Saudi Aramco steigt mit 20 Prozent bei indischer Reliance ein

Wert der Transaktion bei 15 Mrd. Dollar - Weltgrößter Ölproduzent baut Verarbeitungs- und Chemiegeschäft weiter aus

Saudi Aramco steigt mit 20 Prozent bei indischer Reliance ein

md Frankfurt – Saudi Aramco, der weltgrößte Ölproduzent, plant die Übernahme eines 20-prozentigen Anteils an der Oil-to-Chemicals(O2C)-Division des indischen Mischkonzerns Reliance Industries. Das kündigte CEO Mukesh Ambani am Montag auf der Hauptversammlung von Reliance in Mumbai an. Im Kern geht es um die beiden größten Sparten des Unternehmens: Raffination und Marketing sowie Petrochemie.Die beiden Segmente standen im Geschäftsjahr 2018/19 (31. März) addiert mit umgerechnet 71,1 Mrd. Euro für fast 91 % des Konzernumsatzes. Zusammen erwirtschafteten die zwei Bereiche einen Nettogewinn von über 650 Mill. Euro. Der Deal umfasse alle Raffinations- und Petrochemieaktivitäten von Reliance, einschließlich der Raffinerie Jamnagar, hieß es. Die Raffinerie an der Westküste Indiens ist die weltweit größte. Saudi Aramco – offiziell Saudi Arabian Oil Co. – werde die Raffinerie auch langfristig mit 700 000 Barrel Öl pro Tag versorgen, versicherte Ambani.Es handele sich um eine der größten Auslandsinvestitionen in Indien, die je getätigt worden seien. Ambani bezifferte den Wert des O2C-Geschäfts auf 75 Mrd. Dollar inklusive Schulden. Das Volumen der Transaktion läge damit bei 15 Mrd. Dollar. Noch liegt lediglich eine Absichtserklärung der beiden Unternehmen vor; an der Umsetzung wird in Fachkreisen jedoch nicht gezweifelt. Die Schulden von Reliance sind in den vergangenen Jahren gestiegen, da der Konzern Geld in neue, bislang recht erfolgreiche Segmente wie Telekommunikation – die sich “Digitale Dienste” nennt – gesteckt hat. Per Ende Dezember 2018 betrug die Schuldenlast 32 Mrd. Dollar.Der Deal ist wohl nicht zuletzt auf ein Treffen von Reliance-CEO und Gründersohn Ambani – der als reichster Mann Asiens vor Jack Ma (Alibaba) und Pony Ma (Tencent) gilt – mit dem saudischen Energieminister Khalid Al-Falih im Dezember zurückzuführen. Die beiden hatten sich getroffen, um über Möglichkeiten für gemeinsame Investitionen in petrochemische, Raffinerie- und Kommunikationsprojekte zu diskutieren. Der Einstieg bei Reliance passt auch zu den Plänen von Amin Nasser, CEO von Saudi Aramco. Er ist schon seit längerem an Raffinationsgeschäften in Indien interessiert – hat Nasser doch vor, die Kapazität zur Herstellung von Benzin und anderen Kraftstoffen zu verdoppeln.Saudi Aramco legte gestern zum ersten Mal Halbjahreszahlen vor: Der Nettogewinn des Ölriesen ging den Angaben zufolge im Jahresvergleich um 12 % auf 46,9 Mrd. Dollar zurück. Ursachen waren der Rückgang des Ölpreises und gestiegene Kosten. Dennoch bleibt Saudi Aramco das weltweit profitabelste Unternehmen. Unter den börsennotierten Konzernen machte der US-Technologiegigant Apple mit 31,5 Mrd. Dollar den höchsten Halbjahresgewinn.Die Investoren reagierten positiv auf den Einstieg von Saudi Aramco bei Reliance: In London zog die Reliance-Aktie um 5,3 % an. Reliance Industries ist mit einem Börsenwert von umgerechnet knapp 93 Mrd. Euro das nach Marktkapitalisierung wertvollste Unternehmen Indiens. – Wertberichtigt Seite 6