Rödl & Partner expandiert global mit dem deutschen Mittelstand
Von Walther Becker, Frankfurt209 Mill. Euro Umsatz waren es 2008. Zehn Jahre später sind daraus 451 Mill. Euro geworden: Rödl & Partner wächst rasant. Und wenn es nach Christian Rödl geht, dann setzt sich diese Entwicklung auch auf mittlere Sicht so fort. “Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht wesentlich ändern, der deutsche Mittelstand auch international so erfolgreich bleibt wie bisher, dann sind wir für ein weiteres Wachstum mit hohen einstelligen Prozentsätzen gut gerüstet”, sagt der Vorsitzende der Geschäftsleitung im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Auch bei der Angestelltenzahl soll es weiter bergauf gehen. Rödl kann ich gut vorstellen, das auch es 2019 noch einmal 200 neue Stellen gibt. Ende vorigen Jahres standen 4 900 Namen auf den Gehaltslisten. Die sind an inzwischen 111 eigenen Standorten in 50 Ländern vertreten. Weiße Flecken habe Rödl eigentlich nicht. Doch arbeitet man in Benelux ohne eigene Niederlassungen, sondern mit Kooperationspartnern. Zuletzt wurden Niederlassungen in Usbekistan (Taschkent) und Brasilien eröffnet, wo Rödl nun in Sao Paulo, Curitiba und jetzt auch Campinas präsent ist. Als eigentliche Wachstumsbremse könne sich das Fehlen qualifizierten Personals entpuppen – jenseits der Grenzen stärker als hierzulande. Hinzu komme, dass die Angestellten möglichst ihre Heimatsprache, Deutsch und Englisch sprechen sollten. In der Bundesrepublik habe man schon Zugänge von internationalen Großkanzleien und den Big Four der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gehabt – gerade auch von Frauen.Von den zuletzt 451 Mill. Euro Umsatz entfielen auf Deutschland 236 Mill. Euro (+8 %). Das Volumen außerhalb Deutschlands legte mit 9,7 % auf 215 Mill. Euro etwas stärker zu. Das Volumen jenseits der Grenzen ist damit heute höher als es die Gesamteinnahmen 2008. Aus einer HandWas ist das Rezept? Rödl setzt seit der Gründung 1977 auf deutsche Mittelständler und Familienunternehmen, begleitet sie bei ihren internationalen Geschäften – und das mit einem Multiberatungsansatz über mehrere Disziplinen aus einer Hand. “Für uns arbeiten erfahrene Teams aus Rechtsanwälten, Steuerberatern, Unternehmens- und IT-Beratern sowie Wirtschaftsprüfer enger zusammen”, betont Rödl, der 2011 die Nachfolge seines Vaters Bernd angetreten hat. Das Wachstum basiere vor allem auf dem steigenden Bedarf nach komplexen Beratungsdienstleistungen aus einer Hand. Dabei gibt es keine Rechtsberatung für lokal tätige Unternehmen. Angaben zu den Sparten macht Rödl heute nicht mehr. Etwa ein Drittel des Umsatzes entfalle jeweils auf Rechtsberatung, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. Die Unternehmens- und IT-Beratung, fast ausschließlich hierzulande, ist das kleinste Segment.Doch das Marktumfeld für Mittelständler werde zunehmend schwieriger, beobachtet Rödl. Der wachende Protektionismus, getrieben von den USA, die Reaktionen aus China und die Russland-Sanktionen führten zu einer grundlegenden Verunsicherung. Zwar verlasse kein Unternehmen, das dort investiert habe, des halb ein Land, doch neue Investmententscheidungen würden verschoben. Andererseits führe der Protektionismus auch zu einem stärkeren Lokalisierungsdruck – wie jüngst etwa Joint Ventures in Russland.Ein wesentlicher Treiber war 2018 erneut M&A, wobei Rödl den Vorjahresrekord an begleiteten Transaktionen um 20 auf 282 gesteigert habe. Allerdings mache das Transaktionsgeschäft über den Daumen gepeilt lediglich 15 bis 20 % des Umsatzes aus. Deutlich stärker ins Gewicht fällt die Dauerberatung. Ein wesentlicher Einnahmestrom weltweit stamme aus dem Outsourcing von Buchhaltungs- und Steuerthemen der deutschen Mandanten in ihren ausländischen Niederlassungen. Dort arbeite Rödl in Finanz- und Lohnbuchhaltung, Controlling sowie Steuererklärung jeder Couleur für die Klientel. Insbesondere in Polen, Schweden, Finnland, der Türkei, in Indien oder China und Russland sei dies stark gefragt. Diese Aktivitäten stünden für etwa 30 % des Auslandsgeschäfts.Christian Rödl und seiner Familie gehört die Mehrheit, wobei es eine Handvoll weiterer Gesellschafter gebe, die Anteile an der Holding hielten. Alles in allem seien es global 250 Partner als “Führungsteam”, die als Angestellte keine Equity-Partner sind. Es gebe etwa 40 Personen, die an Gesamtergebnis und Wertzuwachs beteiligt seien.