Schaeffler kommt unter die Räder

CEO Rosenfeld warnt vor Ergebnisbelastung aus dem Konzernumbau des Zuliefererkonzerns - 2017 aus mehr Umsatz weniger verdient

Schaeffler kommt unter die Räder

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler schraubt erneut seine Ergebnisaussichten herunter und hat damit Investoren auf dem falschen Fuß erwischt. Der Konzernumbau bedarf Einmalkosten und Investitionen, heißt es. Die Aktie gab fast 12 % nach.wb Frankfurt – “Schaeffler beschleunigt Transformation”, titelt der Zulieferer seine Mittelung zu noch nicht testierten Angaben zum Abschluss 2017. Investoren verstehen darunter ergebnisbelastende Umbauten und haben den Kurs auf Talfahrt geschickt. Die Aktie verlor am Donnerstag bis zu 11 %. CEO Klaus Rosenfeld räumt ein, dass das “Exzellenz-Programm” mit dem Namen “Agenda 4 plus One” gerade in der Anfangsphase mit Einmalaufwendungen und Investitionen verbunden sei, “die unser Ergebnis auch im Jahr 2018 beeinflussen werden”. Für den laufenden Turnus gibt er vor, die Umsetzung zu beschleunigen. Dies kommt nach Einschätzung von Marktteilnehmern einer Gewinnwarnung gleich. Der Konzern bleibe eine genauere Erklärung schuldig, wird bemängelt. Rosenfeld hatte Investoren schon Ende Juni mit einer Prognosesenkung vergrätzt. Mit Tempo in E-MobilitätSchaeffler kämpft mit Preisdruck in der Autoindustrie sowie steigenden Kosten für die Entwicklung neuer Produkte in der Elektromobilität. An den ambitionierten Zielen für 2020 hält Rosenfeld bisher fest. Investoren müssen sich schon für 2017 damit abfinden, dass das operative Ergebnis auch ohne Sonderbelastungen abgebremst wurde. Die operative Marge sank 2017 von 12,6 auf 11,3 % und soll 2018 bei 10,5 bis 11,5 % herauskommen. Die Aktie, im Oktober 2015 zu 12,50 Euro emittiert, notierte gestern mit bis zu 12 % im Minus und ging zu 14,12 Euro 11,8 % schwächer aus dem Handel.Schaeffler ist stark in der Mechanik und dem traditionellen Antriebsstrang, aber bisher schwach in der E-Mobilität. Investitionen in dieses Zukunftsfeld konnten lange wegen der hohen Verschuldung infolge der Continental-Akquisition kaum getätigt werden. Die längerfristigen finanziellen Ambitionen sollen sich den Planungen zufolge in einem Umsatzwachstum (bereinigt um Währungseinflüsse) bis 2020 um im Schnitt 4 bis 6 % p.a. niederschlagen, wobei vor Steuern und Zinsen 12 bis 13 % vor Sondereffekten verdient werden sollen. Auf dieser Basis gibt Rosenfeld vor, dass der freie Cash-flow 2020 rund 900 Mill. Euro beträgt. Gleichzeitig wird ein Gewinn je Aktie von rund 2 Euro angestrebt. 2015 waren es 1,30 Euro. Als Dividende werden 30 bis 40 % des Gewinns angesetzt. Und es komme darauf an, die Bilanzqualität zu stärken. Dazu soll bis 2020 das Verhältnis von Nettoschulden und Eigenkapital (Gearing) kleiner als 75 % sein.Anders als Continental, wo Schaefflers mit 46 % größter Aktionär sind, erwägt Rosenfeld keine Aufspaltung. “Es wäre aus meiner Sicht unklug, wenn die Bereiche getrennte Wege gehen würden”, hatte er der Branchenzeitung “Automobilwoche” gesagt: “Wenn wir ein Lager produzieren, das in einem Getriebe sitzt, dann ist das nicht sehr viel anders als ein Lager, das in eine Industrieanwendung geht.” Letztlich gehe es um ein technisch anspruchsvolles, präzises Verarbeiten von Stahl und das Verständnis komplexer Systeme. Marge von 11 ProzentDie Gruppe aus Herzogenaurach, an der Georg Schaeffler und seine Mutter Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann sämtliche Stimmrechte halten, verdiente 2017 den Angaben zufolge trotz eines höheren Umsatzes vor Steuern und Zinsen (Ebit) sowie Sondereffekten weniger. Das Ebit sank von 1,7 Mrd. auf 1,58 Mrd. Euro. Dies entspricht einer Marge vor Einmalposten von 11,3 nach 12,7 %. Damit liegt sie im Rahmen des Ausblicks von 11 bis 12 %.In der größeren Sparte Automotive fiel die Rendite von 14,3 auf 12,2 %. Der Rückgang resultierte den Angaben zufolge insbesondere aus einer schwachen Entwicklung im zweiten Quartal. Die Division Industrie, die zuvor geschwächelt hatte, legte in der Marge vor Sondereffekten von 7,3 auf 8,1 % zu. Auch der Rivale SKF machte hier kräftige Fortschritte.Der freie Mittelzufluss brach von 735 Mill. auf 488 Mill. Euro ein. Darin enthalten seien Nettoauszahlungen von 27 Mill. Euro aus M & A. Ohne Berücksichtigung dessen lag der freie Cash-flow leicht oberhalb des Ausblicks von 500 Mill. Euro. Der Rückgang resultierte im Wesentlichen aus einem Anstieg der Investitionsauszahlungen von 1,14 Mrd. auf 1,27 Mrd. Euro. Die Investitionsquote, also das Verhältnis von Capex-Zahlungen zum Konzernumsatz, lag bei 9,1 (i.V. 8,6) %.Für 2018 rechnet der Konzern mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 5 bis 6 %. Zugleich geht Rosenfeld davon aus, dass die Gruppe eine Ebit-Marge vor Sondereffekten von 10,5 bis 11,5 % erreicht. Für das laufende Jahr peilt er einen freien Cash-flow von rund 450 Mill. Euro vor M-&-A-Aktivitäten an. Schaeffler legt am 7. März den Abschluss vor und will sich näher zum Ausblick äußern. Bestätigt wird nun eine währungsbereinigte Umsatzsteigerung von 5,9 % für 2017 (vgl. BZ vom 16. Januar). Insgesamt stiegen die Erlöse auf 14,0 Mrd. Euro. Im vierten Quartal legte der Umsatz um 8,5 % auf 3,5 Mrd. Euro zu.Das Schaeffler-Kapital ist eingeteilt in 666 Millionen Aktien, davon 166 Millionen börsennotierte Vorzüge im Streubesitz. Der Börsenwert liegt bei 2,4 Mrd. Euro. Ein gleicher Preis für beide Gattungen unterstellt, ist Schaeffler derzeit mit 9,8 Mrd. Euro bewertet.