PwC baut mit Booz die Beratung aus

Schulterschluss vereinbart - Zustimmung der Partner steht aus - Roland Berger vor Entscheidung

PwC baut mit Booz die Beratung aus

PwC baut mit dem Zukauf von Booz & Company ihr Unternehmungsberatungsgeschäft aus. Der Zusammenschluss steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Booz-Partner, die im Dezember vorgesehen ist. Unternehmungsberatung wird immer wichtiger, da die Wirtschaftsprüfung stagniert.wb Frankfurt – Neuer Schub für die Expansion der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in die Unternehmensberatung: Die Strategieberatung Booz & Company schließt sich PwC an. Kürzlich wurde noch spekuliert, dass Booz sich an den indischen IT-Konzern Infosys anlehnt. Die Beraterzunft wartet nun auf die Entscheidung im Hause Roland Berger, die kurz vor Weihnachten die Prüfung ihrer Optionen abgeschlossen haben will.PwC und Booz & Company haben den Zusammenschluss vereinbart, dem die Booz-Partner sowie die zuständigen Aufsichtsbehörden bisher noch nicht zugestimmt haben. Der mögliche Zusammenschluss solle nicht weniger als “dazu beitragen, das Management Consulting für das 21. Jahrhundert neu zu erfinden”, meint Cesare Mainardi, der Vorstandschef von Booz & Company.Es ist vorgesehen, dass die Partner im Dezember votieren. Das Ergebnis soll bis Jahresende öffentlich bekannt gemacht werden. PwC setzte zuletzt im Consulting 9,2 Mrd. Dollar weltweit um, bei einem Gesamterlös von 32,1 Mrd. Dollar. Booz kam auf Einnahmen von rund 1 Mrd.Dollar. Branchenexperten schätzen, dass global tätige Berater Umsätze von wenigstens 2 Mrd. Dollar benötigen, um die Partner attraktiv zu entgelten und über Mittel für die Expansion zu verfügen. In dieser Liga der Strategieberater spielen lediglich die weltweit führenden Adressen McKinsey, Boston Consulting und Bain & Company. Die “Big Four”: Raus und reinDie “Big Four” der Prüfer hatte nach den Skandalen um Enron, Worldcom und anderen sowie aufgrund der daraufhin einsetzenden strengeren Regulierung die Beratung von der Prüfung getrennt. So verkaufte PwC ihr IT-Consulting an IBM, nachdem man zuvor mit dem Versuch gescheitert war, die Beratung bei Hewlett-Packard unterzubringen. Arthur Andersen, der später der Enron-Kollaps das Genick brach, hatte Accenture abgespalten und Ernst & Young – heute EY – die IT-Beratung an Cap Gemini veräußert. Allein Deloitte trennte sich nie von dieser Sparte. Seit 2005/06 haben die “Big Four” wieder begonnen, das Consultinggeschäft zu intensivieren, aber nicht mehr in Richtung IT, sondern in Performance-Beratung und bei Finanzfunktionen.Als nächster Übernahmekandidat, bei dem dieses Jahr Deloitte, PwC und EY angeklopft haben sollen, gilt Roland Berger Strategy Consultants, die mit 2 700 Beschäftigten in 51 Büros und 36 Ländern tätig ist. Dort wollen die Partner am 18. Dezember über strategische Weichenstellungen entscheiden. Bis dahin wird geprüft, inwieweit die Angebote von Prüferseite zu dem passen, was sich die Partner vorstellen und wie sie ihre Zukunft möglichst eigenständig in einer großen Organisation gestalten können. PwC hatte sich zuletzt zurückgezogen. Roland Berger und Deloitte planten schon im Herbst 2010 ein Zusammengehen. Doch das Vorhaben platzte spektakulär.Dennis Nally, Chairman von PricewaterhouseCoopers International, ist überzeugt, dass zusammen mit Booz “eine herausragende Professional-Service-Firm entstehen” wird. Gemeinsam stünde man Entscheidungsträgern als weltweit vernetztes Team zur Verfügung, das von der Strategieentwicklung bis zur Umsetzung das komplette Dienstleistungsspektrum anbiete. Denn gerade in der Strategie ist PwC bislang kaum präsent, man berät in erster Linie bei Lieferketten oder Transaktionen. Von Rüstung getrenntBooz & Company gilt als weltweit älteste bestehende Strategieberatung. Sie ist mit 3 000 Angestellten in 57 Büros weltweit aktiv. Der Finanzinvestor Carlyle hatte das 1914 gegründete Unternehmen als Booz Allen Hamilton 2008 für 2,5 Mrd. Dollar erworben. Damals hatte sich Booz Allen Hamilton von ihrer Firmenkundensparte getrennt, die seitdem unter Booz & Co. firmiert. Übrig blieb die auf das US-Regierungsberatungsgeschäft ausgerichtete Booz Allen Hamilton, die an Carlyle ging, die sie 2010 an die Börse führte.