Renault fährt in die roten Zahlen

Autobauer will sparen und schließt Werksschließungen selbst in Frankreich nicht aus

Renault fährt in die roten Zahlen

wü Paris – Der französische Automobilkonzern Renault plant harte Einsparungen, nachdem er 2019 zum ersten Mal seit zehn Jahren in die Verlustzone gefahren ist. Neben der durch die Verhaftung von Ex-Chef Carlos Ghosn in Japan Ende 2018 ausgelösten Krise machen ihm die Probleme seines japanischen Allianzpartners Nissan sowie schwächere Verkäufe und Aussichten zu schaffen. So trug Nissan nur noch 242 Mill. Euro zum Ergebnis bei, während es ein Jahr zuvor noch 1,51 Mrd. Euro waren. Zusätzlich dazu belasteten Verluste seines chinesischen Gemeinschaftsunternehmens und negative Steuereffekte die Ergebnisse. Der Autobauer verbuchte deshalb im letzten Jahr unter dem Strich einen Nettoverlust von 141 Mill. Euro, nachdem er 2018 noch einen Gewinn von 3,3 Mrd. Euro ausgewiesen hatte. Dividende drastisch gekürztDer Konzern, an dem der französische Staat mit 15 % beteiligt ist, will die Dividende nun um 70 % auf 1,10 Euro je Aktie kürzen und einen Sparplan auflegen. “Es war ein hartes Jahr für die Renault-Gruppe und die Allianz”, sagte Interimschefin Clotilde Delbos. Der Rückgang der Automobilmärkte habe den Konzern getroffen, als er mit internen Problemen konfrontiert gewesen sei, erklärte sie in Anspielung auf die durch die Anklage Ghosns in Japan und die dadurch an den Tag getretenen Spannungen mit Nissan ausgelöste Krise. Renault hält 43 % an dem japanischen Konzern.Der Umsatz von Renault verringerte sich im letzten Jahr um 3,3 % auf 55,54 Mrd. Euro, während die Verkäufe um 3,4 % auf 3,75 Millionen Fahrzeuge sanken. Zwar konnte der Autobauer seinen Absatz in Europa um 1,3 % auf 1,95 Millionen Fahrzeuge steigern und in der Region Eurasien um 0,4 % auf 751 000, doch in den übrigen Regionen brachen die Verkäufe ein. So sanken sie in Zentral- und Südamerika um 2,9 % auf 425 000. In Afrika, dem Mittleren Osten, Indien und der Pazifikregion brachen sie um 19,3 % auf 453 000 ein und in China um 17,2 % auf 180 000. Für das laufende Jahr rechnet Renault nun damit, dass der europäische Automobilmarkt um mindestens 3 % schrumpft und der russische um rund 3 %. Dagegen dürfte der brasilianische um 5 % zulegen, meint der Konzern.Die Automobilsparte konnte Avtovaz aus Russland miteingerechnet trotz der schwächeren Verkäufe einen positiven freien Barmittelzufluss von 153 Mill. Euro verbuchen. Doch ihre operative Marge verschlechterte sich von 6,3 % auf 4,8 %. Renault peilt nun für 2020 eine operative Marge von 3 % bis 4 % an. Den Umsatz will der Autobauer bei konstanten Wechselkursen stabil halten. Allerdings schränkte er diese Prognosen auch ein und erklärte, dass in ihnen mögliche Auswirkungen durch den Coronavirus-Ausbruch nicht berücksichtigt seien. Renault hat deshalb die Produktion in ihrem größten asiatischen Werk in Busan in Südkorea sowie in Wuhan in China gestoppt. Aus der besonders betroffenen Region Hubei in Zentralchina kämen viele Autoteile, erklärte Interimschefin Delbos. Die Auswirkungen der Covid-19 genannten Lungenkrankheit seien deshalb schwer abzusehen: “Das Problem ist: Wir haben keine Sicht.”Delbos will nun in den nächsten drei Jahren strukturelle Kosten über 2 Mrd. Euro einsparen und die Aktiva des Konzerns in China überprüfen. Sie schließt auch Werksschließungen in Frankreich und dem Ausland nicht aus. Es gebe keine Tabus, sagte Delbos. Denn die Volumenziele seien nicht mehr so hoch wie früher. Renault habe möglicherweise Überkapazitäten. Delbos ließ durchklingen, dass dringender Handlungsbedarf bestehe. Deshalb sollen die Grundzüge des Sparplans noch vor dem Antritt des designierten Generaldirektors Luca de Meo im Mai verkündet werden. Der Ex-Seat-Chef soll am 1. Juli bei Renault antreten.Die Renault-Aktie gab am Freitag in Paris 0,9 % auf 34,50 Euro ab.