SAP stellt sich für Cloud neu auf
Der Softwarekonzern SAP hat das Gros seiner im Jahresverlauf angehobenen Ziele übertroffen und dennoch ein Restrukturierungsprogramm angekündigt, in dessen Rahmen 4 400 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen könnten. CEO Bill McDermott versicherte zugleich, dass SAP auch 2019 wieder tausende Mitarbeiter netto hinzugewinnen werde.scd Walldorf – Der Softwarekonzern SAP ist im vierten Quartal etwas weniger stark in der Cloud gewachsen als zuletzt. Der Auftragseingang legte währungsbereinigt um 23 % auf 736 Mill. Euro zu. Im Gesamtjahr lag die Wachstumsrate bei den Cloud-Aufträgen 5 Prozentpunkte höher. Dennoch trafen oder übertrafen die Walldorfer ihre im Jahresverlauf mehrfach nach oben korrigierten Umsatzziele. Konzernweit stiegen die Erlöse währungsbereinigt um 11 % auf knapp 26 Mrd. Euro – fast 500 Mill. Euro mehr, als in Aussicht gestellt worden war. Der Cloud- und Softwareumsatz zog um 10 % auf 21,6 Mrd. Euro an. Hier war am oberen Ende der Spanne eine Steigerung um 9 % in Aussicht gestellt worden. Weil die Marge leicht hinter den Erwartungen zurückblieb, landete der bereinigte operative Gewinn mit knapp 7,5 Mrd. Euro nur etwa in der Mitte der Prognosespanne.Um das Wachstum in der Cloud anzukurbeln und zugleich die Marge zu stärken, hat SAP ein Restrukturierungsprogramm aufgelegt. Bis zu knapp 1 Mrd. nimmt SAP in die Hand, um Abfindungspakete für tausende Mitarbeiter zu schnüren. “Wenn unsere Prognosen stimmen, reden wir von 4 400 Beschäftigten”, rechnete SAP-Finanzchef Luka Mucic vor. CEO Bill McDermott versicherte, die Angebote seien großzügiger als bei Wettbewerbern. Er betonte, dass es nicht darum gehe, Kosten zu sparen. “Jeder Dollar, den wir durch unsere Restrukturierung gewinnen, wird in neue Jobs investiert werden.” SAP werde Mitarbeiter und Aufmerksamkeit auf die Bereiche ausrichten, in denen sie derzeit am meisten gebraucht würden: “Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Internet der Dinge, Blockchain oder Quantum Computing.”Die Maßnahmen sollen auch dabei helfen, die operative Marge, die 2018 nach Jahren des Rückgangs bei knapp 29 % in etwa stagnierte, im laufenden Turnus wieder zu steigern. SAP stellt einen Anstieg des Betriebsergebnisses um bis zu 11,5 % auf 8 Mrd. Euro in Aussicht. Der Konzernumsatz werde etwas geringer wachsen.Die Einschätzungen der Analysten zu SAPs viertem Quartal fielen am Dienstag weit auseinander. Während Bernstein-Analyst Mark Moerdler den Umsatz als “unerwartet gut” und den Ausblick für die kommenden Jahre als “stark” einstufte, zeigte sich Citigroup-Analyst Walter Pritchard von den Mittelfristambitionen des Softwarekonzerns kaum inspiriert. Auch habe der Cloud-Bereich schwach abgeschnitten.Im neuen Jahr dürfte die Cloud indes einen Schub erhalten. In der vergangenen Woche hat SAP die Übernahme des Analytik-Spezialisten Qualtrics für 8 Mrd. Dollar abgeschlossen. Das wachstumsstarke US-Unternehmen hatte schon aus eigener Kraft ein Umsatzplus von 40 % angepeilt und dürfte mit SAPs global gut aufgestellter Vertriebsmannschaft noch mehr Wachstum anpeilen. An größere Zukäufe denkt SAP daher erst einmal nicht mehr. “Wir haben nichts Großes auf dem Zettel. Wir haben, was wir brauchen”, sagte Konzernchef Bill McDermott am Dienstag.