Sartorius lässt Vorsicht walten

Biopharmazulieferer dämpft Erwartungen einer nachhaltig steigenden Nachfrage infolge der Coronakrise

Sartorius lässt Vorsicht walten

ste Hamburg – Nach der am Mittwoch vergangener Woche veröffentlichten Anhebung der Umsatz- und Ergebnisziele für 2020 hat der Biopharmazulieferer und Laborausrüster Sartorius bei der gestrigen Vorlage des Halbjahresberichts seine Mittelfristprognose unverändert gelassen. Trotz der aktuell erhöhten Nachfrage aus den Bereichen Impfstoffe und antivirale Medikamente sei eine nachhaltige Steigerung der Nachfrage in diesen Bereichen derzeit nicht absehbar, erklärte das Göttinger MDax-Unternehmen. Zudem zeichne sich ab, dass sich die Marktzulassung einiger Biopharmaka aufgrund der Verschiebung klinischer Testreihen infolge der Coronavirus-Pandemie verspäten könnte. Eine zuverlässige Quantifizierung der Auswirkungen dieser verschiedenen Effekte sei gegenwärtig nicht möglich. Anleger machen KasseDie Sartorius-Vorzugsaktie, zuvor seit Jahresanfang um 80 % auf Rekordniveau gestiegen, gab gestern als größter Tagesverlierer im MDax um 5,2 % auf 325,80 Euro nach. Ein J.P.-Morgan-Analyst erklärte, das zweite Quartal habe sich bei Sartorius stark entwickelt. Die Aktie habe jedoch auf die vorab bekannten Eckdaten bereits kräftig reagiert. Er verwies auf die Unsicherheit, wie viel Schwung infolge der Pandemie sich als nachhaltig erweisen werde. Daher sei trotz erhöhter Jahresziele der mittelfristige Ausblick unverändert geblieben.Infolge eines kräftigen Wachstums in der dominanten Unternehmenssparte Bioprocess Solutions (BPS) während des ersten Halbjahres sowie aufgrund einer auch für den weiteren Jahresverlauf erwarteten hohen Nachfrage hatte Sartorius die Wachstums- und Margenprognose für 2020 in diesem Segment sowie im Gesamtkonzern erhöht. Zukäufe treiben UmsatzSo soll die BPS-Sparte bei den Erlösen um 26 bis 30 % anstatt 17 bis 21 % zulegen. Dabei werden Wachstumsbeiträge durch den Ende 2019 erworbenen israelischen Zellkulturmedienentwickler Biological Industries sowie durch übernommene und seit Mai konsolidierte Teile der Danaher-Life-Science-Geschäfte von unverändert 1 bzw. 3,5 Prozentpunkten erwartet. Die um Sondereffekte bereinigte operative Ebitda-Marge der BPS-Sparte soll einschließlich leicht verwässernder Effekte durch die Einbeziehung der Akquisitionen bei etwa 31 % statt zuvor 30 % landen.Im ersten Halbjahr legte die BPS-Sparte infolge einer hohen Nachfrage in allen Produktkategorien beim Umsatz um 21,3 (nominal: 21,6) % auf 809 Mill. Euro zu, wobei gut 2 Prozentpunkte auf die Akquisitionen entfielen. Der Auftragseingang im Segment habe sich – positiv durch die Pandemie beeinflusst – sogar um 33,5 (33,9) % auf 985 Mill. Euro erhöht. In der Laborsparte stieg der Umsatz um 8,1 % auf 248 Mill. Euro, während die bereinigte Ebitda-Marge 18,7(i.V. 20,2) % erreichte. Sartorius zufolge dämpften die Pandemie-Auswirkungen das Wachstum, die Akquisitionen aber trugen fast 9 Prozentpunkte zur Erlössteigerung bei. Der Konzern ließ den Ausblick für die Laborsparte unverändert.Für das Gesamtunternehmen wird inzwischen von einer Steigerung des Konzernumsatzes um 22 bis 26 % ausgegangen. Mit Blick auf die 825 Mill. Dollar teure Übernahme des Danaher-Portfolios hatte Sartorius im April bereits die Wachstumsprognose auf 15 bis 19 % von ursprünglich 10 bis 13 % angehoben (vgl. BZ vom 22. April). Die bereinigte Ebitda-Marge im Konzern soll 2020 nun bei 28,5 % anstatt 27,5 % liegen.