Big Four

PwC Deutschland wächst wieder dynamischer

Steigender Beratungsbedarf und eine starke Basis in der Wirtschaftsprüfung verleihen PwC Deutschland Rückenwind. Das Wachstum fällt dynamischer aus als im Vorjahr. Möglichen Kooperationen mit Private Equity erteilt das Big-Four-Haus eine Absage.

PwC Deutschland wächst wieder dynamischer

PwC wächst wieder dynamischer

Geschäft in Deutschland profitiert von steigendem Beratungsbedarf

sar Frankfurt

Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshaus PwC hat sein Wachstum in Deutschland im vergangenen Geschäftsjahr wieder beschleunigt. Die Gesamtleistung legte in den zwölf Monaten bis 30. Juni 2025 auf 3,27 Mrd. Euro zu, das ist ein Plus von 7,2% im Vergleich zum Vorjahr. Damit zähle PwC Deutschland zu den am schnellsten wachsenden Teilen des weltweiten Netzwerks, erklärten die Sprecherin der Geschäftsführung von PwC Deutschland, Petra Justenhoven, und CFO/COO Stefan Frühauf am Dienstag bei der Präsentation der Geschäftszahlen vor Journalisten in Frankfurt. Im vorherigen Geschäftsjahr hatte PwC Deutschland die Gesamtleistung um 4,2% auf 3,05 Mrd. Euro ausgebaut und die Zielsetzung eines erneut zweistelligen Wachstums verfehlt.

Comeback für Consulting Solutions

Das zuletzt rückläufige Beratungsgeschäft (Consulting Solutions) erlebte nun ein Comeback. Geopolitische Spannungen sorgten für Beratungsbedarf, zudem steige die Anzahl komplexer Transformationsprojekte, berichtete Frühauf. Eine Gesamtleistung von 1,6 Mrd. Euro bedeutet nominal ein Plus von 10,8% im Consulting, allerdings hat PwC die Zuordnung einzelner prüfungsnaher Beratungsaufträge verändert und erfasst diese nun im Beratungsgeschäft. Dies geht zulasten des Prüfgeschäfts (Assurance Solutions).

PwC bleibt Platzhirsch im Prüfgeschäft

Während das Prüfgeschäft im Vorjahr noch zweistellig zulegte und nun einen Rückgang von 0,9% auf 908 Mill. Euro ausweist. Auf vergleichbarer Basis mit dem Vorjahr ergibt sich für das Prüfgeschäft ein Leistungsplus von 6%, im Beratungsbereich von 6,4%. Weiterhin bleibt PwC der Dax-Platzhirsch unter den Wirtschaftsprüfern, derzeit sind 18 der Leitindex-Mitglieder Mandanten des Konzerns.

Dabei profitierten die Wirtschaftsprüfer von der jüngsten Rochade: Zwar musste mit Sartorius eine Mandantin absteigen, doch mit Gea und Scout24 sind zwei PwC-Kunden in die oberste Börsenliga aufgestiegen.

Nachhaltigkeit bleibt Thema

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist ein großes Thema, auch wenn sich die Hoffnung auf Tausende verpflichtend zu prüfender Berichte durch die geplanten Erleichterungen der Omnibus-Initiative zerschlagen haben. „Es bleibt ein Wachstumsfeld, aber der Verlauf des Wachstums verändert sich“, sagte Justenhoven.

Dabei gehe es nicht nur um die Pflichtberichterstattung, sondern auch um Beratung zu den strategischen Auswirkungen von ESG-Themen auf Geschäftsmodelle. „Wer in eine Transformation geht, denkt Nachhaltigkeit mit.“

PwC hat selbst eine Nachhaltigkeitserklärung gemäß den Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) in den Geschäftsbericht integriert. Die Lektüre sei „nicht ganz einfach“ räumt CFO Frühauf ein. Die Regulierung bringe einige Anforderungen mit sich, doch sein Fazit fällt positiv aus. Die Beschäftigung mit der Frage, welche Nachhaltigkeitsaspekte für das eigene Geschäftsmodell wesentlich seien, bringe bereits einen Mehrwert.

Verunsicherung bei Berichterstattung

Bei vielen Kunden herrsche derzeit Verunsicherung, sagt Justenhoven. Die Vorschläge für mögliche Erleichterungen werden auf europäischer Ebene noch diskutiert, Mitte November will das Parlament über einen Entwurf abstimmen. Auch die Überlegung, ob neben Wirtschaftsprüfern andere Anbieter wie Zertifizierungsstellen die Nachhaltigkeitsberichte prüfen könnten, kommt in der Diskussion immer wieder auf. Laut Justenhoven lassen derzeit die meisten Kunden die Prüfung von Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung in einer Hand. „Eine Trennung wäre aus meiner Sicht auch inhaltlich nicht sinnvoll.“

Tax & Legal legt zweistellig zu

Im dritten Geschäftsbereich Tax & Legal Solutions weist PwC Deutschland das stärkste Plus von 11,9% auf 688 Mill. Euro aus. Dass die Steuerberatung ein interessantes Feld ist, haben auch Private-Equity-Investoren für sich entdeckt. Justenhoven spricht von einer „dynamischen Marktlandschaft“, setzt aber auf die Vorzüge des internationalen PwC-Netzwerks mit Standorten in 130 Ländern. Auch finanziell sei man auf das Geld von Private Equity nicht angewiesen: „Wir denken heute nicht über Beteiligungen eines Finanzinvestors nach“, sagte Justenhoven. „Wir haben selbst die Finanzkraft.“

Ein klarer Investitionsschwerpunkt sind Anwendungen mit künstlicher Intelligenz, die in allen Geschäftsbereichen des Prüfungs- und Beratungshauses eine wichtige Rolle spielt. Weltweit hat PwC nach eigenen Angaben 3,1 Mrd. Dollar in Technologie, Ausbildung und Weiterbildung investiert, davon stammen 200 Mill. Euro aus Deutschland.