Robustes Geschäft
Frans van Houten hat recht behalten. Nach dem flauen Start ins Jahr 2019 stellte der Vorstandschef von Philips mehr Dynamik des Geschäfts in Aussicht. Von April bis Juni beschleunigte sich das Wachstum auf 6 %, nachdem der Umsatz des niederländischen Medizintechnikkonzerns im Auftaktquartal nur um 2 % zugelegt hatte. Auch die Profitabilität erhöhte sich.Von einer solchen Entwicklung können andere Industriebranchen wie Auto und Chemie derzeit nur träumen. Hier bekommen Unternehmen die Schwäche der Konjunktur heftig zu spüren und müssen Geschäftsprognosen senken wie zuletzt etwa Daimler und BASF.Ganz anders Philips: Das Geschäft wächst in allen Sparten – vom Konsumgütersegment mit elektrischen Zahnbürsten bis zur Ausrüstung für Krankenhäuser. Zudem kommt das Unternehmen mit seinen Spar- und Effizienzprogrammen voran. Das erhöht die Profitabilität. Der Aktienkurs ist so hoch wie seit achtzehneinhalb Jahren nicht mehr. Allein seit Beginn dieses Jahres steigerte Philips den Börsenwert um ein Drittel.Wieder einmal zeigt sich, dass die Medizintechnik von den Schwankungen der Konjunktur recht unabhängig ist. Es handelt sich zum erheblichen Teil um Projektgeschäft. Investitionen, etwa in Krankenhäusern, werden mittel- bis langfristig geplant. Hinzu kommt, dass die demografische Entwicklung der Medizintechnik Schub gibt. Dank des Fortschritts finden sich neue Behandlungsmethoden, die die Lebenserwartung vieler Menschen erhöhen. Damit steigt die Nachfrage nach der Technik.Zudem wächst in Schwellenländern der Wohlstand. Staaten wie China können sich eine bessere medizinische Versorgung leisten und haben großen Nachholbedarf. Gerade dort profitiert Philips von einer hohen Nachfrage und zweistelligem Wachstum.Freilich läuft auch für die Medizintechnikunternehmen nicht alles perfekt. Der Philips-Konkurrent Siemens Healthineers muss Umstellungsschwierigkeiten bewältigen. In der Diagnostik erweist sich die Installation des neuen Systems Atellica als viel komplexer als erwartet. Das könnte Folgen für die Marge haben.Die große Sorge von Philips ist, dass sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China verschärft. Höhere Zölle könnten das derzeit florierende Geschäft in Asien empfindlich treffen. Zudem geht die US-Börsenaufsicht dem Verdacht von Bestechungsvorwürfen gegen die Branche nach. Ganz heil ist auch die Welt der Medizintechnik nicht.