SAP verabschiedet Mitgründer Plattner auf Raten

Drei weitere Jahre - Noch kein Nachfolger - Fokus auf organisches Wachstum - Elliott zeigt sich nicht

SAP verabschiedet Mitgründer Plattner auf Raten

Von Sebastian Schmid, MannheimIm Vorstand hat SAP den Generationswechsel bereits eingeläutet. Mit CTO Jürgen Müller und COO Christian Klein zählt die oberste Führungsmannschaft zwei Mitglieder unter 40 Jahren. Der womöglich größere Wechsel im Aufsichtsrat wirft indes spätestens mit der gestrigen Hauptversammlung in Mannheim seine Schatten voraus. Erstmals ist das Gremium paritätisch mit Männern und Frauen besetzt (siehe Bericht auf Seite 16). Zudem bahnt sich langsam ein Wechsel an der Aufsichtsratsspitze an. “Dies wird meine letzte Amtszeit sein”, erklärte Mitgründer Hasso Plattner vor rund 3 500 Aktionären. Die Amtsperiode soll dabei nur noch drei Jahre dauern.Dass er die 15 Jahre Höchstdauer für die Zugehörigkeit bereits vor seiner Wiederwahl überschritten hatte, war den anwesenden Aktionären reichlich egal. Die Regel “wenden wir bei Herrn Plattner natürlich nicht an”, versicherte Josef Gemmecke von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Denn Plattner ist für SAP mehr als Mitgründer und Aufsichtsratschef. Noch immer ist er bei technologischen Entwicklungen eng eingebunden. Auf der Anwendermesse Sapphire in Orlando hat er vergangene Woche gemeinsam mit Qualtrics-CTO Jared Smith erläutert, wie dessen Experience-Daten bei SAP integriert werden sollen.Auch die jüngste große Innovation, die SAP selbst hervorgebracht hat, geht auf Plattner zurück. Mit SAP Hana habe man die weltweit schnellste In-Memory-Datenbank erfunden und damit “die Technologiewelt revolutioniert”, erkläre CEO Bill McDermott. Besonderer Dank gelte dafür “Hasso und seinem Team.” Wenn einer zu den größten innovativen Köpfen aller Zeiten zähle, “dann ganz gewiss Hasso Plattner”. Wer in die riesigen Fußstapfen treten soll, die Plattner hinterlassen wird, bleibt offen. “Wir werden das entscheiden, wenn es Zeit ist”, sagte der 75-Jährige.Aktionärskritik wie sie der Aufsichtsrat noch vor zwei Jahren für das Vergütungssystem erhalten hatte, musste man am Mittwoch mit der Lupe suchen. Christiane Hölz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) merkte gar an, “es könnte einem unheimlich werden, wüssten wir nicht, dass Sie Ihre Ziele in der Vergangenheit immer erreicht haben.” Lediglich der gefallene Net Promoter Score – eine Kennziffer, die die Kundenzufriedenheit misst – sorgte für hochgezogene Augenbrauen. Der Wert soll allerdings in diesem Jahr wieder von zuletzt -5 auf +1 steigen.Nach Qualtrics plant SAP vorerst keine größeren Zukäufe mehr. Stattdessen will der Konzern lieber die Aktionäre beglücken – etwa mit der Anhebung der Dividende um 10 Cent auf 1,50 Euro, der 99,83 % des anwesenden Kapitals zustimmten, oder einem mehrjährigen Aktienrückkaufprogramm, das laut McDermott derzeit geprüft werde. Der Vermutung, dies geschehe auf Drängen des aktivistischen Investors Elliott, der am Mittwoch nicht in Erscheinung trat, widersprach Finanzchef Luka Mucic. Auf dem Kapitalmarkttag im Februar habe SAP erstmals mit Qualtrics eine Umfrage zu den Prioritäten institutioneller Anleger gestartet. Diese habe gezeigt, dass diese mit der Wachstumsdynamik zufrieden seien, sich aber mehrheitlich einen stärkeren Fokus auf organisches Wachstum und eine Verbesserung der Profitabilität wünschten. “Wir sehen das genauso”, sagte Mucic und spiegelte damit die Eintracht zwischen Anlegern und SAP wider, die der gesamten HV anzumerken war. – Personen Seite 16