Roland Berger lüftet den Schleier
Die Management-Beratungsgesellschaft Roland Berger lässt sich von Klientel und Publikum ein wenig in die Karten schauen. Nach einer mehrjährigen Erholungsphase legt die neue Geschäftsführung Umsatz- und Ergebniszahlen der Gesellschaft mit 2 400 Mitarbeitern in 35 Ländern offen.wb Frankfurt – Mit dem Führungswechsel überraschte die Beratungsgesellschaft Roland Berger Anfang Juni. Nun erstaunt sie mit Zahlen zu ihrem Geschäft, mit denen die Strategieberater zeigen wollen, dass sie das Tal der Tränen hinter sich gelassen hat. Die Botschaft: “Die Transformation war erfolgreich.”Charles-Édouard Bouée (52) ging vor einigen Wochen, seitdem hat das übrige fünfköpfige Management die Leitung inne: Tijo Collot d’Escury, Sascha Haghani, Satoshi Nagashima, Olivier de Panafieu und Stefan Schaible. Formal folgt Schaible, der seit 2014 als stellvertretender CEO agierte, auf Bouée, der in einer schwierigen Phase die Spitze übernommen hatte. Damals, 2014, fiel eine eingefädelte Fusion mit Deloitte durch. Der Umsatz ging in der Folge deutlich zurück, Berater verließen das Haus, andere mussten gehen. Und Martin Wittig, von 2010 bis 2013 Chef von Roland Berger, heuerte 2018 beim Rivalen Bain & Company an.Während die größeren Konkurrenten McKinsey und Boston Consulting zum deutschen Geschäft abgesehen von der Mitarbeiterzahl so gut wie nichts offenlegen, lüftet die 1967 gegründete Roland Berger nun den Schleier – allerdings ebenfalls nicht spezifisch für den deutschen Markt. Berger habe nach prozentual zweistelligen Wachstumsraten 2016/17 zuletzt ein Rekordjahr absolviert. Und Schaible erwartet, dass die Gruppe “auch künftig stärker wachsen wird als der Markt für Strategieberatung”. Er traut dem Markt ein Plus von 5 bis 6 % zu, wobei sein Haus etwas stärker auf 640 Mill. bis 650 Mill. Euro zulegen will. Seit 2016 kam Berger nach eigenen Angaben im Schnitt um 11 % p. a. auf fast 600 Mill. Euro voran. Das Tief lag 2014 bei 467 Mill. Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) sei binnen fünf Jahren auf 56 Mill. Euro verdoppelt worden, so dass die Marge 2018 auf 9,4 % kletterte. Angesichts der derzeitigen Performance seien mindestens 10 % Rendite zu erwarten.Die Finanzverpflichtungen seien seit 2015 um 75 Mill. Euro oder 40 % auf 110 Mill. Euro zurückgeführt worden. Davon entfielen zuletzt 60 Mill. Euro auf Nettoschulden und 50 Mill. Euro auf Mezzaninekapital, das handelsrechtlich als Eigenkapital gilt. 2018 sei Mezzanine von 52 Mill. Euro zurückgeführt worden und hälftig in Partneranteile beziehungsweise Bankverbindlichkeiten gewandelt worden. Zusätzlich seien Verpflichtungen gegenüber (Ex-)Partnern seit 2013 von über 100 Mill. auf heute etwa 17 Mill. Euro gedrückt worden. Das Eigenkapital der aktiven Partner, also der Holding, lag demnach Ende 2018 bei 97 (i.V. 68) Mill. Euro. Zum Vergleich: 2014 waren es 42 Mill. Euro. Inklusive Mezzanine stand das Eigenkapital der Holding 2018 bei 147 Mill. Euro. Die Dividendenrendite vor Steuern machte zuletzt 8,5 % auf das eingebrachte Kapital aus. 2013 und 2014 gingen die Partner leer aus, 2017 waren es erst 3,5 %.Spannend wird sein, ob die Berater auch dann, wenn das Geschäft wieder nachlassen sollte, ihre Karten auf den Tisch legen. Allerdings dürften sie bei nachlassender Konjunktur von Restrukturierungen profitieren.