieben Kering und die Holdinggesellschaft Artemis Ankeraktionär von Puma, auf der anderen Seite werde das Unternehmen dank des größeren Streubesitzes attraktiver für Investoren. Zudem könne Puma nun Entscheidungen noch schneller treffen.Mit dem Rückzug von Kering verpuffte die seit langem immer wieder aufs Neue entfachte Spekulation auf ein Übernahmeangebot, falls die Franzosen einen Käufer für ihren Anteil finden würden. Der Kurs der Puma-Aktie sackte am Freitag um 5,8 % auf 318,50 Euro ab. Kering gewann ganz leicht an Wert.Gulden behauptete, es habe eine Menge Interessenten für den Kauf von Puma gegeben. Doch Kering entschied sich, an ihre Aktionäre 70 % der Puma-Anteile als Sachdividende zu verteilen (vgl. BZ vom 12. Januar). Die restlichen 16 % behält das französische Unternehmen.Kering könne sich nun ganz dem Wachstum ihrer Luxushäuser widmen, erklärte Konzernchef François-Henri Pinault. Vor zehn Jahren hatte er das Unternehmen nach der Übernahme von Puma für 5,3 Mrd. Euro auf zwei Säulen stellen wollen: das Segment Luxus um Gucci, Bottega Veneta und Yves Saint-Laurent sowie die Sparte Sport-Lifestyle um Puma.Doch Puma hatte vor zehn Jahren den Zenit als Sport-Lifestyle-Marke gerade überschritten. Gulden wurde 2013 nach Herzogenaurach geholt und gab der Marke wieder eine stärkere sportliche Note. Damit kehrt auch der wirtschaftliche Erfolg langsam zurück. Puma passte jedoch immer weniger zu den Luxusmarken von Kering. Der französische Konzern erwägt deshalb auch, sich von der 2011 übernommenen Marke Volcom zu trennen, einem Anbieter von sportlicher Kleidung, Skateboards und Surfbrettern.Die Trennung von der Mehrheit an Puma ist nicht der erste Umbau im Kering-Konzern. Pinaults Vater François hatte in den 60er Jahren mit einem Holzhandel den Grundstein für den Konzern gelegt, war ab den 80er Jahren bei Einzelhändlern wie Fnac, Darty und der Kaufhauskette Le Printemps eingestiegen und 1999 schließlich bei Gucci. 2005 hatte François-Henri Pinault kurz nach der Übernahme der Konzernleitung mit dem Verkauf von Le Printemps den Umbau eingeleitet und sich seitdem immer stärker auf das Luxussegment konzentriert. Geld für Akquisitionen?Nach Ansicht der Analysten von Kepler Cheuvreux sollte Kering nun als reiner Luxusanbieter bewertet werden. Den Verkauf der verbleibenden Anteile an Puma könnte Kering später für Akquisitionen oder den Abbau von Schulden nutzen, meinen die Experten von Bernstein. Jefferies wertet die Abspaltung als Indikator dafür, dass Kering Schwierigkeiten mit dem Investment gehabt habe, das nur eine schwache Rendite eingebracht habe.—– Wertberichtigt Seite 6