Samsung versucht ihr Glück mit Windows
Von Heidi Rohde, zzt. BarcelonaSamsung hat auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona die Erneuerung ihrer Tablet-Reihe in den Fokus gerückt. Der angeschlagene koreanische Smartphone-Primus, der aufgrund des Desasters mit entzündlichen Batterien bei seinem Flaggschiffprodukt Galaxy Note 7 die Vorstellung des neuen Galaxy S 8 auf Ende März verschoben hat, stellte auf der Messe ein neues Tablet, das Galaxy Tab S 3, sowie den Nachfolger des Galaxy Tab Pro S vor. Mit dem Samsung Book genannten Gerät will das Unternehmen, dessen Gewinn in der Mobilfunksparte wegen Sonderlasten von umgerechnet 5 Mrd. Euro im vergangenen Jahr eingebrochen war, im lukrativen Markt für sogenannte “Hybrids” Fuß fassen.Die Geräte, die die Funktionalität und Leistungsfähigkeit eines PCs mit der Bedienfreundlichkeit eines Tablets verbinden sollen, sind gegenwärtig das einzige Licht in einem ansonsten eher trübe aussehenden PC-Markt. Die Marktforschungsfirma Gartner rechnet für 2017 mit einem Wachstum des Segments von rund 35 %, wobei die Margen der hochpreisigen Hybrids deutlich höher liegen sollten als im restlichen PC-Markt. Samsung setzt für das Samsung Book auf das Betriebssystem Windows 10 von Microsoft, wobei allerdings Wert auf die “Kommunikationsfähigkeit” (synchroner Nachrichten und Datenabgleich) mit den Samsung Tablets und Smartphones gelegt wurde, die auf der Google-Software Android basieren. Schrumpfender MarktIm Tablet-Bereich unternehmen die Koreaner ebenfalls neue Anstrengungen – allerdings in einem insgesamt rückläufigen Markt. 2016 sanken die Verkäufe global um 16 %, wobei Samsung stärker verlor als der Wettbewerb, während vor allem Amazon und Huawei Markt- und Umsatzanteile gewonnen haben. Auch wenn die Koreaner mit den neuen Produkten ihre Position bei innovativer Hardware wieder etwas festigen sollten, gehen Beobachter davon aus, dass das Ende März erscheinende neue Smartphone-Flaggschiff Galaxy S 8 für die Umsatz- und Gewinnentwicklung der Mobilfunksparte auch im laufenden Jahr bestimmend sein wird. Personal-Assistent für alleFür dessen Markterfolg kommt es aus Expertensicht unter anderem darauf an, ob Samsung eventuell mit einem eigenen “Personal-Assistent” punkten kann. Bei dieser auf Artificial Intelligence (AI), also künstlicher Intelligenz, basierenden Funktion haben erneut die amerikanischen Giganten ihre Pflöcke eingeschlagen, allen voran Apple, die mit dem Sprachassistenten “Siri” schon seit einiger Zeit auf dem Markt ist, in jüngster Zeit aber auch Amazon mit “Alexa” und Google mit dem “Google-Assistent”. Diesen hatte der Internetriese zunächst dem hauseigenen Smartphone Pixl vorbehalten. In Barcelona zeichnet sich jedoch nun ab, dass der Personal-Assistent nach und nach für die gesamte Android-Welt verfügbar sein wird. So haben unter anderen LG und die Nokia-Revival-Firma HMD Smartphones mit dem Google-Assistenten angekündigt.Google investiert seit Jahren hohe Summen in die Entwicklung von AI-Produkten, die nach Überzeugung von Branchenkennern das bestimmende Thema und einer der wichtigsten Wachstumstreiber der Digitalisierung im privaten sowie im industriellen Bereich sein werden. Der Suchmaschinengigant festigt damit seine Position nicht nur im Android-basierten Smartphone-Ökosystem, sondern positioniert sich auch für Anwendungen im industriellen Internet der Dinge. “Androide Krankheit”Bei den zahlreichen anderen Handyherstellern, die in Barcelona ihre Neuheiten vorgestellt haben, zeigt sich dagegen ein fortgeschrittenes Bild der “androiden Krankheit”. Das Google-Betriebssystem eröffnet ihnen wenige Differenzierungsmöglichkeiten im Software-Bereich, so dass einige – zum Beispiel Huawei und Sony – verstärkt auf Hardware-Merkmale, etwa die Kameratechnik, setzen. Für den Versuch, in der Software eigene Akzente zu setzen, fehlen insbesondere Anbietern wie HTC und Sony, die beim Marktanteil weltweit inzwischen nicht mehr unter den Top 5 zu finden sind, auch die finanziellen Ressourcen.