Schließtechniker macht M&A-Tür auf
wb Frankfurt – Noch ist Dormakaba mit der Bewältigung der eigenen Fusion und der Integration beschäftigt, da kauft der schweizerisch-deutsche Konzern schon fleißig zu. Der im September 2016 gestartete Spezialist für Zutritts- und Sicherheitslösungen legt sich für 725 Mill. Dollar große Teile des Schließtechnikgeschäfts von Stanley Black & Decker zu. Erst Anfang November kündigte Dormakaba an, für 142,5 Mill. Dollar die amerikanische Mesker Openings zu übernehmen, die Gewerbeimmobilien mit Türen ausstattet.Dorna aus Ennepetal und Kaba aus Rümlang waren in einer Fusion unter Gleichen im Volumen von 2,3 Mrd. Dollar zu einem Konzern mit einem Umsatz von 2,3 Mrd. sfr zusammengegangen. Wettbewerber sind Assa Abloy (Schweden), die an der Nyse notierte Allegion und Stanley Black & Decker. Die Gruppe nennt sich eines der globalen Top-3-Unternehmen für Sicherheits- und Zutrittslösungen. Voll fremdfinanziertDie Eigentümerfamilie von Dorma hatte sich mit 9,1 % an Kaba beteiligt und wird zusammen mit den Familienaktionären von Kaba als langfristig ausgerichteter Ankeraktionär der kombinierten Gruppe bezeichnet. Zusammen halten die Clans 27,3 % der Aktien an der Gruppe, die es in Zürich auf eine Marktkapitalisierung von 3,2 Mrd. sfr bringt. Der Streubesitz liegt bei 62 %.Die Akquisition der Black-&-Decker-Sparten impliziert vor Synergien ein Vielfaches von Unternehmenswert zu operativem Ergebnis (Ebitda) von stolzen 13,8 auf Basis des für 2016 prognostizierten Ebitda. Nach erwarteten Umsatz- und Kostensynergien, die innerhalb von vier Jahren erreicht werden sollen, sowie Steuervorteilen liegt das Multiple bei 9. Die Akquisition werde mit der Erhöhung der syndizierten Bankkreditlinie um 500 Mill. auf 1,15 Mrd. sfr vollständig fremdfinanziert. Mit der Akquisition steigt der Umsatz um rund 12 %. Elektronik bleibt in den USADas zu übernehmende Geschäft bringe 2016 einen Nettoumsatz von 276 Mill. und ein bereinigtes Ebitda von 52 Mill. Dollar mit, was einer Marge von 19 % entspricht. Für die Sparte Commercial Hardware wird mit 229 Mill. Dollar Umsatz und einem bereinigten Ebitda von 51 Mill. gerechnet. Für GMT in China gehe es um 48 Mill. und 2 Mill. Dollar.Stanley Black & Decker will das Geschäft mit Commercial Electronic Security (1,5 Mrd. Dollar Umsatz) und Automatiktüren (300 Mill. Dollar) langfristig behalten. Diese Sparte für elektronische Zutrittssysteme ist vor allem mit Blick auf die wachsende Digitalisierung reizvoll. Der US-Werkzeugspezialist hatte Mitte Oktober angekündigt, für knapp 2 Mrd. Dollar in bar Aktivitäten von Newell Brands einzukaufen.”Wir werden damit im attraktiven nordamerikanischen Markt zu einem Top-3-Anbieter und können unseren Kunden das gesamte Portfolio an Türbeschlägen und Zutrittskontrollsystemen bieten”, lässt sich Riet Cadonau, der CEO von Dormakaba, zitieren. Die vollständige operative Integration werde bis zu drei Jahre dauern, wobei zunächst das erworbene Geschäft aus Stanley Black & Decker herausgelöst werde und die geschäftsunterstützenden Funktionen in Dormakaba integriert würden. “Einzigartige Gelegenheit”In Nordamerika und in Asien sei der Integrationsprozess nach dem Zusammenschluss von Dorma mit Kaba weit fortgeschritten, womit die Voraussetzung erfüllt sei, “diese strategisch wichtige Akquisition zum jetzigen Zeitpunkt zu vollziehen”. Die Geschäftsführung streicht den Zukauf als “einzigartige strategische Gelegenheit” heraus, um die bestehenden Aktivitäten in Nordamerika erheblich zu vergrößern. Dormakaba erhofft sich Impulse vor allem im Geschäft mit Neubauten im amerikanischen Bildungs- und Gesundheitswesen. Dormakaba hält sich eine starke Stellung bei Hotels und Wohnanlagen zugute.