SAP will Renditeturbo zünden

Fokus auf organisches Wachstum und operative Verbesserungen - Ziel für Betriebsergebnis angehoben

SAP will Renditeturbo zünden

Während andere Unternehmen über eine abflauende Konjunktur klagen, läuft das Geschäft des Software-Konzerns SAP weiter hoch. Zwar drückte der Restrukturierungsaufwand das Ergebnis unter dem Strich ins Minus. Der Ausblick für 2019 und die kommenden Jahre wurde indes angehoben. Die Aktie legte auch dank des Einstiegs von Hedgefonds Elliott am Mittwoch prozentual zweistellig zu.scd Frankfurt – SAP ist rasant ins neue Jahr gestartet. Europas größter Software-Konzern steigerte die Erlöse in allen ausgewiesenen Regionen prozentual zweistellig und verbesserte das bereinigte Betriebsergebnis dabei um fast ein Fünftel. Konzernweit zog der Umsatz des Walldorfer Software-Unternehmens um 16 % auf 6,1 Mrd. Euro an, unterstützt von positiven Wechselkurseffekten, ohne die das Plus immer noch 12 % betragen hatte. Der Anteil der wiederkehrenden Erlöse, der bis 2023 auf 80 % steigen soll, kletterte dabei um einen Prozentpunkt auf 72 %.Getrieben wurde das Erlöswachstum erneut vom Geschäft in der Cloud. Der Umsatz mit Software as a Service (SaaS), Platform as a Service (PaaS) und Infrastructure as a Service (IaaS) kletterte um 45 % auf knapp 1,6 Mrd. Euro. Die Wachstumsraten in Europa, Amerika und Asien-Pazifik lagen jeweils zwischen 42 und 55 %. Mit dem kräftigen Wachstum in der Cloud drehte auch die Rendite in dem Geschäft von 63 % im Auftaktquartal 2018 auf 66 % hoch – ein Wert den SAP in dem Geschäft zuletzt vor mehr als zwölf Quartalen erreicht hatte. Für die deutliche Verbesserung gab es laut Finanzvorstand Luka Mucic gleich mehrere Gründe, die den Konzern auch optimistisch nach vorne blicken lassen (siehe Interview). Bis 2023 soll die Cloud-Rendite 75 % erreichen.Aufgrund des deutlich gestiegenen Anteils der Cloud-Erlöse am Konzernumsatz ist die Bruttorendite im Cloud- und Software-Geschäft insgesamt allerdings zunächst um einen Prozentpunkt auf 80 % gesunken. Anders als bei anderen Unternehmen, die das Wachstum in der Cloud mit einem Verfall der Lizenzerlöse bezahlen, hat SAP wie im vierten Quartal auch bei den Lizenzen zugelegt (siehe Tabelle).Der Dax-Konzern hob die Ergebniserwartung für das laufende Jahr an. 2019 soll das bereinigte Betriebsergebnis (Non-IFRS) nach 7,16 Mrd. im Vorjahr nun 7,85 Mrd. bis 8,05 Mrd. Euro erreichen – das untere Ende der neuen Spanne entspricht dabei der Mitte der alten Spanne. Unter dem Strich stand im ersten Quartal zwar erstmals binnen 17 Jahren ein Verlust. Grund waren die Kosten für das laufende Restrukturierungsprogramm. Abgesehen von der angehobenen Erwartung für das Betriebsergebnis wurden die Ziele für 2019 bestätigt. Das gilt auch für die Umsatzziele, die sich SAP für 2023 gesteckt hat. In der Cloud sollen dann mehr als 15 Mrd. Euro erlöst werden und konzernweit mehr als 35 Mrd. Euro. Dafür haben sich die Walldorfer ein neues Ergebnisziel gesteckt. Die bereinigte operative Marge (Non-IFRS) soll bis dahin jährlich um einen Prozentpunkt zulegen und somit insgesamt um rund 500 Basispunkte steigen. Im Endeffekt macht dies kaum einen Unterschied zum bisherigen Renditeziel einer jährlichen Steigerung des bereinigten Betriebsergebnisses von 7,5 % bis 10 % im Jahr, wenn die Umsatzziele wie von SAP erwartet eintreten. Kapitalmarkttag im November Details zu den neuen Mittelfristzielen und Meilensteine auf dem Weg dorthin will SAP auf einem Sonder-Kapitalmarkttag am 12. November vorstellen. Im Vorstand würden die Details bis dahin ausgearbeitet und auch ein mehrjähriges Aktienrückkaufprogramm evaluiert. Auf ein mögliches Volumen wollte sich CFO Mucic gegenüber Analysten am Mittwoch noch nicht festlegen. Festhalten will SAP derweil am Ziel einer Dividendenausschüttung von wenigstens 40 % des Vorjahresgewinns.Weitgehend fest stehen zudem die Kosten des Restrukturierungsprogramms, das weltweit mehr als 4 000 Mitarbeiter umfassen soll. Im ersten Quartal wurde von SAP in diesem Zusammenhang ein Aufwand von 886 Mill. Euro verbucht, den das Unternehmen so auch für das Gesamtjahr kalkuliert, der aber noch nicht final ist. Die Bandbreite der möglichen Belastung beziffert der Software-Konzern auf 800 Mill. bis 950 Mill. Euro. Insgesamt soll die Zahl der Mitarbeiter allerdings weiter zulegen durch Neueinstellungen in Wachstums-Geschäftsfeldern wie der Cloud und 2019 wohl erstmals über 100 000 steigen.”Wir haben ein unglaublich starkes Kerngeschäft und ein schnell wachsendes Cloud-Portfolio, das für Jahre auf anhaltendes Wachstum ausgerichtet ist”, befand CEO Bill McDermott am Mittwoch. Auch bei Qualtrics mache man schneller Fortschritte als erwartet. Laut Forrester-Analyst George Lawrie ist es indes zu früh, den Erfolg der Akquisition abzuschätzen. Insgesamt bescheinigt Lawrie SAP ein starkes Momentum in der Cloud und hob das Wachstum in China hervor, das die ebenfalls sehr gute Entwicklung in Europa und den USA noch übertroffen habe.Auch die Investoren zeigten sich mit operativer Entwicklung und dem Einstieg von Elliott sichtlich zufrieden. Der Aktienkurs schoss um 12,6 % auf den Rekordwert von 114,62 Euro nach oben. Damit zog der Börsenwert von SAP um 15 Mrd. auf 137 Mrd. Euro an.