Rückrufe belasten BMW
BMW hat die Anleger mit schwächer als befürchtet ausgefallenen Quartalszahlen enttäuscht. In den Sommermonaten belasteten den Münchner Autokonzern Rückstellungen von 679 Mill. Euro zusätzlich. Dabei handelt es sich um Aufwendungen für eine umfangreiche Rückrufaktion bei Dieselfahrzeugen.sck München – Die hohen Zusatzbelastungen haben BMW noch stärker getroffen als von Analysten befürchtet. Im dritten Quartal brach der operative Gewinn der Kernsparte Automobile um fast die Hälfte oder 828 Mill. auf 930 Mill. Euro ein. Die Umsatzrendite des mit Abstand größten Konzernbereichs sackte um 4,2 Prozentpunkte auf 4,4 % ab. Damit lag der Münchner Autobauer deutlich unter der (langfristigen) Zielbandbreite von 8 bis 10 %.Aufgrund des Rückschlags im Kerngeschäft schrumpfte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Konzerns im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt um über ein Viertel auf 1,75 Mrd. Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 1,96 (i.V. 2,38) Mrd. Euro gerechnet.In einer Telefonkonferenz mit Journalisten räumte Finanzvorstand Nicolas Peter ein, dass Rückstellungen von 679 Mill. Euro für “Kulanz- und Gewährleistungsmaßnahmen” das Ergebnis zusätzlich gedrückt haben. Konkret bezog er sich auf den Rückruf von 1,6 Millionen Dieselfahrzeugen in Werkstätten wegen Mängeln an den Klimaanlagen. Das betraf insbesondere Westeuropa und China (vgl. BZ vom 24. Oktober). Die Anleger reagierten auf die schwachen Quartalszahlen vergrätzt. Gegen den Markttrend büßte die BMW-Stammaktie zeitweise 4,3 % ein und beendete den Xetra-Handel mit 74,26 Euro (-3,5 %).Ende September hatte der Vorstand seine Jahresprognose nach unten korrigiert (vgl. BZ vom 26. September). Als Gründe nannte BMW seinerzeit Mehrkosten im Zusammenhang mit den Handelskonflikten (Strafzölle) und Verwerfungen im europäischen Markt infolge der Umstellung auf das strengere Abgasprüfverfahren WLTP. Preiskämpfe belasten die Marge von BMW nach verzögerten Neuzulassungen bei den Konkurrenten Daimler und Volkswagen. Dem CFO zufolge baute das Unternehmen seine Lagerbestände in den Sommermonaten Juli bis September um rund 20 000 Autos ab mit dem Ziel, den Preisdruck zu entschärfen. Analysten schätzen, dass die Preisnachlässe BMW in der zweiten Jahreshälfte bis zu 500 Mill. Euro kosten.Die seit Anfang Juli gültigen Strafzölle im Handelsstreit zwischen den USA und China belasten BMW in der laufenden zweiten Jahreshälfte mit rund 300 Mill. Euro. 2019 würden sich diese Zusatzkosten verdoppeln, sollte der Konflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt andauern. Daher verwies Peter mit Blick auf das kommende Jahr auf anhaltend hohe “Herausforderungen”. Neben diesen Mehraufwendungen drücken negative Währungseffekte ebenfalls auf die Rendite. Nach Unternehmensangaben handelt es sich dabei vor allem um die für BMW nachteiligen Wechselkursschwankungen beim Dollar, Rubel, Renminbi und Yen. Freier Cash-flow unter DruckAufgrund des trüben dritten Quartals fiel das Ebit der Autosparte nach neun Monaten um ein Fünftel auf 4,7 Mrd. Euro zurück, während der Bereichsumsatz bei 62,6 Mrd. Euro stagnierte. Der Konzerngewinn vor Steuern schrumpfte um 10 % auf 7,9 Mrd. Euro.Den deutlichen Rückgang im freien Cash-flow erklärte der Finanzvorstand mit dem geringeren Ergebnis. Im dritten Quartal brach diese Cash-Kennziffer um 85 % oder 570 Mill. auf 98 Mill. Euro ein. Nach neun Monaten erwirtschaftete BMW etwas über 2 Mrd. Euro – 661 Mill. Euro weniger als vor einem Jahr. Peter bekräftigte aber das Ziel, im Gesamtjahr erneut 3 Mrd. Euro erreichen zu wollen. Um dies zu schaffen, müsste BMW im laufenden Jahresschlussquartal rund 1 Mrd. Euro erwirtschaften. Aufgrund der Zusatzlasten bezeichnete Peter dies als “ambitioniert”. Die Belastungen würden “sich auch im vierten Quartal deutlich auf das Konzernergebnis vor Steuern und die Ebit-Marge im Segment Automobile auswirken”.Hinzu kommt, dass BMW dieses Jahr 1 Mrd. Euro mehr für Forschung und Entwicklung ausgibt, wie das Management auf der Bilanzpressekonferenz im März angekündigt hatte (vgl. BZ vom 22. März). Das Unternehmen steckt vor allem viel Geld in den Ausbau der elektrifizierten Fahrzeuge, um die strengeren Schadstoffemissionsnormen zu erfüllen.