Salzgitter will eigenständig bleiben

Stahlkonzern: Keine Gespräche mit Thyssenkrupp über Zusammenlegung - Dividende auch für Verlustjahr

Salzgitter will eigenständig bleiben

Der Stahlkonzern Salzgitter sieht trotz andauernder Handelskonflikte und konjunkturellen Gegenwinds sowie in Anbetracht der Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion keinen Anlass zur Teilnahme an einer Branchenbereinigung. Ergebnisauswirkungen der Coronakrise lassen sich noch nicht beziffern.ste Hamburg – Nach dem Ende Februar besiegelten Verkauf der Aufzugssparte von Thyssenkrupp an ein Konsortium um den Finanzinvestor Advent hat sich Deutschlands zweitgrößter Stahlhersteller Salzgitter erneut distanziert über eine mögliche Beteiligung an einer Branchenbereinigung geäußert. Zwar gebe die “Erfolgsgeschichte” seit dem Börsengang im Juni 1998 keine Garantie dafür, dass es das beste Konzept sei, “in Eigenständigkeit die nächsten 22 Jahre weiterzumachen”, erklärte Salzgitter-Vorstandschef Heinz Jörg Fuhrmann bei der Präsentation der Jahresbilanz 2019. Zu Gesprächen mit geeigneten Partnern sei man insofern bereit: “Wir sperren unsere Augen und unsere Ohren nicht zu.” Allerdings müsse ein besseres Konzept erst gefunden werden, um den bisherigen Weg zu verlassen, wiederholte Fuhrmann frühere Aussagen.Konsolidierung sei “keine besonders tolle Zukunftsvision, um ein neues Unternehmen zu formen”. Auch zur neuen Unternehmensspitze von Thyssenkrupp bestehe Kontakt. “Aber es wird nicht gesprochen über irgendwelche Zusammenlegungen, weder von Einzelbereichen noch gar der ganzen Stahlseite oder anderer Zuschnitte”, stellte der Salzgitter-Chef klar. Anlass für eine Fusion sieht man im Konzern, hinter dem das Land Niedersachsen mit einem Anteil von 26,5 % steht, nicht. Salzgitter müsse sich auch nicht gesundschrumpfen, “weil wir ein rundes Produktionskonzept haben”. Restrukturierungen, die man vornehme, änderten daran nichts.Thyssenkrupp war vor dem Verkauf der lukrativen Aufzugssparte mit dem Versuch eines Zusammenschlusses der defizitären Stahlsparte mit dem Europageschäft des indischen Konkurrenten Tata Steel am Veto der europäischen Kartellwächter gescheitert. Der Stahlbranche machen Überkapazitäten und Billigimporte zu schaffen. Zudem stehen Milliardeninvestitionen in die Umstellung auf eine klimaschonende Stahlproduktion an. Salzgitter setzt im Zuge des 2015 initiierten Salcos-Projekts auf die direkte Vermeidung von CO2-Emissionen bei der Herstellung, indem der bislang in der Stahlerzeugung auf Basis von Eisenerz notwendige Kohlenstoff schrittweise durch Wasserstoff ersetzt wird.Der Stahlkocher bekräftigte bei der Bilanzvorlage seine Mitte Januar abgegebene Prognose. Nach einem im vorigen Geschäftsjahr verbuchten Vorsteuerverlust von 253 (i.V. +347) Mill. Euro soll 2020 ein in etwa ausgeglichenes Vorsteuerresultat erreicht werden. Fuhrmann schränkte ein, die Prognose gelte vor Auswirkungen der Coronakrise. In der Logistik und in den Lieferketten bei Kunden sieht der Konzern, bei dem sich bislang ein nicht in Niedersachsen beschäftigter Mitarbeiter mit dem Virus infiziert hat, derzeit keine Probleme. Der auf 8,55 (9,28) Mrd. Euro geschrumpfte Umsatz soll im laufenden Turnus die 9-Mrd.-Marke erreichen, die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) den Vorjahreswert von -5,8 (10,3) % “sichtbar” übertreffen.Fuhrmann betonte, Salzgitter sei nach wie international wettbewerbsfähig sowie finanziell und bilanziell solide aufgestellt. Ergebnisbelastungen von insgesamt 396 (63) Mill. Euro aus Sondereffekten herausgerechnet, liege das Vorsteuerergebnis 2019 mit 143 Mill. Euro im Rahmen der ursprünglichen Jahresprognose von 125 Mill. bis 175 Mill. Euro. Zu den Einmalbelastungen gehören gut 62 Mill. Euro Restrukturierungskosten zur Umsetzung des Strukturprogramms Fitstructure 2.0, das bis 2023 zu einer Ergebnisverbesserung von 240 Mill. Euro pro Jahr führen soll. Hinzu kommt ein Abfluss von 141 Mill. Euro zur Einstellung eines Kartellverfahrens. Auf Abschreibungen in mehreren Geschäftsbereichen entfielen 193 Mill. Euro mit der Aussicht, dass das Konzernergebnis ab 2020 um etwa 30 Mill. Euro pro Jahr entlasten wird. Aus der knapp 30-prozentigen Beteiligung am Kupferkonzern Aurubis resultierte ein Ertrag von knapp 100 (44) Mill. Euro. Für das vergangene Jahr will Salzgitter eine Dividende von 0,20 (0,55) Euro je Aktie zahlen. In einem schwachen Gesamtmarkt gab die Aktie des SDax-Unternehmens um 6,2 % auf 8,38 Euro nach. – Wertberichtigt Seite 6