Reckitt Benckiser läutet Verkauf der Pharma ein

Wert von gut 3 Mrd. Dollar - Druck von Generika

Reckitt Benckiser läutet Verkauf der Pharma ein

ds Frankfurt – Der britische Henkel- und Bayer-Rivale Reckitt Benckiser läutet die Trennung von seinem Pharmageschäft ein. Der Hersteller von Wasch-, Reinigungs- und Pflegemitteln sowie nichtverschreibungspflichtigen Medikamenten teilte am Dienstag mit, er stelle die Pharmasparte auf den Prüfstand und erwäge dabei alle Optionen.Die Pharmasparte stand in den ersten neun Monaten mit 591 Mill. Pfund für 8 % der Konzernerlöse. Analysten von BofA Merrill Lynch haben den Wert der Division auf rund 2 Mrd. Pfund (3,2 Mrd. Dollar) taxiert. Kern der Pharmaaktivitäten ist das Mittel Suboxone, mit dem Heroinabhängige behandelt werden. Das Geschäft mit dem Medikament lief zuletzt schleppend, da inzwischen günstige Nachahmerprodukte verfügbar sind.Der Umsatz in der Pharma sank dadurch im dritten Quartal um 14 % auf 191 Mill. Pfund, der Marktanteil des Mittels beträgt noch 68 %. Reckitt Benckiser hatte bereits angekündigt, dass man nach der Zulassung von Generika für Suboxone die Aktivitäten überdenken wolle. Anfang des Jahres waren in den USA zwei Generika-Varianten der Hersteller Actavis und Amneal genehmigt worden. Wurzeln in LudwigshafenDas Pharmageschäft ist die einzige Sparte, die bei dem britischen Konzern mit Wurzeln in der deutschen Chemiestadt Ludwigshafen derzeit schrumpft. Gesundheits-, Hygiene- und Haushaltsprodukte zeigten in den ersten neun Monaten Zuwächse, wie Reckitt Benckiser am Dienstag mitteilte. Konzernweit wuchsen die Erlöse um 6 % auf 7,5 Mrd. Pfund. Im dritten Quartal allein legten die Umsätze um 5 % auf 2,5 Mrd. Pfund zu. Reckitt Benckiser, die 1999 aus der Fusion von Benckiser mit dem britischen Konzern Reckitt & Colman entstand, ist in Deutschland unter anderem für den Wasserenthärter Calgon, Kukident-Gebissreiniger, das Halsschmerzmittel Dobendan, den Schmerzstiller Nurofen, Sagrotan-Desinfektionsspray oder Durex-Kondome bekannt.Die Ziele fürs Gesamtjahr formulieren die Briten bereits unter Ausklammerung der zum Verkauf stehenden Pharmasparte. Ohne diese sollen die Erlöse um mindestens 6 % zulegen. Reiniger, Parfüm und KaffeeGroßaktionär von Reckitt Benckiser ist mit rund 10,7 % die Finanzholding Joh. A. Benckiser (JAB), hinter der der deutsche Milliardärsfamilienclan Reimann aus dem Raum Mannheim/Heidelberg steht. Der Aufstieg der Reimanns begann in der Gründerzeit, nachdem der Chemiker Karl Ludwig Reimann 1851 zusammen mit Johann Adam Benckiser in Ludwigshafen eine Chemiefabrik gegründet hatte.JAB, die unter anderem vom familienfremden Manager Peter Harf geführt wird, hat zuletzt im Kaffeegeschäft kräftig expandiert und mit dem Kauf von Caribou Coffee für 340 Mill. Dollar, der Akquisition von Peet’s Coffee & Tea für 1 Mrd. Dollar und einem Anteilserwerb an D.E. Master Blenders (Senseo, Douwe Egberts) mit einer Bewertung von 8,4 Mrd. Dollar aufgetrumpft. Zuvor war die JAB-Beteiligung Coty mit einer Übernahme des Kosmetikvertreibers Avon gescheitert. Der Parfümhersteller Coty ging im Juni 2013 an die Börse in New York, seitdem hält JAB noch 85 %.