FORTUM/UNIPER

Schmollende Stille

In den Kämpfen rund um die feindliche Übernahme des Kraftwerksbetreibers Uniper durch den finnischen Konkurrenten Fortum ist ein neuer Ton zu vernehmen. Noch vor Wochen klang es nach heftigem Türenschlagen: Fortum-Chef Pekka Lundmark zog die...

Schmollende Stille

In den Kämpfen rund um die feindliche Übernahme des Kraftwerksbetreibers Uniper durch den finnischen Konkurrenten Fortum ist ein neuer Ton zu vernehmen. Noch vor Wochen klang es nach heftigem Türenschlagen: Fortum-Chef Pekka Lundmark zog die Zerschlagung von Uniper in Erwägung. Und Uniper-Chef Klaus Schäfer nannte Lundmark einen “Wolf im Schafspelz”. Das Tischtuch zwischen beiden Kontrahenten schien in derart kleine Teile zerschnitten, dass niemand es wieder zusammensetzen könnte.Inzwischen sind die Töne doch deutlich sachlicher geworden. Nach der Veröffentlichung seiner bis zu 8 Mrd. Euro schweren öffentlichen Offerte betonte Lundmark, er strebe nicht an, den Uniper-Vorstand auszuwechseln. Umgekehrt hält sich auch Schäfer die Tür für mögliche Verhandlungen zumindest einen Spalt breit offen: Man werde die 88 Seiten umfassende Angebotsunterlage in den kommenden zwei Wochen sorgfältig prüfen und erst dann dazu Stellung nehmen. Schäfer will nun offenbar das Beste für das Unternehmen und die Beschäftigten herausholen. Statt offenem Gezänk meint man nun schmollende Stille zu vernehmen.Eine einvernehmliche Übernahme erscheint noch immer unwahrscheinlich. Unmöglich ist sie aber nicht. Was bleibt dem Uniper-Vorstand auch übrig? Der ehemalige Mutterkonzern Eon hat sich mit einer Vertragsstrafe von mindestens 750 Mill. Euro und bis zu 1,5 Mrd. Euro an die Vereinbarung gebunden, sein 47-Prozent-Uniper-Paket an Fortum zu verkaufen. Das entspricht bis zu 40 % des Deal-Volumens von 3,8 Mrd. Euro.Das Auftreten eines Weißen Ritters ist damit nahezu ausgeschlossen. Der müsste statt der von Fortum offerierten 22 Euro mindestens 26,50 Euro bieten, damit Eon umschwenkt. Mehr bieten könnte er nur, wenn er eine Zerschlagung von Uniper plante. Es wäre eher ein “Grauer Ritter”. Ihm bliebe nur noch Zeit bis zum Ende der laufenden Angebotsfrist am 16. Januar. Dann ist der Deal durch – aber es entsteht für längere Zeit die seltsame Sondersituation, dass der Uniper-Vorstand unter einem ungeliebten Großaktionär agieren wird.Interessant könnte die hohe Vertragsstrafe, mit der sich Eon gebunden hat, auch noch für den Fiskus sein. Schließlich hatte Eon immer betont, den Uniper-Anteil aus steuerlichen Gründen erst 2018 verkaufen zu können. Sonst wären Steuern von bis zu 1 Mrd. Euro angefallen. Tatsächlich wird das Aktienpaket jetzt erst im Januar 2018 wirksam verkauft. Aber die Transaktion gilt für jedermann schon jetzt als “done deal”. Ein Steuertatbestand?