Rüstungsexportverbot belastet Airbus

Gewinneinbruch im ersten Quartal - Großauftrag für Saudi-Arabien wackelt - Gut laufende Flugzeugsparte

Rüstungsexportverbot belastet Airbus

Der neue Airbus-Chef Guillaume Faury hat zwar mit guten Quartalszahlen im Kerngeschäft Passagierflugzeuge gepunktet, Sonderbelastungen verhagelten aber zum Jahresauftakt das Konzernergebnis. Airbus musste wegen des Exportverbots Berlins von Rüstungsgütern nach Saudi-Arabien Federn lassen.sck München – Trotz eines schwungvoll laufenden Geschäfts mit Passagierflugzeugen hat Airbus zum Jahresauftakt einen Gewinneinbruch verbucht. Im ersten Quartal schrumpfte der Überschuss aufgrund von Zusatzbelastungen um 86 % auf 40 Mill. Euro. Allein der im März von der Bundesregierung um sechs Monate verlängerte Exportstopp für Rüstungsgüter nach Saudi-Arabien dämpfte das Konzernergebnis per saldo um 190 Mill. Euro, wie der neue CEO Guillaume Faury und der neue Finanzchef Dominik Asam in einer Telefonkonferenz zur Vorlage der Quartalszahlen berichteten.Asam zufolge betrifft das einen Auftrag über Grenzsicherungsanlagen. Im ersten Quartal habe Airbus wegen dieses Geschäfts mit Saudi-Arabien brutto knapp 300 Mill. Euro infolge einer Neubewertung abschreiben müssen. Die Chancen, dass das bestellte System an das Land komplett ausgeliefert werden könnte, lägen bei “unter 50 %”, sagte der CFO, der vor kurzem vom Chiphersteller Infineon zu Airbus wechselte. “Uns sind die Hände gebunden”, sagte er. Da die Lieferung nach dem verlängerten Embargo weiter stockt, verhandelten Airbus und Saudi-Arabien über den Auftrag.Im Zwischenbericht räumte die Konzernführung ein, dass das Ergebnis dieser Verhandlungen unklar sei. Airbus warnte daher vor “signifikanten” weiteren finanziellen Risiken aus dem Auftrag. Nach der Ermordung des saudischen Regierungskritikers Jamal Khashoggi verhängte Berlin im Herbst ein Exportverbot für Rüstungsgüter nach Saudi-Arabien. “Markt weiterhin robust”Neben den Folgen der politischen Spannungen wirkten sich bilanzielle Neubewertungen aufgrund von Wechselkursschwankungen mit 83 Mill. Euro aus. Der Auslauf der Produktion des Riesenflugzeugs A380 kostete Airbus im ersten Quartal zusätzliche 61 Mill. Euro nach einer Belastung von 463 Mill. Euro Ende des Jahres 2018.Die Belastung infolge des Rüstungsexportstopps nach Saudi-Arabien schlug derweil in der Konzernsparte Defence and Space ins Kontor. Der Bereich verbuchte einen operativen Verlust von 117 Mill. Euro nach einem Gewinn von 265 Mill. Euro ein Jahr zuvor.Die Airbus-Aktie, die seit Jahresbeginn um die Hälfte an Wert gewonnen hat, büßte nach Veröffentlichung des Zwischenberichts an der Pariser Börse 1,3 % auf 121,46 Euro ein. Analysten rechneten zwar nicht mit den Zusatzkosten wegen des Rüstungsexportverbots, Airbus übertraf aber die Markterwartungen in Bezug auf das Ergebnis im Kerngeschäft.Der Franzose Faury, der Mitte April auf Tom Enders folgte, sieht das Unternehmen auf Kurs. Der Produktionshochlauf der Flugzeug-Verkaufsschlager A320neo und A350 bescherte dem Konzern einen Anstieg des um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnisses auf 549 Mill. Euro nach 14 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg dank des guten Kerngeschäfts um 24 % auf 12,5 Mrd. Euro. Die Konzernführung bekräftigte den Ausblick für 2019. Airbus steuert ein Rekordjahr an. Die Auslieferung von 880 bis 890 Verkehrsflugzeugen und eine Steigerung des bereinigten operativen Gewinns (Ebit) um 15 % seien in diesem Jahr weiterhin machbar. Auf der ÜberholspurIm vergangenen Jahr erwirtschaftete der Boeing-Rivale mit 800 ausgelieferten Passagiermaschinen ein bereinigtes Ebit von 5,1 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 15. Februar). “Der zivile Flugzeugmarkt ist weiterhin robust, und auch im Hubschrauber-, Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft sehen wir gute Zukunftschancen”, sagte Faury.Aufgrund der Krise bei Boeing könnte Airbus den US-Wettbewerber in diesem Jahr sogar erstmals als größten Flugzeughersteller der Welt ablösen. Der amerikanische Rivale musste vor kurzem seine Absatzziele für 2019 aufgeben. So hatte der Konzern für 2019 ursprünglich geplant, seine Auslieferungen auf 895 bis 905 Maschinen zu steigern. Doch nach dem Absturz zweier Mittelstreckenjets vom Typ 737Max mit insgesamt 346 Toten verhängten Luftfahrtbehörden in aller Welt Flugverbote für die Maschine. Die Auslieferung ist so lange gestoppt, bis Boeing für die Modelle eine neue Software installiert hat. Ursache der Abstürze waren vermutlich Probleme mit der Steuerungssoftware.Faury wollte sich nicht dazu äußern, inwieweit Airbus von der Misere bei Boeing profitieren könnte. Mit ihrem Konkurrenzmodell A320neo ist Airbus ohnehin über Jahre ausgebucht. Produktionsanstieg “im Plan”Faury bekräftigte die Produktionsziele. So will Airbus die Fertigungsrate von 60 Stück der A320-Baureihe pro Monat bis Mitte 2019 erreichen. Man liege hier “im Plan”, so der CEO. Bis 2021 will Airbus die Rate auf 63 pro Monat weiter erhöhen.Im ersten Quartal steigerte der Konzern die Zahl der ausgelieferten Passagierflugzeuge auf 162 Stück nach 121 zum Jahresauftakt 2018. Davon entfielen 96 Einheiten auf die A320neo-Serie.