Rhön-Kontrahenten legen Streit bei

Asklepios kommt mit ins Kliniknetzwerk - Fresenius zahlt 5 Mill. Euro - B. Braun nicht im Aufsichtsrat

Rhön-Kontrahenten legen Streit bei

Die Widersacher im Kampf um das Rhön-Klinikum haben das Kriegsbeil begraben. Asklepios und B. Braun geben ihren Widerstand gegen den Verkauf von Rhön-Häusern an Fresenius auf. Die drei Marktführer wollen künftig in einem Krankenhausnetzwerk zusammenarbeiten.Von Sabine Wadewitz, FrankfurtDie Krankenhauskette Asklepios und der Medizintechnikkonzern B. Braun lenken im Streit mit dem Wettbewerber Fresenius um das Rhön-Klinikum ein. Asklepios und Braun haben in einer “Neutralitätsverpflichtung” zugesagt, sich nicht mehr gegen den Verkauf des Großteils des Rhön-Geschäfts an den Bad Homburger Gesundheitskonzern zu stemmen, teilten die beteiligten Unternehmen mit. B. Braun werde seine gegen die Veräußerung eingereichte Feststellungsklage zurücknehmen. An der Anfechtungsklage gegen den Hauptversammlungsbeschluss zur Abschaffung der Übernahmehürde bei Rhön wird jedoch nicht gerüttelt, bestätigte eine Braun-Sprecherin.Im Gegenzug für den Friedensschluss hat die Fresenius-Kliniktochter Helios dem Krankenhausausrüster B. Braun einen langfristigen Rahmenliefervertrag zugesagt. “Beide Unternehmen werden unter Wahrung der Lieferantenvielfalt bei Fresenius Helios und aller wettbewerbsrechtlicher Bestimmungen zusammenarbeiten”, heißt es. Fresenius Kabi werde als Lieferantin nicht bevorzugt. Auch Asklepios bekommt die Hand gereicht. Der Klinikkonzern des Unternehmers Bernard gr. Broermann wird gemeinsam mit Rhön und Helios Gründungsmitglied und gleichberechtigter Partner des geplanten Krankenhausnetzwerks, in dem gesetzlich Versicherten mit einer private Zusatzpolice ein erweitertes Behandlungsangebot offeriert wird. Der Eintritt in das Netzwerk, das noch vom Kartellamt genehmigt werden muss, wird Asklepios mit einer einmaligen Zahlung von 5 Mill. Euro von Fresenius versüßt. Wofür diese Summe gewährt wird, wurde nicht kommentiert. Beobachter sprechen von reiner Beschwichtigung.Nicht durchsetzen konnte sich B. Braun mit dem Ansinnen, zwei Vertreter in den Rhön-Aufsichtsrat zu bringen. Das Registergericht am Amtsgericht Schweinfurt hat nach Information der Börsen-Zeitung die beiden ins Rennen geschickten Kandidaten wegen mangelnder Unabhängigkeit abgelehnt. Angetreten waren der Firmenpatriarch Ludwig Braun sowie der Vorstandsvorsitzende Walter Große. Das Gericht soll Zweifel geäußert haben, dass sich beide Manager ausschließlich dem Unternehmensinteresse von Rhön verpflichtet fühlen können, wenn ihre Gesellschaft gleichzeitig juristisch gegen Rhön vorgeht.Gerichtlich in den Aufsichtsrat bestellt sind nun Katrin Vernau, Partnerin der Unternehmensberatung Roland Berger in Hamburg, sowie der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Reinhard Hartl von der Kanzlei Dr. Kleeberg & Partner in München. Die neuen Gremienmitglieder müssen sich auf der Rhön-Hauptversammlung am 12. Juni 2014 noch den Aktionären zur Wahl stellen.An der Börse kam die Beilegung des Streits gut an. Die Rhön-Aktie legte nach Bekanntgabe der Einigung am Mittag zeitweise mehr als 6 % zu und ging 5 % fester bei 21,39 Euro als Tagessieger im MDax aus dem Xetra-Handel. Zwar gab es im Markt und unter Juristen keine Zweifel, dass der Verkauf von 43 Kliniken von Rhön an Fresenius wasserdicht ist. Doch mit Auflösen der Pattsituation wächst die Erwartung, dass auch künftige Aktionärsentscheidungen nicht mehr blockiert werden. Rhön-Aufsichtsratschef Eugen Münch würde es begrüßen, “wenn sich sowohl bei der geplanten Kapitalauskehrung wie auch bei der entstehenden Formation der Ankeraktionäre eine Übereinkunft abzeichnen würde”. Neues SpielNoch nicht beigelegt ist der juristische Streit darüber, ob es rechtens war, die Stimmen von B. Braun auf der vergangenen Rhön-Hauptversammlung in der Abstimmung nicht zu berücksichtigen. Im Markt wird für denkbar gehalten, dass das Votum über die in der Satzung verankerte Sperrminorität von 10 % erneut auf die Tagesordnung gesetzt wird. Großaktionär Münch dürfte angesichts der neuen Mitgesellschafter und des vollzogenen Klinikverkaufs nun aber kein Interesse mehr haben, diesen Passus zu streichen.