Schaeffler erkennt Beginn einer Erholung

Vorstandschef Rosenfeld: Tiefpunkt hinter uns - Weitere Restrukturierung mit Stellenabbau als Option

Schaeffler erkennt Beginn einer Erholung

jh München – Der Vorstand von Schaeffler sieht Anzeichen für eine Besserung. “Ich bin zuversichtlich, dass der Tiefpunkt hinter uns liegt”, sagte Klaus Rosenfeld, der Vorstandsvorsitzende des Auto- und Industriezulieferers, der Börsen-Zeitung. “Wir stehen aus meiner Sicht am Beginn einer Erholung.” Im April sei der Konzernumsatz um die Hälfte gesunken, im Mai um ein Drittel und im Juni noch um 13 %, berichtete er. Im Juli habe sich das Minus auf eine einstellige Rate verringert.Mit Blick auf die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie fügte er jedoch hinzu: “Vorsicht ist weiter der bessere Ratgeber.” Das Management behält sich vor, für die Restrukturierung mit einem Stellenabbau nachzulegen. Für Konkretes sei es noch zu früh, man müsse sich das in aller Ruhe überlegen, sagte Rosenfeld. In der ersten Hälfte dieses Jahres verringerte sich die Zahl der Mitarbeiter um rund 3 500 oder 4 % (siehe Tabelle). “Unser Gegensteuern auf der Kosten- und Kapitalseite hat sich ausgezahlt”, kommentierte Rosenfeld die Anstrengungen.Das Unternehmen in Herzogenaurach bei Nürnberg senkte dafür auch die Investitionen im ersten Halbjahr auf 300 (i. V. 594) Mill. Euro sowie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Rosenfeld verneint die Gefahr, an Innovationskraft zu verlieren. Schaeffler gehe mit Augenmaß vor: “Wir schauen sehr genau hin, wo unsere Wachstumschancen liegen.”Im zweiten Quartal erhöhte sich der Verlust im Vergleich mit dem ersten Abschnitt in diesem Jahr. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sackte auf – 135 (i. V. 253) Mill. Euro ab. Vor Sondereffekten waren es sogar – 150 (284) Mill. Euro. Der Grund: Die im ersten Quartal gebildete Rückstellung von 53 Mill. Euro für Programme zur Kostensenkung hat sich als zu hoch herausgestellt. 39 Mill. Euro genügten. Hohe SonderlastenIm gesamten ersten Halbjahr belasteten Sondereffekte von 288 Mill. Euro das Ebit. Enthalten ist eine Wertminderung auf den Firmenwert des Autozulieferergeschäfts (Auto OEM) von 249 Mill. Euro, die schon im ersten Quartal verbucht wurde (vgl. BZ vom 7. Mai). Den Firmenwert der Sparte von 319 Mill. Euro schrieb Schaeffler auf 70 Mill. Euro ab. Es handelt sich nach eigenen Angaben um Goodwill auf Akquisitionen in den neunziger Jahren. Die künftigen Ergebnisse der Sparte würden nun wegen der von der Coronakrise ausgelösten Unsicherheit geringer eingeschätzt. Der Konzernumsatz fiel im zweiten Quartal währungsbereinigt um gut ein Drittel auf 2,3 Mrd. Euro.Am stärksten traf es das Autozulieferergeschäft mit einem Rückgang um 44 % auf 1,26 Mrd. Euro. Relativ moderat fiel das Minus von knapp einem Fünftel auf 734 Mill. Euro im Industriesegment aus. Rosenfeld wies darauf hin, dass das Geschäft für Windkraft im ersten Quartal um 40 % und im zweiten um 30 % gewachsen sei. “Die Quartale haben deutlich gemacht, dass wir mit der Aufstellung Automotive und Industrie richtigliegen.” Ausblick aufs AutogeschäftIm Autogeschäft rechnen Marktforscher mit einer leichten Besserung in der zweiten Hälfte. IHS erwartet für das gesamte Jahr einen Rückgang der Autoproduktion in der Welt von 20 bis 25 % nach minus 33 % in den ersten sechs Monaten. Schaeffler hielt sich in der Sparte mit einer Umsatzabnahme von 27 % etwas besser, und Rosenfeld hält es für denkbar, dass das Unternehmen auch im gesamten Jahr um 4 bis 5 Prozentpunkte besser als der Markt abschneidet. Zudem wagt er eine Aussage zum Mittelzufluss: “Wir werden versuchen, das Gesamtjahr mit einem positiven Free Cash-flow abzuschließen.”