Schaeffler muss erneut zurückrudern

Prognosesenkung einen Monat nach der Bestätigung - Sinkende Autokonjunktur in China belastet stärker

Schaeffler muss erneut zurückrudern

Der Zulieferer Schaeffler kappt nun doch seine Prognose für 2018. Neben dem schärferen Abgastestverfahren WLTP und Handelskonflikten machen dem Familienunternehmen vor allem die schlechteren Geschäfte in China zu schaffen. Auch das Auto-Aftermarket-Geschäft sei unerwartet schwach.wb Frankfurt – Mit einem vergleichsweise moderaten Kursrückgang haben Investoren die jüngste Prognosesenkung aus dem Hause Schaeffler quittiert: Die notierte Vorzugsaktie gab zunächst kräftig nach, lag zum Schluss aber nur 2 % im Minus. Offenbar war das Eingeständnis des Vorstands um Klaus Rosenfeld, den Mund zu voll genommen zu haben, schon eskomptiert. Rosenfeld wurde, zwei Wochen nachdem er die Erwartungen für den Konzern ausdrücklich bekräftigt hatte, der Vertrag am 5. Oktober um fünf Jahre verlängert. Nun ist diese Bestätigung Makulatur.Mutter und Sohn Schaeffler sind mit 46 % größter Aktionär des Dax-Konzerns Continental, der dieses Jahr schon zweimal zurückrudern musste. Das Familienunternehmen aus Herzogenaurach – die Stammaktien von Schaeffler liegen zu 100 % bei Mutter und Sohn – muss die Jahresprognose für den Konzern sowie die Sparten Automotive OEM und Automotive Aftermarket anpassen. In einem “sehr volatilen Marktumfeld im globalen Automobilgeschäft”, geprägt vom neuen Abgastestverfahren WLTP und Handelskonflikten, resultiere die als “Anpassung” titulierte Rücknahme im Wesentlichen aus den sich “weiter verschlechternden Marktbedingungen der Sparte Automotive OEM in China”. Zudem habe die “unerwartet schwächere” Umsatzentwicklung in Automotive Aftermarket zur Senkung der Guidance beigetragen.Außer Continental nahmen bisher unter anderem Kabelspezialist Leoni, Sitzhersteller Grammer und Schmierstofflieferant Fuchs Petrolub ihre Erwartungen zurück. Abstriche am Cash-flow Auf Basis der Zahlen für das dritte Quartal rechnet Schaeffler nun für das ablaufende Jahr mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 4 bis 5 % nach bisher 5 bis 6 %, einer Ebit-Marge vor Sondereffekten von 9,5 bis 10,5 % nach 10,5 bis 11,5 % und einem freien Cash-flow, der mit rund 300 Mill. Euro um ein Drittel niedriger ausfallen soll als bis dato veranschlagt.Nach eigenen Angaben setzte die Gruppe im dritten Quartal 3,5 Mrd. Euro um, etwa 100 Mill. Euro mehr als vor Jahresfrist. Das Ebit sank von 416 Mill. auf 376 Mill. Euro. Währungsbereinigt legte der Umsatz in den Sommermonaten um 3,7 % zu.Für die ersten neun Monate ergeben sich Erlöse von 10,7 (i.V. 10,5) Mrd. Euro, was einem währungsbereinigten Plus von 5,1 % entspreche. Das Ebit vor Sondereffekten sank von Juli bis Ende September von 416 Mill. auf 355 Mill. Euro und in den neun Monaten von 1,2 auf 1,1 Mrd. Euro. Dies bedeutet eine Marge vor Sondereffekten im Quartal von 10,1 nach 12,1 % und von Januar bis September von 10,7 (11,4) %. Der freie Cash-flow vor M&A-Zahlungen brach im Quartal von 333 Mill. auf 201 Mill. Euro ein und seit Jahresbeginn um 120 auf 127 Mill. Euro. Dies wird primär auf die “geringere Ergebnisqualität” und höhere Kapitalbindung im Vorratsvermögen zurückgeführt. Im September optimistischKurz vor dem Kapitalmarkttag am 20. September hatte Schaeffler schon mit einer Gewinnwarnung für die größte Division Automotive OEM überrascht. Damals versprach Rosenfeld noch, dass die beiden anderen Divisionen die Scharte auswetzen könnten. “Schaeffler bestätigt Jahresprognose” war die Mitteilung überschrieben. Die Marge lag nach sechs Monaten in OEM bei 9 %, in Aftermarket bei 19,5 % und in der Industrie bei 10,9 %. Für Automotive OEM wurde die Ansage von 6 bis 7 % auf währungsbereinigt 4,5 bis 5,5 % zurückgenommen und jetzt nochmals auf 3,5 bis 4,5 %. Dies wurde auf eine Abschwächung der Nachfrage in China und Europa zurückgeführt. Das Geschäft in der Volksrepublik wachse nur temporär weniger deutlich, hofft die Konzernführung in Herzogenaurach. Das seinerzeit erhöhte Margenziel wird nun auf 10,5 bis 11,0 % eingeengt. Für Auto OEM wurde die Marge vor Sondereffekten seinerzeit von 9,5 bis 10,5 % auf dann 8,5 bis 9,5 % zurückgefahren und jetzt auf 8,0 bis 8,5 %. Für Aftermarket gelte unverändert die Annahme, ein Umsatzwachstum vor Währungseinflüssen von 3 bis 4 % und eine Marge von 16,5 bis 17,5 % zu erzielen. Nun wird die Wachstumsansage auf 1,5 % bis 2,0 % gesenkt und die Margenerwartung auf 17,0 bis 17,5 % eingeengt. Als freier Cash-flow vor M&A-Aktivitäten standen vor sechs Wochen noch 450 (488) Mill. Euro auf dem Plan. Schon zur Jahresmitte 2017 hatte Rosenfeld an der Margenprognose Abstriche gemacht. Die im September 2015 zu 12,50 Euro emittierte Aktie notiert nun bei 9,17 Euro.