Roboter haben es Midea besonders angetan

Haushaltsgeräteriese will in Chinas industrieller Aufrüstungsoffensive vorne mitmischen

Roboter haben es Midea besonders angetan

Von Norbert Hellmann, SchanghaiZur jüngsten Auflage der Konsumelektronikmesse AWE im Frühjahr in Schanghai war am Stand des chinesischen Haushaltsgeräteriesen Midea die von einem freundlich dreinblickenden Roboter allein und vollautomatisch betriebene Eiscremebude der Blickfang und Anziehungspunkt für das Massenpublikum. Der Eiswaffelabfertiger geht auf ein Joint Venture von Midea mit dem japanischen Roboterhersteller Yaskawa zurück und gibt zumindest einen Fingerzeig dafür, dass Midea den Radius als klassischer Haushaltsgeräte- und Konsumelektronikhersteller zu erweitern gedenkt.Mit dem Vorstoß beim deutschen Industrieroboterspezialisten Kuka geht es zunächst weniger um putzige Service-Roboter, sondern um den gezielten Einsatz von Automation in industriellen Fertigungsprozessen, für die es reichlich Anwendung im Midea-Konzern gibt. Der noch immer kräftige Auftrieb der chinesischen Industrielöhne bringt wachsende Kostenblöcke und entsprechende Anreize für eine Verlagerung von arbeits- auf kapitalintensive Fertigungsprozesse mit sich.Midea, die aus Foshan in der südchinesischen Provinz Guangdong und damit der stark privatwirtschaftlich gefärbten industriellen Hochburg am Perlflussdelta stammt, steht dabei geradezu symbolisch für den laufenden Strukturwandel in Chinas verarbeitendem Gewerbe. Zielrichtung ist eine höherwertige industrielle Fertigung bei gleichzeitiger Betonung einer chinesischen Markenidentität für Qualitätsprodukte und damit eine Abkehr von billig gefertigter Massenware. Dies deckt sich auch mit den Bestrebungen der chinesischen Regierung zur Aufrüstung und Modernisierung der heimischen Industrielandschaft. Sie wurde mit der Qualitätsoffensive made in China 2025 ausgerufen und gehört auch zu den Eckpfeilern des neuen Fünfjahresplans. Entsprechend treten private wie auch staatliche Firmen mit dem Wohlwollen Pekings immer offensiver auf, wenn es darum geht, sich auf Auslandsmärkten in technologisch anspruchsvollen Sektoren gezielt zu verstärken. Im Wettrennen mit HaierMidea ist im Wettlauf mit dem heimischen Erzkonkurrenten Haier ausländischen Akquisitionen immer stärker zugetan. Anfang des Jahres standen sowohl Midea als auch Haier beim US-Riesen General Electric auf der Matte, der seine Haushaltsgerätesparte zum Verkauf gestellt hatte. Hier setzte sich aber die im Vergleich zu Midea in den USA präsentere und bekanntere Haier Group mit einer reichlich bemessenen Offerte über 5,4 Mrd. Dollar durch. Midea leistete sich dann ein kleines Trostpflaster und erwarb im März für knapp 500 Mill. Dollar einen Mehrheitsanteil von 80 % am Haushaltsgerätegeschäft des japanischen Elektronikkonzerns Toshiba.Midea ließ zuletzt wissen, dass man über eine Kriegskasse von über 70 Mrd. Yuan (knapp 10 Mrd. Euro) verfüge, die vor allem für strategische Zukäufe im Ausland gedacht ist. Auch kann Midea auf wachsende Erträge zurückgreifen. Im ersten Quartal kam der Konzern auf einen Gewinn nach Steuern von 3,9 Mrd. Yuan, das sind rund 500 Mill. Euro.Während die Unternehmensgewinne im chinesischen Industriesektor im ersten Quartal rückläufig waren, kletterten sie im Sektor Haushaltsgeräte und Konsumelektronik im Mittel um 14 %. Auch die Aktien von Midea, Haier und anderen heimischen Konkurrenten wie Robam und Supor kommen auf eine deutlich bessere Performance als der Leitindex Shanghai Composite, der seit Jahresbeginn gut 20 % eingebüßt hat.