RWE gerät in NRW unter Druck

Opposition fordert von Landesregierung neue Leitentscheidung zur Braunkohle - Aktienkurs knickt ein

RWE gerät in NRW unter Druck

Die Debatte um einen schnelleren Ausstieg aus der Kohle ist in Nordrhein-Westfalen, dem Heimatland des Essener Energiekonzerns RWE, voll entbrannt. Der Landtag streitet um eine Reduzierung des Tagebaus. Seit dem Rodungsstopp für den Hambacher Wald ist der Kurs der Aktie um fast ein Fünftel eingeknickt. cru Düsseldorf – Nach dem vorläufigen Rodungsstopp für den Hambacher Wald am gleichnamigen RWE-Braunkohletagebau, verfügt durch das Oberverwaltungsgericht, hat die schwarz-gelbe NRW-Koalition außer der Devise “Abwarten” keine neuen Antworten parat. FDP-Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart verkündete den Abgeordneten am Mittwoch im Landtag lediglich, dass das Land erst einmal auf die Empfehlung der Berliner Kohlekommission der Bundesregierung warte. Diese soll bis Ende 2018 über einen Ausstiegspfad aus der Kohleverstromung entscheiden. Doch wächst der Druck durch die Opposition der Grünen, die neuerdings – anders als zu ihrer Regierungszeit – an einem Ausstieg vor 2045 interessiert sind, eine Korrektur der Planung vorzunehmen.Der Kurs der Aktien von RWE ist den fünften Handelstag in Folge gefallen. Mit einem weiteren Minus von 1,8 % summierten sich die Kurseinbußen mittlerweile auf fast 18 %. Flora-Fauna-Schutz im FokusDas aufschiebende Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster in Sachen Hambacher Forst, aufgrund dessen RWE die Hambacher Braunkohleförderung um rund ein Drittel vermindert und einen Gewinnrückgang in der Größenordnung von jährlich voraussichtlich 150 Mill. Euro bis 2021 erwartet, drückte die Papiere auf den niedrigsten Stand seit März.In der Hauptsache wird nun das Verwaltungsgericht Köln über die Frage entscheiden, ob der Hambacher Wald ein potenzielles Flora-Fauna-Schutzgebiet nach europäischem Recht ist, wie Richterin Stefanie Seifert erläutert. Dies werde mehr als nur einige Wochen in Anspruch nehmen – aber wohl auch nicht die von RWE befürchteten zwei Jahre.RWE entgehen laut Schätzung von Commerzbank-Analystin Tanja Markloff durch das Urteil die Gewinne aus etwa 35 % der Braunkohlekapazitäten des Konzerns. Hinzu kommen die zusätzlichen Kosten, die anfallen, wenn der Konzern seine Lieferverpflichtungen durch die Produktion von teurerem Strom aus Steinkohle- und Gaskraftwerken oder durch Zukäufe an der Strombörse erfüllt. RWE hat bereits den größten Teil der Stromproduktion aus den Braunkohle- und Atomkraftwerken für 2019 und 2020 verkauft – sowie einen Teil der Stromproduktion des Jahres 2021 -, zu Preisen unterhalb der aktuellen Preise.Die oppositionellen Grünen fordern derweil eine neue Leitentscheidung zur Zukunft des Braunkohle-Tagebaus. 2016 hatte die damalige rot-grüne Landesregierung eine Verkleinerung des Tagebaus Garzweiler II, aber auch die unveränderte Fortführung der Tagebaue Inden und Hambach beschlossen. Mit Blick auf die laufenden Verhandlungen der Kohlekommission über einen Kohleausstieg wollen die Grünen nun eine Korrektur der damaligen Leitentscheidung, mit der die genehmigten Fördermengen reduziert würden. Ein Drittel Braunkohle perduDie Commerzbank erwartet, dass RWE die Produktion der Braunkohlekraftwerke des Konzerns von 68 Terrawattstunden im Jahr 2018 auf 44 Terrawattstunden in den Jahren 2019 bis 2021 reduziert. RWE werde wohl übergangsweise die Stromproduktion der ältesten, kleinsten und am wenigsten effizienten Braunkohlekraftwerke einstellen. Von 2022 an dürften diese Anlagen wieder laufen. Die Braunkohle trägt mehr als 10 % zum operativen Gewinn von RWE bei, der bei 1,5 Mrd. Euro liegt.