Roboter-Flaute und Umbau belasten ABB
hek Frankfurt – Die Abgabe des Geschäfts mit Solarwechselrichtern hat die Quartalszahlen von ABB verhagelt. Unter dem Strich verdiente der Industriekonzern von April bis Juni 2019 lediglich 64 Mill. Dollar, 91 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr stellt Interims-CEO Peter Voser einen Margenanstieg und ein moderates Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis in Aussicht. 2018 war die operative Umsatzrendite um 0,3 Prozentpunkte auf 10,9 % zurückgegangen. Mittelfristig peilt das Management eine Marge von 13 bis 16 % an.ABB habe im zweiten Quartal trotz konjunkturellen Gegenwinds und geopolitischer Unsicherheiten eine gute Umsatzdynamik gezeigt, sagte Voser am Donnerstag bei der Zahlenvorlage. Die Erlöse des Siemens-Konkurrenten legten auf vergleichbarer Basis um 2 % auf 7,17 Mrd. Dollar zu. Der Auftragseingang stieg um 1 % auf 7,40 Mrd. Dollar. Die Geschäfte mit Elektrifizierung und Antriebstechnik hätten das Wachstum getragen, teilte das Unternehmen mit. Dagegen führte der Abschwung in Autoindustrie und Maschinenbau im Segment Robotik und Fertigungsautomation, das eigentlich als Zugpferd gilt, zu einem Auftragsrückgang auf vergleichbarer Basis um 9 %, während der Umsatz um 3 % nachgab. Die operative Marge des Geschäftsbereichs schrumpfte um 2,6 Basispunkte auf 12,3 %, was auf die Volumenrückgänge und einen ungünstigen Mix zurückgeführt wird. Die Automärkte bewegen sich nicht zuletzt infolge des Handelskonflikts zwischen den USA und China im Rückwärtsgang. Finanzchef Timo Ihamuotila geht davon aus, dass die Automobilbranche das Robotergeschäft auch in der zweiten Jahreshälfte bremsen wird. Das Neugeschäft in der Industrieautomation schwächelte ebenfalls – hier sanken die Bestellungen im Vergleich zum zweiten Quartal 2018 um 4 %.Der Elektrotechnikkonzern, der 1988 aus dem Zusammenschluss der schwedischen Asea mit der Schweizer ABB entstand, steckt weiter im Umbau. CEO Ulrich Spiesshofer musste Mitte April auf Druck der Großaktionäre Knall auf Fall gehen. Verwaltungsratspräsident Voser übernahm die operative Führung, bis ein dauerhafter Nachfolger gefunden ist. Eine Vereinfachung der Organisationsstruktur und ein Kulturwandel sollen den Konzern profitabler machen. Zuletzt hat ABB den Verkauf der kriselnden Solarwechselrichtersparte angekündigt. Der Rückzug aus dem einst mit vielen Hoffnungen aufgebauten Geschäft kommt ABB teuer zu stehen. Er belastet das Quartalsergebnis mit 455 Mill. Dollar, da der Erwerber, die italienische Fimer, für die Übernahme von Garantieverpflichtungen entschädigt wird. Zudem erwägt der Konzern einen Verkauf des Geschäfts mit Stromrichtern für die Telekomindustrie.Das operative Ebita (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen) erreichte im zweiten Quartal 825 Mill. Dollar, 4 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Währungsbereinigt wäre es um 1 % gestiegen. Die operative Marge gab von 12,6 % auf 11,5 % nach, was das Management auf eine Verwässerung durch die Übernahme von GE Industrial Solutions und Kosten für das vor gut einem halben Jahr veräußerte Stromnetzgeschäft zurückführt.Anleger reagierten verhalten auf den Zwischenbericht, die Aktie gab am Donnerstag um 2 % nach. Die Schweizer Großbank UBS geht davon aus, dass die Margenerwartungen nach dem schwächeren Wachstumsausblick leicht sinken dürften. ABB habe eine lange To-do-Liste, meinte das Analysehaus RBC. Die Zahlen für das zweite Quartal seien solide. Die US-Bank J.P. Morgan stufte die Resultate als insgesamt etwas mau ein.