Ölindustrie

Saudischer Staat erhält viel weniger von Aramco

Die Zahlungen des weltgrößten Ölproduzenten Saudi Aramco an das Königreich Saudi-Arabien sind 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 % gesunken, obwohl eine unveränderte Dividendensumme von 75 Mrd. Dollar ausgeschüttet wurde.

Saudischer Staat erhält viel weniger von Aramco

md Frankfurt

Die Zahlungen des weltgrößten Ölproduzenten SaudiAramco an das Königreich Saudi-Arabien sind 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 30% gesunken, obwohl eine unveränderte Dividendensumme von 75 Mrd. Dollar ausgeschüttet wurde – trotz des infolge der Corona-Pandemie lange Zeit sehr schwachen Ölpreises und des daraus folgenden Gewinnrückgangs. Die Summe aus Royalties und Steuern sei um mehr als die Hälfte auf etwa 41 Mrd. Dollar gesunken. Wie die zu 98% dem Staat gehörende Aramco weiter mitteilte, seien insgesamt umgerechnet 110 Mrd. Dollar an die Regierung in Riad geflossen. Das Geld von Saudi Aramco ist die wichtigste Einnahmenquelle des Staates, dessen Budgetdefizit sich 2020 durch die Rezession vergrößert hat.

Neben dem niedrigen Ölpreis setzte Aramco im vergangenen Jahr auch die im Zuge der Corona-Pandemie gesunkene Nachfrage zu. Im Up­stream-Bereich (Produktion) ging der Gewinn vor Zinsen, Steuern und „Zakat“ (ein lokaler Abschlag für gemeinnützige Zwecke) um 40% auf 110 Mrd. Dollar zurück. Im Down­stream-Bereich (Raffinierung, Chemie und Verkauf) fiel das Ebit auf – 5,4 (i.V. – 0,9) Mrd. Dollar. Der Nettogewinn nach Anteilen Dritter sank im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 44% auf 49 Mrd. Dollar.

Wegen des Preiskriegs am Ölmarkt hatte der Konzern 2020 seine Investitionen auf 27 (33) Mrd. Dollar heruntergefahren. Dieses Jahr sollen sie bei 35 Mrd. Dollar liegen; ursprünglich hatte der Konzern 40 bis 45 Mrd. Dollar angekündigt.

Die Schulden von Aramco lagen Ende Dezember bei 162 Mrd. Dollar. Im Vorjahr hatte die Gruppe allein 90 Mrd. Dollar an Krediten und über Anleihen aufgenommen. Das Verhältnis der Nettoschulden zum Eigenkapital sprang von 26 auf 55 %. Ein Großteil der Neuverschuldung diente zur Finanzierung der Übernahme von 70% der Saudi Basic Industries Corporation (Sabic), des größten petrochemischen Produzenten des Landes. Verkäufer war ein staatlicher saudischer Fonds.

Für das nächste halbe Jahrhundert setzt Aramco auf China als wichtigsten Abnehmer. „Die stetige Versorgungssicherheit für Chinas Energiebedarf bleibt unsere höchste Priorität, nicht nur in den nächsten fünf Jahren, sondern in den nächsten 50 Jahren und darüber hinaus“, so Saudi-Aramco-Chef Amin Nasser in einer Rede für einen Wirtschaftskongress.

Saudi Aramco
Konzernzahlen nach IFRS
in Mrd. Dollar20202019
Umsatz230330
Operatives Ergebnis102180
Nettoergebnis4988
Gewinn je Aktie (Dollar)0,250,44
Operativer Cash-flow76111
Flüssige Mittel5547
Börsen-Zeitung