Laborausrüster

Sartorius kämpft mit schwacher Nachfrage

Zum Ende des dritten Quartals dürften die zuletzt stark rückläufigen Aufträge wieder anziehen, erwartet Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg. Zwar hat der Pharmaausrüster vor einem Monat seine Jahresprognose gesenkt, doch bleiben die Zukunftsambitionen des Konzerns ungebrochen.

Sartorius kämpft mit schwacher Nachfrage

Sartorius kämpft mit schwacher Nachfrage

dpa-afx Göttingen

Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius rechnet nach einem unerwartet schwachen ersten Halbjahr in Kürze mit Aufwind. Zum Ende des dritten Quartals dürften die zuletzt stark rückläufigen Aufträge wieder anziehen, sagte Konzernchef Joachim Kreuzburg während einer Telefonkonferenz. Zwar hatten die Niedersachsen vor rund einem Monat ihre Jahresprognose gesenkt, doch bleiben Sartorius Zukunftsambitionen ungebrochen. Der Konzern setzt weiter auf eine stark wachsende Biopharmabranche und bestätigt erneut seine Mittelfristziele bis 2025. An der Börse drückte jedoch das maue Zahlenwerk auf die Laune der Investoren.

Sonderkonjunktur in Zeiten der Pandemie

Zur Mittagszeit verloren Sartorius am Freitag rund ein halbes Prozent auf 323,30 Euro, nachdem die Aktie zwischendurch einen Erholungskurs eingeschlagen hatte und bis auf 328,20 Euro gestiegen war. Generell geht der Trend für die Aktie seit längerem nach unten, nachdem Sartorius als "Pandemiegewinner" Ende November 2021 noch ein Hoch bei fast 632 Euro markiert hatte. In diesem Jahr hat das Papier bisher 13% eingebüßt.

Sartorius beliefert unter anderem die biopharmazeutische Industrie und Labore. In der Pandemie hatte der Dax-Konzern eine Sonderkonjunktur dank einer hohen Nachfrage von Impfstoffforschern und -herstellern und nach Komponenten für Corona-Tests erlebt. Diese profitable Zeit hatten die Niedersachsen genutzt und kräftig in ihre weltweite Expansion mit dem Ausbau von Kapazitäten unter anderem in Deutschland, Frankreich, Südkorea und den USA investiert.

Kunden bauen Bestände ab

Doch nach den starken Pandemiejahren leiden die Niedersachsen nun seit Monaten unter der geringen Ausgabefreudigkeit ihrer Kunden. Viele davon hatten in der Corona-Zeit aus Sorge um angespannte Lieferketten Vorräte angelegt und bauen diese Bestände erst einmal ab. Auch halten sich laut Sartorius die Unternehmen mit Investitionen zurück, weil sie selbst nicht ausgelastet seien. Dem außerordentlich steilen Nachfrageanstieg in der Pandemie folge somit aktuell eine ebenso ungewöhnlich deutliche Korrektur nach unten, sagte Kreuzburg. In den ersten Monaten lag dadurch der Auftragseingang bei Sartorius mit 1,5 Mrd. Euro um rund ein Drittel unter dem Vorjahreswert.

"Die schwache Entwicklung des Auftragseingangs hält in beiden Sparten insgesamt länger an als ursprünglich erwartet", sagte der Konzernlenker. Inzwischen geht das Management für die zweite Jahreshälfte von einer "schrittweisen Belebung der Auftragslage" aus. Die Kunden hätten Sartorius signalisiert, dass sie im Laufe des dritten Jahresviertels ihre Lager "auf Zielniveau" sehen, erläuterte der Manager in der Konferenz. Zum Quartalsende sei daher mit Auftrieb zu rechnen.

Sartorius hatte wegen der Nachfrageschwäche vor rund vier Wochen seine Umsatz- und Margenziele für das Jahr gesenkt. Die Unternehmensführung rechnet mit einem Umsatzrückgang im niedrigen bis mittleren 10-Prozent-Bereich. Von Januar bis Juni sank der Konzernerlös um rund 16% auf 1,74 Mrd. Euro. Besonders hart traf es die Biotech-Sparte, aber auch im Laborgeschäft ging der Umsatz zurück.

Personalabbau über Freiwilligenprogramme

Konzernweit fielen die Einbußen beim Gewinn noch deutlicher aus als beim Umsatz, auch weil höhere Kosten belasteten. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verringerte sich um über ein Viertel auf knapp 517 Mill. Euro. Der auf die Aktionäre entfallende bereinigte Gewinn kam bei 202,5 Mill. Euro heraus, das waren etwa 40% weniger als vor einem Jahr.

Sartorius steuerte zuletzt mit personellen Maßnahmen gegen. Nach dem Aufbau von rund 6.000 Arbeitsplätzen in der Pandemie baute der Konzern weltweit 900 Stellen ab, rund 200 davon in Deutschland. Dies geschah laut Kreuzburg im Wesentlichen über inzwischen beendete Freiwilligenprogramme, in geringem Maße über Fluktuation. Betriebsbedingte Kündigungen habe es nicht gegeben.

Konzernchef Kreuzburg rechnet im zweiten Halbjahr mit baldiger Wende