RWE überrascht mit Gewinnanstieg
ahe Düsseldorf – Der Energieversorger RWE rechnet ebenso wie Wettbewerber Eon mit hohen Belastungen durch die geplante Neuordnung des Atomausstiegs. Für die Zwischen- und Endlagerung von Atommüll hat der Essener Konzern knapp 5 Mrd. Euro zurückgestellt. Der Risikoaufschlag, den die Atomkommission in ihrem Abschlussbericht verlangt, würde weitere 1,7 Mrd. Euro an Mittelabfluss bedeuten, wie Finanzvorstand Bernhard Günther in einer Telefonkonferenz bestätigte. Bei Eon macht der Aufschlag sogar rund 2 Mrd. Euro aus.Nach Vorstellungen der Atomkommission sollen die Unternehmen in den geplanten staatlichen Fonds, der die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls finanzieren soll, nicht nur die entsprechenden Rückstellungen von 17,2 Mrd. Euro, sondern auch einen Risikoaufschlag von rund 6 Mrd. Euro einzahlen. Günther betonte jetzt bei der Vorlage der Erstquartalszahlen, die Kommission gehe mit ihren Empfehlungen über das wirtschaftlich Verantwortbare hinaus. “Sie sind überfordernd, sie verkennen die tatsächliche ökonomische Lage des Konzerns”, kritisierte der Finanzchef. Ebenso wie sein Eon-Kollege Michael Sen betonte auch Günther das weiter bestehende Interesse an einer Konsenslösung.In das Jahr 2016 ist RWE mit überraschend hohen Zuwächsen beim operativen Gewinn gestartet. Das Betriebsergebnis kletterte im ersten Quartal um 7 % auf 1,75 Mrd. Euro, was im Wesentlichen an einem überdurchschnittlich guten Handelsgeschäft lag. Dagegen ging es in der konventionellen Stromerzeugung erneut um 20 % abwärts. Und auch in den Sparten Netz, Vertrieb und Erneuerbare, die RWE noch 2016 als eigenständige Tochter an die Börse bringen will, wurden keine wesentlichen Verbesserungen verbucht.Günther warnte auch davor, das Ergebnis auf das Gesamtjahr hochzurechnen. Zum einen seien die Erträge im ersten Quartal meist witterungsbedingt überproportional hoch. Zudem seien im weiteren Jahresverlauf noch Aufwendungen etwa aus der Kernbrennstoffsteuer oder für Instandhaltungen für Kraftwerke und Netze zu erwarten.Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr blieb damit auch unverändert. Diese sieht in allen Sparten außer dem Handelsgeschäft – zum Teil deutliche – Ergebnisrückgänge vor (siehe Grafik). Das Betriebsergebnis wird demnach auf 2,8 bis 3,1 (i.V. 3,84) Mrd. Euro sinken und das bereinigte Nettoergebnis auf 0,5 bis 0,7 (1,13) Mrd. Euro. Aktie steigt deutlichDies bedeutet aber auch, dass RWE für die weiteren drei Quartale in diesem Jahr in Summe einen Nettoverlust erwartet, wie auch Günther bestätigte. Denn im ersten Quartal hatte der Konzern bereits ein bereinigtes Nettoergebnis von 857 Mill. Euro (minus 2 %) ausgewiesen. Unbereinigt war der Überschuss im ersten Quartal um nahezu 60 % eingebrochen – dies lag an dem hohen positiven Sondereffekt durch den Dea-Verkauf im letzten Jahr.Nur in einem Punkt revidierte RWE seine Prognosen: Bei den Nettoschulden wird nun ein moderater Anstieg erwartet. Dass diese nicht wie ursprünglich angenommen stabil bleiben, liegt am niedrigeren Zinsniveau, das bereits im ersten Quartal eine Aufstockung der Pensionsrückstellungen zur Folge hatte.An der Börse gehörte RWE nach Vorlage des Zwischenberichts dennoch zu den großen Gewinnern. Die Aktie des Dax-Unternehmens legte um knapp 7 % zu. Händler erklärten dies allerdings auch mit technischen Faktoren, hatten die RWE-Papiere doch erst am Vortag im Sog der Eon-Aktie deutlich verloren. Die meisten Analysten hielten nach Vorlage der Zahlen auch an den bisherigen Einstufungen von RWE fest.Neuigkeiten zum Börsengang des Vertriebs-, Netz- und Erneuerbare-Energien-Geschäfts will der Konzern erst “im Sommer” bekannt geben. Dann soll unter anderem auch der Markenauftritt und der endgültige Name der bislang unter RWE International SE firmierenden Gesellschaft öffentlich werden.