Ryanair dämpft Branchenhoffnungen

Erster Quartalsverlust seit 2014 - CEO O'Leary teilt Optimismus der Rivalen nicht - Neue Gruppenstruktur

Ryanair dämpft Branchenhoffnungen

Ryanair-Chef Michael O’Leary teilt die Erwartung anderer Airline-Lenker nicht, dass die Ticketpreise schon im Sommer wieder höher liegen werden. Zudem will er noch fünf Jahre im Amt bleiben. Vom ungeliebten Chairman trennt sich der Lufthansa-Rivale schneller.hip London – Ryanair hat den Hoffnungen vieler Wettbewerber auf höhere Ticketpreise einen Dämpfer verpasst. “Wir teilen den zuletzt optimistischen Ausblick einiger Wettbewerber nicht, dem zufolge die Flugpreise für Sommer 2019 steigen werden”, sagte Chief Executive Michael O’Leary. Der Konkurrenzkampf auf der europäischen Kurzstrecke fordert seinen Preis: Eine ganze Reihe von Airlines stellte in den vergangenen Monaten den Betrieb ein, darunter Cello, Cobalt, Primera, Sky Works und VLM. Flybe, Germania und Wow befinden sich auf Käufersuche. Norwegian Air Shuttle bittet derweil die Aktionäre zur Kasse, um den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten zu können, nachdem die British-Airways-Mutter IAG doch nicht an einer Übernahme des Billigfliegers interessiert war.Sollte es zu keinen weiteren Firmenzusammenbrüchen in der Branche kommen, rechne er vor dem Hintergrund des Ölpreisrückgangs für das ganze Jahr mit anhaltenden Überkapazitäten auf der europäischen Kurzstrecke, sagte O’Leary. Das sei kein Umfeld für Preiserhöhungen. Die gesunkenen Spritkosten dürften es defizitären Rivalen, die keine Absicherungsgeschäfte getätigt hätten, ermöglichen, länger im Geschäft zu bleiben.Ryanair wies für das Ende Dezember abgelaufene dritte Geschäftsquartal den ersten Quartalsverlust seit 2014 aus. Allerdings hatte das Management den Markt mit zwei Gewinnwarnungen binnen vier Monaten bereits darauf eingestellt. O’Leary schrieb die roten Zahlen ausschließlich den “unerwartet niedrigen” Flugpreisen zu. Der durchschnittliche Preis eines Flugtickets ging um 6 % auf weniger als 30 Euro zurück. Dafür stiegen die zusätzlichen Einnahmen aus Sitzplatzreservierungen, Priority Boarding usw. um mehr als ein Viertel (26 %). Die um 6 % höheren Kosten (ohne Sprit) ließen sich dadurch allerdings nicht ausgleichen. Wie der Lufthansa-Rivale mitteilte, lag der Verlust nach Steuern bei 66 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor hatte auf dieser Ebene noch eine Gewinn von 106 Mill. Euro zu Buche gestanden. Ohne Laudamotion lag das Minus bei knapp 20 Mill. Euro. Eine Reihe von Faktoren machte Analysten die Entscheidung schwer, ob das Unternehmen damit die Erwartungen verfehlt hat oder nicht. Aus Sicht der Luftfahrtexperten von Sanford C. Bernstein lag das Ergebnis “vermutlich” deutlich unter dem, was am Markt erhofft worden war. Der Branchenanalyst Gerald Khoo von Liberum Capital hatte dagegen sowohl auf operativer Ebene als auch netto mit einem höheren Verlust gerechnet.Ryanair hielt an ihrem zuletzt im Januar gesenkten Gewinnziel für das Ende März ablaufende Geschäftsjahr fest. Demnach soll das Nettoergebnis zwischen 1,0 Mrd. und 1,1 Mrd. Euro hereinkommen. Für das kommende Geschäftsjahr gab das Management, anders als sonst üblich, noch keinen Ausblick. AnlaufverlustDer Anlaufverlust von Laudamotion ist im Gewinnziel für 2018/19 allerdings nicht enthalten. Er werde bei 140 Mill. Euro liegen und damit um 10 Mill. Euro unter den bisherigen Erwartungen, hieß es. Ryanair hatte Niki Laudas Ferienflieger im Dezember komplett übernommen. Nach der Pleite der ehemaligen Air-Berlin-Tochter Niki hatten mehrere Fluglinien um die österreichische Airline gebuhlt, darunter die Lufthansa mit ihrer Billigmarke Eurowings und die britische IAG mit ihrer Tochter Vueling. O’Leary hat ambitionierte Wachstumspläne für Laudamotion (siehe Grafik).Ryanair stellte eine neue Unternehmensstruktur vor, die entfernt an die des Wettbewerbers IAG erinnert. O’Leary, der noch im vergangenen Jahr mit seinem Rückzug kokettiert hatte, erhielt einen neuen Fünfjahresvertrag als Group CEO. Die Holding wird künftig über vier Töchter mit eigenen CEOs und Führungsteams wachen; Ryanair DAC, Laudamotion, Ryanair Sun und Ryanair UK. Das Unternehmen trug zudem dem Unmut der Aktionäre Rechnung, die im Oktober die Absetzung von Chairman David Bonderman gefordert hatten (vgl. BZ vom 30.10.2018). Vorausgesetzt, er wird auf der Hauptversammlung im Oktober wiedergewählt, tritt er 2020 nicht mehr an. Das gilt auch für das Boardmitglied Kyran McLaughlin. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, werde der ehemalige Chef der Kerry Group, Stan McCarthy, ab April als Deputy Chairman fungieren. Im Sommer 2020 übernehme er dann das Amt des Chairman.