KommentarRüstungsindustrie

Rheinmetall öffnet mit neuen Sparten die Schleusen für die Auftragsflut

Rheinmetall bereitet sich mit neuen Sparten auf eine mögliche Auftragsflut vor. So will der Rüstungskonzern im Jahr 2030 rund 50 Mrd. Euro Umsatz erzielen.

Rheinmetall öffnet mit neuen Sparten die Schleusen für die Auftragsflut

Rheinmetall

Schleusen auf für die Auftragsflut

Von Christoph Ruhkamp

Das Schlimmste ist, wenn man etwas Erstrebenswertes sieht, aber nicht weiß, wie man zugreifen kann. Im Fall von Rheinmetall wären das die 180 Mrd. Euro, die Deutschland im Jahr 2030 für Rüstung ausgibt. Hinzu kommen die ebenfalls schnell steigenden Verteidigungsbudgets im ganzen übrigen Europa. Diese gigantischen Beträge können nur dann in der Kasse des Düsseldorfer Konzerns landen, wenn er bereit hält, was gefragt ist, um die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee Europas zu machen, wie es Kanzler Friedrich Merz angekündigt hat. Rheinmetall-Chef Papperger kann sich glücklich schätzen, dass er einen kurzen Draht zu Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat. Der gibt den Nato-Staaten - vor allem denen an der gefährdeten Ostflanke vor - was sie einkaufen und in das Bündnis einbringen sollen. So ist Papperger frühzeitig informiert, was er anbieten muss, damit er zum Zug kommt. Die Bundesregierung wird ihr Geld ohnehin gern bei deutschen Konzernen wie Rheinmetall, TKMS, Diehl oder MBDA ausgeben, um die Investitionen, Produktionsstandorte, das Knowhow und die Arbeitsplätze hier zu halten.

Clevere Strategie

Aber Rheinmetall braucht Partner und Akquisitionen, um möglichst viel Geld in die eigenen Kassen zu lenken. Kooperiert wird mit dem finnischen Startup Iceye für Satelliten. Beim F35-Kampfjet wird der US-Konzern Lockheed Martin beliefert. Für den Kampfpanzer Panther gibt es Italiens Leonardo als Partner. Bei Kriegsschiffbau ist durch Naval Vessels Lürssen vertreten und kann künftig sogar die Marinebranche konsolidieren. Durch die internationalen Partnerschaften werden die Regierungen anderer Länder so günstig gestimmt, dass sie ihre Portemonnaies für Aufträge öffnen, weil sie das Gefühl haben, nicht übervorteilt zu werden. Selbst dem notorisch argwöhnischen Präsidenten Trump gefällt das. Die Strategie ist also clever. Den in Unterlüß versammelten Analysten gefällt sie so gut, dass der Kurs trotz der zuletzt wegen Verzögerungen aufgekommenen Zweifel am Umsatzziel wieder steigt. Seit der Münchener Sicherheitskonferenz hat sich die Marktkapitalisierung auf 80 Mrd. Euro verdoppelt. Bei 20% operativer Marge und 50 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2030 wäre Rheinmetall dann gar nicht mal mehr so hoch bewertet wie jetzt.

Aus 180 Mrd. Euro Rüstungsbudget will Rheinmetall möglichst viel Umsatz machen. Die Weichen werden gestellt: Um das Geld auf sich zu lenken, zieht der Konzern im Eiltempo neue Sparten hoch.