Ryanair hält Gewinnrückgang in Grenzen
bet London – Der irische Billigflieger Ryanair hat in den problembeladenen Sommermonaten weniger verdient – überrascht aber positiv, weil es nicht noch schlimmer kam. Entwarnung gibt Ryanair dennoch nicht.Europas größte Billigfluggesellschaft muss höheren Kerosinkosten, intensiverem Wettbewerb und einem hartnäckigen Arbeitskampf Tribut zollen. Die irische Airline verzeichnet im traditionell wichtigsten Quartal des Jahres von Juli bis September einen Rückgang des Vorsteuergewinns auf 918 Mill. Euro, 8 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Weil Ryanair allerdings bereits im Oktober die Gewinnaussichten für das laufende Jahr nach unten korrigiert hatte, zeigten sich Analysten unbeeindruckt. Die Aktien an der Dubliner Börse legten sogar deutlich zu, weil der Rückgang geringer ausfiel als allgemein erwartet.Während der reiseintensiven Sommermonate steigerte Ryanair zwar den Quartalsumsatz um 10 % auf 2,8 Mrd. Euro, musste aber auch fast ein Drittel mehr für Personal und 21 % mehr für Treibstoff ausgeben. Mit einem Vorsteuerverlust von 47 Mill. Euro schlug die Mehrheitsbeteiligung an der jungen Fluggesellschaft Laudamotion zu Buche, die durch den Markteintritt mit höheren Kosten belastet ist. Für das Brokerhaus Liberum zählen Ryanairs Margen weiterhin zu den führenden der Branche. Die Passagierzahl kletterten von April bis September trotz zahlreicher Flugausfälle durch Streiks und Probleme in der europäischen Luftraumüberwachung um 6 % auf 76,6 Millionen. Der Auslastungsgrad blieb mit 96 % sehr hoch. Der schärfere Wettbewerb äußerte sich allerdings in einem Rückgang des durchschnittlichen Ticketpreises um 3 % auf 46 Euro. Abbau für den WinterRyanair hat die Kapazität für das Winterhalbjahr um 1 % reduziert und dafür Basen in Bremen und Eindhoven geschlossen. Ein weiterer Abbau in den Wintermonaten wird nicht ausgeschlossen. Für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende März 2019 stellte Ryanair im Oktober einen Rückgang des Reingewinns um 12 % auf maximal 1,2 Mrd. Euro in Aussicht (ohne Laudamotion) und hält an dieser Prognose fest. In den ersten sechs Monaten resultierte bereits ein Gewinn von knapp 1,2 Mrd. Euro, doch die Wintermonate sind für Fluggesellschaften traditionell ertragsschwächer, wenn nicht gar defizitär.Ryanair hofft, alle seit dem Frühsommer anhaltenden, europaweiten Arbeitskämpfe bis Weihnachten beilegen zu können. Nur in Deutschland und zu einem gewissen Grad in Belgien seien noch keine Abkommen mit den Gewerkschaften erzielt worden, zeigte sich Firmenchef Michael O’Leary zuversichtlich. Weitere Streiks und Flugausfälle könnten aber nicht ausgeschlossen worden. Der schärfere Wettbewerb in der Luftfahrt und die Probleme einiger Konkurrenten hätten Ryanair bei den Verhandlungen geholfen und zu einem “vernünftigeren Ansatz” der Gewerkschaften geführt. Ryanair war in den vergangenen Wochen für eine wenig kooperative Verhandlungsführung kritisiert worden.