Qualcomm steigt aufs Auto um

US-Halbleiterkonzern kauft NXP für 47 Mrd. Dollar - Niederländer im Geschäft mit Fahrzeugherstellern vorn

Qualcomm steigt aufs Auto um

Die Konsolidierung der Halbleiterindustrie geht mit einem Paukenschlag weiter. Qualcomm, die Nummer 4 im Markt, übernimmt im bisher größten Deal innerhalb der Branche die niederländische NXP, einen Konkurrenten von Infineon.sp New York – Die Halbleiterindustrie meldet die nächste Milliardenübernahme. Nachdem Adressen wie Intel, Avago und NXP das Transaktionsvolumen schon im vergangenen Jahr über die Schwelle von 100 Mrd. Dollar auf einen Rekordwert geschraubt hatten, steigt Qualcomm in den Konsolidierungsreigen ein. Zu einer Bewertung von 47 Mrd. Dollar inklusive Schulden will der nach Umsatz zuletzt viertgrößte Chiphersteller die niederländische NXP übernehmen. Es ist der bisher größte Deal innerhalb der Branche (siehe Grafik).Der US-Konzern, der den größten Teil seines Geschäfts bisher mit den zuletzt schwächelnden Herstellern von Smartphones macht, setzt mit NXP auf die Automobilindustrie. Der Konkurrent von Infineon gilt mit einem Marktanteil von gut 14 % als führend bei Halbleitern, die etwa mit Fahrassistenzsystemen und elektrischen Fahrzeugantrieben in zunehmend vernetzten Fahrzeugen zum Einsatz kommen. Erst im vergangenen Jahr hatte sich NXP mit der Übernahme von Freescale für rund 17 Mrd. Dollar in diesem Segment gestärkt und war am deutschen Rivalen vorbei auf Platz 1 gefahren. Infineon strebt in dem Segment “wieder ganz klar operativ die Marktführerschaft an”, wie Finanzvorstand Dominik Asam im Interview mit der Börsen-Zeitung ankündigte (vgl. BZ vom 22. Oktober).Qualcomm zahlt für die in New York notierten Aktien von NXP pro Stück 110 Dollar oder rund 38,5 Mrd. Dollar, den Großteil davon mit den im Ausland angesammelten Barreserven. Die Prämie auf den Schlusskurs vom Mittwoch liegt bei 11 %. Als die ersten Gerüchte über eine Übernahme die Runde machten, hatte die ehemalige Philips Semiconductor, die 2006 unter Führung des heutigen Philips-Chef Frans van Houten abgespalten und 2010 von Finanzinvestoren an die Börse geführt wurde, gut 30 % unterhalb des jetzt gebotenen Kaufpreises notiert (vgl. BZ vom 1. Oktober). Im frühen Handel notierten NXP 1,7 % fester bei 100,34 Dollar. Infineon lagen kurz vor Handelsschluss in Frankfurt ähnlich gut im Rennen. Investoren heben DaumenDie Investoren von Qualcomm hielten den Daumen mit einem Plus von mehr als 4 % nach oben. Die Marktkapitalisierung liegt mit knapp 105 Mrd. Dollar in etwa beim Dreifachen von NXP. Der US-Halbleiterkonzern, der keine eigenen Produktionsstätten unterhält, mit den nach seinen Designs gefertigten Chips aber Produkt- und Lizenzerlöse erzielt, war parallel zum Siegeszug von Smartphones bis unter die Top 3 der Halbleiterbranche vorgestoßen. Seine “Snapdragon”-Chips haben sich als De-facto-Standard für Android-Smartphones durchgesetzt. Zuletzt hatte CEO Steve Mollenkopf aber mit dem Trend zu günstigeren Geräten und einer Abkühlung der Smartphone-Konjunktur sowie mit kartellrechtlichen Auseinandersetzungen über die Lizenzierungspraxis des Konzerns zu kämpfen.Im Sommer des vergangenen Jahres kappte Qualcomm knapp 15 % der gut 30 000 Stellen. Nach einer Überprüfung der strategischen Optionen entschied sich das Management gegen die Abspaltung des Lizenzgeschäfts, die der Aktivist Barry Rosenstein zuvor gefordert hatte. Sein Hedgefonds Jana Partners hat sich im Frühjahr vom Großteil der Anteile an Qualcomm getrennt.—– Wertberichtigt Seite 8