QSC drückt den Reset-Knopf

Nach Konzernumbau Neustart als QBeyond am Dienstag - Corona treibt die Nachfrage

QSC drückt den Reset-Knopf

QSC vollendet den Identitätswechsel und schlüpft unter dem neuen Namen QBeyond endgültig in die neue Rolle als reiner IT-Dienstleister. Konzernchef Jürgen Hermann berichtet über einen hohen Auftragseingang im dritten Quartal und setzt ein Fragezeichen hinter die bisherige Dividendenpolitik.Von Antje Kullrich, KölnAm kommenden Dienstag endet im Kölner Norden eine Ära: Der ehemalige Breitbandnetzbetreiber QSC, eines von wenigen überlebenden Unternehmen des einstigen Neuen Marktes, kappt endgültig seine Wurzeln und gibt sich nach dem jahrelangen kompletten Umbau des Geschäftsmodells auch einen neuen Namen: Als QBeyond firmiert der Konzern künftig, der sich als IT-Dienstleister für den Mittelstand aufgestellt hat und seine ambitionierten Wachstumsziele jetzt endlich mal Realität werden lassen will.Denn es ist nicht gut gelaufen in den vergangenen Jahren. Nach einem heftigen Absturz im Jahr 2014 brauchte der ehemalige TecDax-Konzern drei Jahre, um wieder aus den roten Zahlen herauszukommen. Die Erwartung, der deutsche Mittelstand werde sich zügig für Cloud-Lösungen made in Köln-Ossendorf erwärmen, hatte sich nicht erfüllt. Die erheblichen Investitionen konnten nicht in Umsätze umgemünzt werden.Doch jetzt soll nach den Plänen von Vorstandschef Jürgen Hermann, der das Unternehmen seit sieben Jahren führt, alles besser werden. An die grundsätzliche Strategie glaubt QSC weiterhin. Die Covid-19-Pandemie hat dem Geschäft des “Digitalisierers für den Mittelstand” nicht geschadet. “Sie müssen durch Corona in Geschäftsführungen und Vorständen nicht mehr so stark missionieren, was Digitalisierung angeht.”Hermann bestätigte die Ziele für 2020, die einen Umsatzanstieg auf vergleichbarer Basis von 13 % auf 143 Mill. Euro vorsehen sowie ein positives Ebitda vom vierten Quartal dieses Jahres an. Als Frühindikator führt er die Nachfrage nach den Produkten des Konzerns an: “Wir haben im dritten Quartal den Auftragseingang erneut gesteigert und werden den Wert aus dem Vorquartal noch mal deutlich übertreffen.”Auch die im vergangenen Jahr kommunizierten Mittelfristziele hat die künftige QBeyond fest im Visier. 2022 soll der Umsatz auf 200 Mill. Euro steigen. Hermann will dann auch eine zweistellige Ebitda-Marge schaffen. Dabei ist das Geschäft mit Internet-of-Things-(IoT)-Produkten, die QSC selbst entwickelt, deutlich margenstärker als die Cloud- oder die SAP-Sparte des Konzerns. Ein von QSC gern angeführtes Beispiel für eine IoT-Anwendung ist das digitale Regal für den Handel, das automatisch die Nachbefüllung ordert und an dem das Preisschild aus der Ferne geändert werden kann.Das aktuell noch tiefrote Konzernergebnis – im ersten Halbjahr fiel ein Verlust von gut 10 Mill. Euro an – begründet Hermann mit dem Aufbau von Ressourcen für den geplanten Wachstumspfad. “Die Strukturen sind da. Die Profitabilität kommt durch die Skalierung”, versichert der Konzernchef. Volle KasseAuf der Finanzierungsseite ist QSC komfortabel aufgestellt. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen seine Breitbandnetzgesellschaft Plusnet an EnBW verkauft und verfügt seitdem über eine gut gefüllte Kriegskasse. Die Nettoliquidität lag Ende Juni bei 55 Mill. Euro. Bis Ende 2022 will Hermann davon etwa 25 Mill. Euro für Akquisitionen ausgeben. Vom vierten Quartal kommenden Jahres an soll der Cash-flow wieder positiv ausfallen.Trotz volatiler Ergebnisse und manchen Verlustjahres hatte QSC in den vergangenen Jahren stur eine Dividende von 3 Cent je Aktie gezahlt. Das dürfte auch dem recht hohen Anteil von Retail-Investoren in der Aktie geschuldet sein. Mit dem abgeschlossenen Umbau scheint Hermann von dieser Politik jedoch ein wenig abzurücken. Auf die Frage nach einer Ausschüttung für 2020 sagte er: “Wir sind in erster Linie ein Wachstumswert. Das Potenzial durch die Steigerung des Kurses ist höher einzuschätzen als durch eine Dividendenzahlung. Die Entscheidung über eine Ausschüttung wird Anfang 2021 getroffen.” Kurs bewegt sich seitwärtsKurspotenzial dürfte die Anleger tatsächlich freuen. Viel Freude hatten die Investoren in den vergangenen Jahren nicht, da sich das Preisniveau seit mehr als einem halben Jahrzehnt nicht richtig von der Stelle bewegt. Der Marktwert liegt aktuell bei rund 160 Mill. Euro.