Q-Cells sucht fieberhaft nach Alternativen

Geplante Umschuldung nach Gerichtsurteil gestoppt - "Fortführungsprognose zurzeit nicht mehr gegeben"

Q-Cells sucht fieberhaft nach Alternativen

ge Berlin – Der am Abgrund stehende Solarkonzern Q-Cells muss sein mühsam ausgearbeitetes Sanierungskonzept aufgeben. Nach Auswertung des letztinstanzlichen Urteils des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt im Fall des ebenfalls hochverschuldeten Holzverarbeiters Pfleiderer sei das Management zu der Erkenntnis gelangt, dass der Umsetzung des Restrukturierungskonzepts für die drei Q-Cells-Anleihen die Grundlage entzogen worden sei, teilten die Ostdeutschen mit. “Vor diesem Hintergrund geht der Vorstand davon aus, dass die Fortführungsprognose zurzeit nicht gegeben ist.”Im Gegensatz zu Pfleiderer, die nur wenige Tage nach dem Gerichtsurteil Insolvenz anmelden musste, will Q-Cells Alternativen für die Umsetzung des Restrukturierungskonzepts ausloten. Wann diese vorliegen werden und ob darunter auch eine Insolvenz sein könnte, wollte eine Unternehmenssprecherin nicht sagen. Das ursprüngliche Sanierungskonzept sah vor, dass die Gläubiger einer 200 Mill. Euro schweren und Ende Februar fällig gewordenen Wandelschuldverschreibung diese bis Ende April stunden – was eine Gläubigerversammlung auch zu gut 80 % abgenickt hatte. In dieser Zeit sollten dann auch die Gläubiger von zwei anderen Anleihen einem Debt-to-Equity-Swap zustimmen, womit die Inhaber der drei Bonds mit einem Nominalwert von insgesamt 871 Mill. Euro statt Geld gut 95 % der Anteile von Q-Cells erhalten sollten. Scheitert dieser Plan, droht die Insolvenz, hatte Konzernchef Nedim Cen erst vor wenigen Tagen bei der Bilanzerläuterung betont. Ohne eine grundlegende Entschuldung habe das Unternehmen angesichts des knallharten Preiswettbewerbs keinerlei Überlebenschance.Gegen dieses Konzept hatte allerdings zumindest ein Anleihegläubiger Klage beim OLG Frankfurt eingereicht. Obwohl das Management überzeugt ist, dass die Entscheidung des Gerichts im nahezu identisch gelagerten Fall Pfleiderer falsch ist, kapituliert Q-Cells – zumal zu erwartende weitere Klagen gegen das Restrukturierungskonzept von demselben Gericht entschieden würden, mit absehbar demselben Ergebnis.Anwalt Peter Dreier, der mehrere Gläubiger von Q-Cells vertritt und gegen das Unternehmen klagt, verlangt für seine Mandanten – die zusammen Anleihen von bis zu 5 Mill. Euro besitzen – die vollständige Auszahlung des Geldes. Dies aber kann die bei Banken mit 432 Mill. Euro (und bei Gläubigern hoch) verschuldete Q-Cells nicht leisten – zumal der Solarkonzern 2011 einen Verlust von 846 Mill. zu verkraften hat. Der Umsatz brach um ein Viertel auf gut 1 Mrd. ein. Ende Januar musste das Unternehmen einräumen, dass das Eigenkapital aufgezehrt ist. Gesetz ohne RichterQ-Cells musste nach dem Pfleiderer-Urteil einsehen, dass das vom Gesetzgeber 2009 geänderte Schuldverschreibungsgesetz, mit dem ein qualifiziertes Mehrheitsvotum von Anleihegläubigern die bis dahin geforderte 100-prozentige Zustimmung ersetzt, vom Gericht nicht angewandt wurde. Berlin wollte mit der Reform erreichen, dass nicht mehr einzelne Anteilseigner ein dringliches Sanierungsverfahren blockieren können – so wie vordem schon das Erpressungsgeschäft von “räuberischen Aktionären” wirksam begrenzt wurde.—– Wertberichtigt Seite 8