RWE prüft Allianz mit französischer Engie

Essener Energiekonzern könnte Mehrheit an Stromnetz-Tochter Innogy gegen Beteiligung am Versorger tauschen - Dax-Wert legt zu

RWE prüft Allianz mit französischer Engie

Wieder hochgekochte Spekulationen über einen möglichen Teilverkauf der RWE-Tochter Innogy treiben die Aktienkurse beider Energiekonzerne an. Der französische Versorger Engie könnte an einem Mehrheitsanteil an dem Stromverteilnetzbetreiber interessiert sein.cru Frankfurt – RWE prüft offenbar eine milliardenschwere Allianz mit dem französischen Versorger Engie. RWE könnte ihre Beteiligung von 77 % an der Stromverteilnetztochter Innogy an Engie abgeben und würde im Gegenzug an dem französischen Versorger beteiligt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Investmentbankenkreise. Bislang gebe es keine direkten Gespräche der Konzerne. Die Kurse der Aktien von RWE und Innogy reagierten jedoch mit einem kräftigen Plus.RWE kommentierte die Marktgerüchte, die erstmals am 14. März aufgekommen waren, auch dieses Mal nicht. “Wir prüfen alle Optionen”, hatte RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz am 15. März anlässlich der Bilanzvorlage in Essen gesagt. Der Konzern machte am Freitag lediglich abermals deutlich, dass es im Jahr 2015 im Zusammenhang mit dem Börsengang von Innogy einen Beschluss des RWE-Aufsichtsrats gab, dass RWE Innogy-Anteile grundsätzlich bis auf 51 % abverkaufen kann. Darüber hinaus gebe es keine weitere dieses Thema betreffende Beschlusslage. Innogy ist an der Börse rund 20 Mrd. Euro wert.Die Versorger spielen seit geraumer Zeit Szenarien mit ihren Beratern und Banken durch. Neben RWE lehnten auch Innogy und Engie eine Stellungnahme ab. Mit einem Bündnis könnten die Konzerne eine Art “Airbus der Energiebranche” schmieden. Darüber haben die Regierungen in Deutschland und Frankreich seit Jahren gesprochen. Aufsichtsratsbeschluss nötigDass Engie mit einem Minderheitsanteil an Innogy zufrieden sein könnte, gilt in Kreisen von Investmentbanken jedoch als äußerst unwahrscheinlich. Für den Verkauf eines Mehrheitsanteils bräuchte die RWE-Führung einen neuen Aufsichtsratsbeschluss. Zudem gibt es andere Grenzen für die Übernahmespekulation: “Wir werden jedenfalls nicht in Kernkraftwerke investieren”, sagte RWE-Chef Schmitz kürzlich der Börsen-Zeitung. Ähnlich hatte sich zuvor auch die Innogy-Führung erklärt. Vor diesem Hintergrund kann Engie die Übernahme eines Innogy-Aktienpakets zumindest nicht mit eigenen Atomkraftwerken bezahlen.Engie erwägt – wenn überhaupt – eine Komplettübernahme von Innogy. “Wir haben kein Interesse”, sagte Konzernchefin Isabelle Kocher im März auf die Frage, ob Engie an einem Minderheitsanteil an Innogy interessiert sei. Ihr Fokus liege auf der eigenen Strategie, fügte sie hinzu. Ein Deal, der das Unternehmen transformieren würde, habe überhaupt keine Priorität. Nicht kommentieren wollte sie jedoch einen Bericht, wonach Engie über eine vollständige Übernahme von Innogy nachdenkt. Es gelte, das Geschäft mit der erneuerbaren Energie auszubauen, sagte Kocher. Innogy zählt zu den größten Ökostromerzeugern.Der Börsengang von Innogy im Oktober 2016, den Deutsche Bank und Goldman Sachs koordiniert hatten, war mit einem Erlös von 4,6 Mrd. Euro die größte Aktienemission in Deutschland seit 16 Jahren und zugleich der weltweit zweitgrößte Börsengang im Jahr 2016. RWE steht laut Vorstandschef Schmitz nicht unter Druck, die Anteile an Innogy zu verkaufen. “Es gibt keine Begründung, derzeit irgendetwas zu ändern an der Beteiligungshöhe, weil wir keinen Kapitalbedarf haben”, sagte Schmitz noch kürzlich im Düsseldorfer Journalistenclub. Die Anteile müssten gegen etwas eingetauscht werden, das besser sei als Innogy. Jede Investition müsse sich an der Rendite von Innogy messen – und dort liege die Dividendenrendite über 5 %. RWE sei mit seiner Beteiligung sehr zufrieden.Derzeit nutze RWE die Dividende von Innogy, um die Rückstellungen für die Kernenergie zu bedienen. Für 2016 hatte RWE rund 680 Mill. Euro an Dividenden von Innogy erhalten. Schmitz schloss nicht aus, dass sich die Lage in ein paar Jahren ändern könnte. “So ist es auf längere Sicht sinnvoller, ein breiter gestreutes Finanzportfolio aufzubauen, als nur auf eine Gesellschaft zu setzen, was ein vernünftiger Rentenfonds auch machen würde.” Kein Deal vor der WahlVor der Bundestagswahl im September sei keine Vereinbarung zwischen RWE und Engie zu erwarten, heißt es. Die Aktienkurse von RWE und Innogy legten kräftig zu. RWE-Papiere kletterten um 4 % und damit an die Dax-Spitze, Innogy-Aktien verteuerten sich um 5,5 %. Der RWE-Anteil an einem kombinierten Unternehmen aus Engie und Innogy könnte bei rund einem Drittel liegen. Engie kommt auf einen Börsenwert von 32 Mrd. Euro. Das Innogy-Paket von RWE ist gut 14 Mrd. Euro wert.