Salär von Diess bleibt unter Maximalgrenze
Von Carsten Steevens, WolfsburgDie Gesamtvergütung des Volkswagen-Vorstands ist im zweiten Jahr nach Einführung des stärker zukunftsorientierten und kapitalmarktbezogenen Vergütungssystems mit 50,34 (i.V. 50,29) Mill. Euro nahezu unverändert geblieben. Dabei gab es in dem Jahr, in dem der weltgrößte Fahrzeugbauer mit 236 Mrd. Euro sowie 13,9 Mrd. Euro Bestwerte in Umsatz und operativem Ergebnis vor Sondereinflüssen erreichte, mehr personelle Veränderungen im Vorstand als 2017: Die Gesamtbezüge verteilen sich auf zwölf (zehn) Vorstandsmitglieder. So löste unter anderem Herbert Diess, seit Mitte 2015 als VW-Markenchef Mitglied des Konzernvorstands, zum 13. April Matthias Müller an der Vorstandsspitze ab. Der unterjährige Wechsel erklärt, weshalb die 2018 um 56,5 % auf 7,88 Mill. Euro gestiegenen Gesamtbezüge des 60-Jährigen nach HGB-Maßstäben unter denen Müllers von 2017 (10,14 Mill. Euro) liegen. Hätte Diess ganzjährig als Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns amtiert, wäre er, so ist zu hören, ähnlich wie sein Vorgänger 2017 vergütet worden. Der vor knapp einem Jahr nach rund zweieinhalb Jahren als Vorstandschef abgelöste Müller kam 2018 aufgrund eines hohen variablen Betrags mit 5,49 Mill. Euro noch auf das zweithöchste Salär im Vorstand. Zeitanteilig berechnetDer Übergang im April erklärt auch, warum beim heute amtierenden VW-Vorstandsvorsitzenden für 2018 eine Obergrenze für die maßgebliche Vergütung von 8,72 Mill. Euro anstatt von 10 Mill. Euro in einem Gesamtjahr galt. Die zugeflossene Gesamtdirektvergütung, die sich gemäß Empfehlung des Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) aus Festvergütung, sowie ein- und mehrjähriger variabler Vergütung ergibt und Komponenten wie Nebenleistungen und Versorgungsaufwand außen vor lässt, belief sich bei Diess im vergangenen Jahr auf 7,56 Mill. Euro und lag damit um 1,16 Mill. Euro unter der zeitanteilig berechneten Obergrenze.Nebenleistungen und Versorgungsaufwand eingerechnet lag die zugeflossene Gesamtvergütung des VW-Chefs bei 8,49 Mill. Euro. Von den aktuell amtierenden übrigen Vorstandsmitgliedern, deren Gesamtvergütung gemäß DCGK bei 5,5 Mill. Euro gedeckelt ist, wiesen der im Januar in den Ruhestand gewechselte China-Vorstand Jochem Heizmann sowie der für das Truck-Geschäft verantwortliche Andreas Renschler mit jeweils knapp über 5 Mill. Euro die höchsten Bezüge auf.Bei der Berechnungsmethodik lehnt sich Volkswagen an die herrschende Praxis anderer Dax-Unternehmen an. Die zugeflossene Gesamtdirektvergütung dient auch bei Adidas, Daimler, Henkel, Merck, bei Siemens oder ThyssenKrupp als Basis für die Deckelung der Vergütung. Die maximal mögliche Vergütungshöhe, der Gesamtvergütungs-Cap, liegt bei Volkswagen aktuell jedoch zum Teil deutlich unter der Maximalvergütung anderer Konzerne aus dem Leitindex. So werden etwa die Grenzen bei den Vorstandsvorsitzenden von SAP, BASF, Bayer und Siemens auf Basis der Geschäftsberichte für 2017 mit 37 Mill., 14,1 Mill., 11,7 Mill. bzw. knapp 11 Mill. Euro angegeben. Vergütungsexperten gehen davon aus, dass die “psychologische Grenze” von 10 Mill. Euro für die Vergütung von Vorstandsvorsitzenden in Dax-Unternehmen in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung verlieren dürfte. Bei Volkswagen sind Änderungen der Parameter, über die das Aufsichtsratsplenum zu befinden hat, bislang allerdings nicht beschlossen. Auf Kritik reagiertDas VW-Kontrollgremium hatte Anfang 2017 beschlossen, das Vorstandsvergütungssystem anzupassen und auf die Mitte 2016 beschlossene neue Konzernstrategie “Together – Strategie 2025”, den Wandel des Konzerns in Richtung Elektromobilität, autonomem Fahren, Digitalisierung und neuen Mobilitätsdiensten sowie die damit verbundenen personalwirtschaftlichen Ziele auszurichten. Der vom Dieselabgasskandal erschütterte Autobauer reagierte aber auch auf Investorenkritik, zu wenig kapitalmarktbezogen zu vergüten. Das neue Vergütungssystem sollte im Wesentlichen zukunftsorientiert sein.Mit dem auf der Hauptversammlung 2017 mit knapp 81 % der abgegebenen Stimmen gebilligten Modell wurde bei den variablen Bestandteilen neben einem Jahresbonus mit einjährigem Bemessungszeitraum ein langfristiger Anreiz in Form eines sogenannten virtuellen Performance-Share-Plans etabliert, der an die Unternehmensentwicklung der kommenden drei Jahre geknüpft ist. Zuvor war die Performanceperiode vier Jahre retrospektiv, was dem Vorstand im “Dieselgate”-Jahr 2015 noch hohe Boni einbrachte.Wesentlicher Performance-Indikator für den Performance-Share-Plan ist das Ergebnis je Vorzugsaktie. Hier gilt eine Abstufung: Werden in einem Jahr 20 Euro je Aktie erreicht, werden 100 % der zuvor hierfür freigegebenen Aktien gewährt. Oberhalb von 30 Euro werden 150 % der Aktien gewährt. Sollte das Ergebnis unter 10 Euro je Aktie sinken, entfällt der langfristige Anreiz.