Samsung singt den Speicherchip-Blues
mf Tokio – Samsung Electronics, der weltgrößte Hersteller von Speicherchips, Smartphones und Fernsehern, hat überraschend davor gewarnt, dass der Gewinn im ersten Quartal die Erwartungen des Finanzmarktes verfehlen wird. Eine vorzeitige Ertragswarnung kurz vor dem Ausblick auf das Quartalsergebnis hat es seit Jahren nicht gegeben. Als Grund nannte der Technologieriese aus Südkorea fallende Preise für seine wichtigsten Komponenten Speicherchips und Displays, die 43 % der Einnahmen und rund 80 % des Gewinns ausmachen. Trotzdem gab die Aktie in Seoul nur um 0,6 % nach. Seit Januar waren die Titel um 18 % gestiegen.Beim letzten Geschäftsbericht hatte Samsung vorhergesagt, dass die Chippreise sich im zweiten Halbjahr erholen würden. In dieser Erwartung hatten die Aktien der wichtigsten Hersteller, außer Samsung noch SK Hynix aus Südkorea sowie Micron aus den USA, kräftig angezogen. Der Philadelphia-Halbleiterindex erreichte fast sein Rekordhoch. Das scheint eine Fehleinschätzung gewesen zu sein. Laut Marktforscher Trendforce fielen die Preise für Dram-Speicherchips um fast 30 %, stärker als die erwarteten 25 %. Das sei der stärkste Quartalsrückgang seit 2011, teilte Trendforce mit. Zugleich stiegen die Lagerbestände auf sechs Wochen. Dies wird nach Einschätzung von Trendforce eine schnelle Preiserholung verhindern.Nach Ansicht von Analysten ist die schwache Nachfrage nach Speicherchips zum einen darauf zurückzuführen, dass die Hersteller von Kryptowährungen unter fallenden Kursen leiden sowie große Tech-Konzerne wie Amazon und Alphabet ihre Datenzentren weniger ausbauen. Zum anderen schwächelt die Nachfrage aufgrund des weltweit stagnierenden Smartphone-Geschäfts. Außerdem leidet der Computer-Absatz unter Lieferproblemen von Intel bei Prozessoren. Die Preisschwäche bei Bildschirmen für mobile Endgeräte führte Samsung darauf zurück, dass chinesische Hersteller ihren Ausstoß erhöht hätten. Manche Analysten werten die Gewinnwarnung von Samsung als eindeutiges Indiz für eine weltweite Rezession. Ihre Argumentation lässt sich leicht nachvollziehen, weil der Tech-Sektor in den letzten Jahren der eigentliche Wachstumstreiber für die Weltwirtschaft gewesen ist – von mobilen Endgeräten über Cloud Computing bis zur Modernisierung der Mobilfunknetze. Deswegen sind die weltweit vier größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung im Technologiebereich angesiedelt. Wenn ausgerechnet das eher konservative Unternehmen Samsung weniger Gewinn erwarte, so die Analysten, deute dies auf einen weltweiten Abschwung.