SAP-Aufsichtsrat gewinnt Vertrauen

Überarbeiteter Vergütungsplan erhält viel Zuspruch - Aufsichtsgremium wird weiblicher

SAP-Aufsichtsrat gewinnt Vertrauen

Der Aufsichtsrat von SAP hat nach einer hauchdünnen Entlastung im Vorjahr das Vertrauen der Investoren zurückgewonnen. Alle Tagesordnungspunkte erhielten mehr als 90 % Zustimmung, der Aufsichtsrat wurde mit über 98 % entlastet. Den größten Zuspruch erntete allerdings die kräftig angehobene Dividende. Von Sebastian Schmid, Mannheim”Ich lerne deutsch, es läuft aber nicht so gut”, eröffnet der US-amerikanische Vorstandssprecher Bill McDermott die SAP-Hauptversammlung in Mannheim in der Muttersprache seines Konzerns, um dann gleich wieder ins Englische zu wechseln. Die Deutschkenntnisse des Konzernchefs sind aktuell aber so ziemlich das Einzige, um das es bei SAP nicht gut bestellt ist. “Wir haben Umsätze, Gewinne, Kundenzahl und Börsenwert des Unternehmens seit 2010 verdoppelt oder verdreifacht”, zog McDermott zufrieden Zwischenbilanz. 2017 ließen die Walldorfer US-Konkurrent Oracle einmal mehr alt aussehen. Während die Kalifornier den Rückgang ihrer sonstigen Software-Erlöse mit dem wachsenden Cloud-Geschäft begründen, kommt SAP trotz vergleichbar starken Wachstums in der Cloud weiter auf steigende Umsätze im angestammten Geschäft. Entsprechend mild fiel die spärlich vorhandene Kritik der Aktionäre aus. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner hatte sich zuletzt sichtlich bemüht, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Vergangenes Jahr stand Plattner wegen des Vergütungssystems im Zentrum der Investorenkritik. Vorgeworfen wurde dem Mitgründer einerseits, er ignoriere Aktionärskritik in Bezug auf die Vorstandsentlohnung. Noch schwerer wog indes, dass das Vergütungssystem angepasst wurde, ohne dieses separat zur Abstimmung zu stellen. Am Ende wurde der Aufsichtsrat 2017 mit 50,49 % nur hauchdünn bestätigt.Das “Votum und die Kritik an unserem Vergütungssystem haben wir sehr ernst genommen”, versicherte Plattner gestern. Als Reaktion ist das Vergütungssystem zwar im Grundsatz erhalten, im Detail aber kräftig überarbeitet worden (vgl. BZ vom 7. März). Die Walldorfer haben unter anderem weiche Erfolgsfaktoren wie die Mitarbeiter- und die Kundenzufriedenheit aus der Berechnung der kurzfristigen variablen Vergütung gestrichen. Die “Ermessenskomponente” stieß vor allem bei angelsächsischen Investoren auf wenig Verständnis, wie der Aufsichtsratschef erklärte. Zudem wurden Rückforderungsregelungen (Claw-back-Klauseln) sowie Abfindungsobergrenzen in die bestehenden Vorstandsverträge eingeführt. “Wir haben auch für mehr Transparenz gesorgt”, ergänzte Plattner. Hohe ZustimmungsratenDie Aktionäre zeigten sich damit offenbar sehr zufrieden. Der Vorstand wurde mit 99,1 % entlastet, der Aufsichtsrat mit 98,6 %, und auch die Vorstandsvergütung wurde bei 90,05 % Zustimmung von einer klaren Mehrheit gebilligt. An seiner Auffassung, dass die Vergütung im Grundsatz angemessen sei, hält Plattner fest. “Wir sind der Überzeugung, dass die Vorstandsvergütung auch in ihrer Höhe angemessen ist.” Angesichts des globalen Wettbewerbs, in dem sich SAP befinde, müsse wettbewerbsfähig gezahlt werden. Diese Auffassung war am Donnerstag praktisch der einzige Punkt, an dem sich ein wenig die Geister schieden. Die Höhe der Vergütung passe “einfach nicht in die deutsche Landschaft”, kritisierte etwa Jella Benner-Heinacher, die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.Im Vorjahr hatte Plattner die Jahreseinkünfte der CEOs amerikanischer Wettbewerber aufgezählt, die 2016 allesamt mehr als der SAP-Chef verdient hatten. Allerdings hat McDermott 2017 kräftig aufgeholt – und dies nicht nur dank der kräftigen Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar. Dank diverser langfristiger Vergütungsbestandteile, die 2017 ausgezahlt wurden, flossen dem Vorstandssprecher bei 1,4 Mill. Euro Festgehalt knapp 21,8 (i. V. 15,6) Mill. Euro zu. Mit Abstand die höchsten Einkünfte eines Dax-Konzernchefs.Dass die Aktionäre ob des kräftigen Einkünfteanstiegs des Konzernchefs nicht stärker rebellieren, dürfte auch daran liegen, dass sie ebenfalls kräftig am Erfolg des Unternehmens partizipieren. Neben einem Kursanstieg von knapp 13 % im vergangenen Jahr gibt es nun auch noch mit 1,40 Euro je Aktie 12 % mehr Dividende als zuvor. Der entsprechende Vorschlag erntete mit 99,91 % nahezu vollständige Zustimmung. Die Ausschüttungssumme hat sich seit 2009 damit auf 1,67 Mrd. Euro knapp verdreifacht (siehe Grafik).Neben dem Vergütungsplan und der Dividende standen auch mehrere Nominierungen für den Aufsichtsrat zur Abstimmung. Bereits seit vergangenem Juni ist Aicha Evans Teil des Gremiums. Sie war auf den ehemaligen Co-Vorstandsvorsitzenden Jim Hagemann Snabe gefolgt, der seinen Posten aufgab, um bei Siemens Aufsichtsratsvorsitzender zu werden. Die Chief Strategy Officer des Halbleiterproduzenten Intel erhielt mit 99,45 % die zweithöchste Zustimmung der Nominierten. Minimal mehr Stimmen erhielt nur Friederike Rotsch, Group General Counsel und Leiterin Recht und Compliance der Merck KGaA, mit 99,54 %. Diane Greene, die bei Google das Cloud-Geschäft leitet und im Board of Directors des Mutterkonzerns Alphabet sitzt, erhielt 98,7 %. Ab dem 1. Januar 2019 wird zudem der langjährige Vorstand Gerhard Oswald nach Ablauf seiner zweijährigen Cooling-off-Periode in den Aufsichtsrat einziehen und dann Anja Feldmann ablösen, die zum Jahresende aus dem Gremium ausscheidet. Mit den beschlossenen Wechseln stärkt SAP auch die Diversität im Aufsichtsrat. Insgesamt treten drei Männer und eine Frau ab. Neu hinzu kommen dafür drei Frauen und ein Mann.