S&P senkt Daimler-Bonität auf "A-"

Reduzierte Mittelfristziele als Anlass - Negativer Ausblick bleibt - Mercedes setzt auch 2020 auf China

S&P senkt Daimler-Bonität auf "A-"

Die Aktienanleger hat Daimler-CEO Ola Källenius mit den auf den Kapitalmarkttagen Mitte November verkündeten Mittelfristzielen und geplanten Sparmaßnahmen nicht verschreckt. Die Analysten von Standard & Poor’s offenbar schon. Die Ratingagentur hat ihre Langfristbewertung für Daimler um eine Stufe auf “A-” gesenkt und den negativen Ausblick beibehalten.scd Frankfurt – Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat das Langfristrating für Daimler um eine Stufe von “A” auf “A-” gesenkt. Damit wird Daimler von der US-Agentur eine Stufe tiefer einsortiert als von Wettbewerber Moody’s. Der dritte große Bonitätswächter Fitch Ratings hatte Daimler bereits zuvor auf “A-” gesetzt. Während der Ausblick für den Autobauer bei Fitch zumindest stabil ist, hat S&P diesen trotz der Herabstufung auf negativ belassen. Damit wird die Bonität von Daimler aktuell zwei Stufen unter BMW und eine Stufe über Volkswagen gesehen (siehe Grafik).Ausgangspunkt für die schwächere Bonitätseinstufung durch S&P war der auf den Kapitalmarkttagen in London und New York signifikant gesenkte Ausblick für die Jahre 2020 bis 2022. S&P glaube nun nicht mehr daran, dass beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) eine Marge von mehr als 10 % im neuen Jahr möglich sein werde, und auch für 2021 bestehe das Risiko, dass die Marke verfehlt werde.Die S&P-Analysten machten im dritten Quartal 2019 zwar eine Stabilisierung der Gruppenergebnisse aus. Allerdings sei das Vergleichsquartal 2018 bereits sehr schwach gewesen. Zudem bleibe das schwierige Umfeld in der Autoindustrie eine Belastung. Zwar erwarte S&P weiter, dass das Premiumsegment bessere Wachstumsaussichten haben dürfte als andere Segmente. Zugleich werde der Wettbewerb für Daimler aber zunehmen.Gerade mit der Elektrifizierung nimmt die Zahl der Premiumanbieter zu, weil sich die noch immer hohen Kosten für leistungsfähige Batterien in hochpreisigen Fahrzeugen im Oberklassesegment leichter integrieren lassen. Im wichtigen chinesischen Markt dringen zunehmend auch heimische Anbieter in preislich höhere Regionen vor. Auch Tesla verschärft den Wettbewerb im Reich der Mitte. Das chinesische Werk des weltgrößten Elektroautoproduzenten hat im November mit den ersten Auslieferungen begonnen – nur elf Monate nach der Grundsteinlegung. Mehr Konkurrenz im Premium”China ist weiter ein Wachstumsmotor für uns”, gibt sich der für das Land zuständige Vorstand Hubertus Troska dennoch überzeugt. Die Nachfrage im Premiumsektor sei enorm und man könne davon ausgehen, dass dieser Markt weiter wachse, sagte er am Freitag in Stuttgart. Allerdings werde sich das Wachstumstempo etwas verlangsamen. In diesem Jahr hat Mercedes bislang 641 000 Autos im Reich der Mitte verkauft – 6 % mehr als im Vorjahr.Derweil plagt Daimler – wie die meisten Wettbewerber – ein anhaltend hoher Investitionsbedarf, der den Cash-flow ebenso drückt wie Sonderaufwendungen für das angekündigte Sparprogramm und mögliche Strafzahlungen aus behördlichen und juristischen Auseinandersetzungen. S&P erwartet, dass der Autobauer 2019 und 2020 operativ weniger als 1,5 Mrd. Euro freien Cash-flow erwirtschaften wird. Selbst für ein Unternehmen mit dem nun auf “A-” gesenkten Rating sei dies ein schwacher Wert. Noch rechnet S&P damit, dass 2021 ein Niveau von mehr als 4 Mrd. Euro erreichbar ist.Für den Fall, dass sich die Profitabilität nach 2020 längerfristig schwach zeigt, hat S&P den negativen Ausblick beibehalten. Die Ratingagentur erwartet von Daimler, dass der Konzern sich bei Ausschüttungen in Zurückhaltung übt, um weiter eine starke Bilanz vorweisen zu können.Anlass für eine Herabstufung gäbe es aus Sicht von S&P, wenn die bereinigte Ebitda-Marge nächstes Jahr unter 8 % fiele, ohne die Aussicht auf eine zeitnahe Verbesserung auf mehr als 10 %. Deutliche Marktanteilsverluste oder ein signifikant negativer freier Cash-flow im Industriegeschäft wären ebenfalls Gründe, das Rating erneut zu überdenken. Wenn die erwarteten Effizienzsteigerungen mit Verbesserungen bei Marge und freiem Cash-flow indes eintreten sowie die Elektrifizierung der Flotte in der erwarteten Geschwindigkeit voranschreitet, dürfte der Ausblick wieder auf stabil gehoben werden.