Elektromobilität

Razzia beim neuen Britishvolt-Eigentümer

Australische Steuerfahnder haben dem neuen Eigentümer von Britishvolt einen Besuch abgestattet. David Collards Recharge Industries hatte das insolvente Unternehmen, das im nordenglischen Blyth eine Elektroauto-Batterieproduktion aufbauen wollte, Anfang des Jahres erworben. Unterdessen wurde bekannt, dass Aston Martin bei der Elektrifizierung ihrer Modelle lieber auf das US-Start-up Lucid setzt als auf Mercedes-Benz.

Razzia beim neuen Britishvolt-Eigentümer

Razzia beim neuen Britishvolt-Eigentümer

Vorwurf der Steuerhinterziehung – Aston Martin setzt bei Elektrifizierung auf US-Start-up

hip London

Die australische Polizei hat die Büros von Scale Facilitation und SaniteX durchsucht. Beide gehören David Collard, dem neuen Eigentümer von Britishvolt. Dem Unternehmen, das im nordenglischen Blyth eine Batteriefabrik für Elektroautos bauen wollte, war im Januar das Geld ausgegangen. Am Ende stieg das Start-up Recharge Industries ein, hinter dem der New Yorker Investmentfonds Scale Facilitation steht. Bei der Razzia ging es um den Vorwurf der Steuerhinterziehung. Wie die BBC unter Berufung auf Collard nahestehende Kreise berichtet, handelt es sich angeblich um ein Missverständnis, das sich aus dem Zusammenspiel von australischen und US-Steuererklärungen ergeben habe. Alle Seiten arbeiteten bei der Aufklärung des Sachverhalts zusammen.

Klar ist, dass die Frist für den Kauf des Geländes, auf dem die "Gigafactory" entstehen sollte, weit über den 31. März hinaus verlängert worden sein muss. Wie der Sender unter Berufung auf Insider berichtet, erhielten die australischen Mitarbeiter von Recharge zwei Wochen lang kein Gehalt. Diese Zahlungen seien aber mittlerweile geleistet worden. Zudem sei das Unternehmen zuversichtlich, die Finanzierung für den Grundstückskauf in den kommenden zwei bis vier Wochen zu stemmen.

Rishi Sunaks Vorgänger in 10 Downing Street, Boris Johnson, hatte Britishvolt einst als Beleg dafür gefeiert, dass Großbritannien der Platz an der Spitze der weltweiten grünen industriellen Revolution zukomme. Von der britischen Regierung versprochene 100 Mill. Pfund flossen jedoch nie, weil die dafür nötigen Meilensteine nicht erreicht wurden. Britishvolt war aus dem Nichts gekommen, aber gleichwohl zum Pionier in Sachen Elektromobilität hochgelobt worden. In dem Werk, dessen Kosten auf 3,8 Mrd. Pfund geschätzt wurden, sollten 3.000 Menschen Arbeit finden, weitere 5.000 Jobs erhoffte man sich bei Zulieferern und Dienstleistern. Grüne Elektrizität aus Norwegen, über das längste Unterseestromkabel der Welt geliefert, sollte die Fabrik antreiben. Angestrebt wurde eine Produktion von 300.000 Einheiten – genug, um jedes vierte in Großbritannien verkaufte Auto damit auszustatten. Für die britische Autoindustrie sind Verzögerungen beim Bau von Batteriefabriken ein Problem. Dem Faraday Institute zufolge benötigt das Vereinigte Königreich mindestens fünf davon. Bislang verfügt es nur über eine. Sie wird von der chinesischen Envision in Sunderland betrieben.

Aston Martin, die als möglicher Abnehmer von Britishvolt-Batterien galt, teilte zugleich mit, dass sie bei der Elektrifizierung künftig auf das US-Start-up Lucid setzen will. Es gehört mehrheitlich dem saudischen Staatsfonds PIF, der auch mit 19% an Aston Martin beteiligt ist. Lucid steigt mit 3,7% bei Aston Martin ein. Die bestehende strategische Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz soll zwar fortgesetzt werden, wie Aston Martin separat mitteilte, doch werde der deutsche Autobauer keine weiteren Aktien oder Zahlungen für seine Technologie erhalten. "Die revidierte Kooperationsvereinbarung ist das Beste aus beiden Welten", sagte Franz Reiner, CEO von Daimler Mobility, der für den Großaktionär Mercedes-Benz (9,4%) im Board von Aston Martin sitzt. Sie stelle sicher, dass Aston Martin weiter Zugang zu einer breiten Spanne von Mercedes-Benz-Technologien habe, während sie dem britischen Kultautohersteller zugleich die Möglichkeit gebe, neue Chancen zu verfolgen, die seinen spezifischen Bedürfnissen entsprächen.

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