Sand im Getriebe von Textilmaschinenbauer Rieter

Aufträge und Gewinne brechen weg - Stellenabbau geplant - Grundstücksverkauf hilft dem Ergebnis

Sand im Getriebe von Textilmaschinenbauer Rieter

wb Frankfurt – Der Schweizer Spinnereimaschinenhersteller Rieter hat in dem zyklischen Geschäft düstere Perspektiven. Nachdem im vergangenen Jahr der Auftragseingang um 17 % auf 869 Mill. sfr abgeschmolzen war, erkennt das Management keine Besserung. Bei Investoren kamen die Nachrichten schlecht an: Die Aktie sackte um 9 % weg, so dass der Börsenwert 590 Mill. sfr ausmacht.Das schwache Marktumfeld habe auch in den ersten beiden Monaten 2019 angehalten und zu einer geringeren Nachfrage geführt. Rieter erwartet deshalb für die ersten sechs Monate und das ganze Jahr einen deutlichen Rückgang von Umsatz, Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) sowie Reingewinn. Rieter beschäftigt sich hauptsächlich mit Garnerzeugung aus Stapelfasern wie Baumwolle, Polyester und Viskose. Der relevante Weltmarkt für Stapelfasermaschinen habe ein Jahresvolumen von 3,2 Mrd. bis 4,0 Mrd. sfr, und Rieter führe mit rund 30 %.Beim Reingewinn seien in der Prognose Sondereffekte aus dem Verkauf eines Grundstücks in Ingolstadt ausgeklammert, heißt es. Das Areal stammt noch aus der Übernahme der vormals börsennotierten Schubert & Salzer (Rotorspinnmaschinen) 1987. Der positive Effekt wird auf 60 Mill. Euro nach Steuern beziffert. Die Produktion war nach ûÜstínad Orlicí in die Tschechische Republik verlagert worden. Infolge des mauen Ausblicks wird gespart, aber nur beim Personal, nicht bei der Dividende. Geplant ist, rund 5 % der Belegschaft abzubauen. Dies entspricht dem Wegfall von 250 Stellen.Die Anteilseigner sollen eine stabile Dividende von 5 sfr je Aktie erhalten. Größter Aktionär ist mit 19,1 % PCS vor dem Konglomerat Artemis mit 11,5 %. Hinter PCS steht Peter Spuhler, CEO und Gesellschafter von Stadler Rail, die sich derzeit mit dem eigenen Börsengang beschäftigt. Sie war 2009 in einer Krise von Rieter eingestiegen, die ihre Ursprünge auf das Jahr 1795 zurückführt. Das Betriebsergebnis stieg 2018 von 15,8 Mill. auf 43,2 Mill. sfr, der Reingewinn auf 32 (i.V. 13,3) Mill. sfr. Der Grund für die Zuwächse ist jedoch primär ein Einmaleffekt. So waren im Vorjahr wegen der Neuausrichtung in Ingolstadt Restrukturierungskosten von 36 Mill. sfr angefallen. Werden diese ausgeklammert, ging die Profitabilität 2018 zurück. Begründet wird dies mit einem “unvorteilhaften Produktmix” im Neumaschinengeschäft sowie mit Einmalkosten, die der Aufbau einer zentralen Logistik in Europa verursacht habe. Während das wichtige Neumaschinengeschäft rote Zahlen schrieb, kamen After Sales und Komponente auf Ebit-Margen von 14,2 und 9,3 %. Der Umsatz legte noch um 11 % auf 1,1 Mrd. sfr zu. Der freie Cash-flow wurde von -1,1 Mill. auf 63,6 Mill. sfr gedreht, womit die Nettoliquidität auf 150 Mill. sfr stieg.